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Aufstieg und Triumph des Kaisers Augustus

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Ein jüngerer englischer Historiker, John M. Carter, erzählt in einem anschaulich und interessant geschriebenen Buch das Entstehen des römischen Kaiserreiches und den Aufstieg des Neffen Casars, Octavian, zum ersten Imperator Augustus, der vom Jahr 31 v. Chr., dem Jahr der Schlacht bei Aktium, bis 14 n. Chr. regierte, in dessen Regierungszeit die Geburt des Heilandes in Bethlehem fällt. Es war für die damalige Welt, besonders für Italien, eine blutige Zeit. 13 Jahre lang schwankte der Schlachtenerfolg und die geplagte italienische Bevölkerung mußte mit Opfern, Kontributionen, Konfiskationen und maßlosen Steuern die Lasten dieser Auseinandersetzung.

Carter schildert die sozialen Mißstände und Umwälzungen im römischen Imperium, den langen Kampf um die Macht, den schließlich Augustus gegen seinen Hauptwidersacher Antonius gewann. Octavian war im Todesjahr Casars erst 18 Jahre alt und stand den langen Kampf trotz vieler Rückschläge durch. Carter glaubt, daß die Zeit für eine Änderung der Regierungsform reif war, denn die alte römische Republik war ein Spielball familiärer und machtpolitischer Ränkespiele geworden. Die führenden Schichten hatten die sozialen Veränderungen, vor allem die Bildung einer breiten Masse in den Städten, besonders im Rom, nicht erkannt oder erkennen wollen. Ihr Egoismus war grenzenlos. Das soziale Gefüge und das Machtsystem verlangten eine Änderung, die Menschen sehnten sich nach Ordnung und Frieden.

Der Verfasser zeigt sehr eingehend die sozialen Verhältnisse im alten Rom und in Italien, glaubt, daß die Italiker, die schon 150 Jahre vorher den Sieg Roms über Karthago ermöglichten, eine wesentliche Rolle spielten und in vielen Fällen den Ausschlag gaben. Das macht das Buch lesenswert, weil es nicht nur die politisch-militärischen Ereignisse zeigt, die in den 13 Jahren einem dauernden Wechsel unterworfen waren. Der Sieg stand mehrfach in Frage. Erst bei Aktium, wo Kleopa-tra ihren Freund Antonius im Stich ließ, war Augustus seines Erfolges sicher. Mancher Leser wird die Frage stellen, ob sich das Studium dieser doch so sehr entfernten Zeit heute noch lohnt.

Ein gutes Buch ist immer ein Genuß für jeden Liebhaber der Historie. Es zeigt nämlich, wie ein Volk, das sich dem Sinnengenuß ergibt, seinen Glauben verliert oder ihn nur noch in Äußerlichkeiten feiert, in bitteren, langen Jahren dafür büßen muß. Unseren heutigen Progres-sisten kann man das Buch warm empfehlen. Der Weg eines Brutus und Cassius, zweier echter Republikaner, führte nicht zum altrömischen Ideal, sondern zur harten Zeit niner Diktatur. War es in Rußland 1917 bis 1920 denn anders? Die Massen der Oktoberrevolution, die eine neue, bessere Regierung erreichen wollten, verhalfen doch nur Stalin zu einer neuen Diktatur. Mit Mord eine neue Ära zu beginnen, führt zu Bösem.Das Wort Schillers, „Böses muß Böses gebären“, ist immer richtig. Das ist die Quintessenz des Carter-schen Buches.

DIE SCHLACHT BEI AKTIUM. Aufstieg und Triumph des Kaisers Augustus. Von John M. Carter. Deutsch von Fred und Jessica Schmitz. Verlag F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1972. 308 Seiten, 8 Abbildungen, 5 Karten, DM 28.—.

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