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Amt, Wahl und Moral
X T rmioralisch, Betrug am I Wähler. Harte FP-Worte \^ begleiteten Michael Ausser-winkler auf seinem Weg zurück nach Kärnten. Allein die Möglichkeit, daß der ehemalige Gesundheitsminister im Poker um den Kärntner Landeshauptmatm mitmischen körmte, ließ den freiheitlichen Parteichef die Fassung verlieren.
Daß jemand von außen in ein politisches Revier eindringt ist -zugegeben - in Österreich selten. Nichts ist und wäre aber daran demokratiepolitisch fragwürdig. Denn kein Regierungsmitglied -weder auf Landes- noch auf Bundesebene - wird von der Bevölkerung gewählt, auch wenn die Politik den gegenteiligen Eindruck zu erwecken versucht. Danmi werden etwa Nationalratswahlen zu Kanzlerwahlen oder Landtagswahlen zu Landeshauptmannwahlen lungepolt. Damit wird die verfassungsgewoUte Trennung von Legislative und Exekutive, von gesetzgebender Körperschaft imd Regierung nur noch weiter verwischt.
In welcher Funktion auch immer Ausserwinkler vom Landtag mit einer Mehrheit in eine Regierungsfunktion gewählt werden sollte, die Regierungsverhandlungen in Kärnten ziehen sich ja noch: kein demokratischer Grundsatz vrärde damit verletzt, kein Wähler würde betrogen.
Deim gewählt wurden „nur" die Abgeordneten zum Landtag. Und von jenen, die sich erfolgreich um ein Mandat beworben haben, sollte der Wähler erwarten dürfen, daß sie diesen Auftrag auch erfüllen.
Das ist das Problem des Jörg Haider. Um vielleicht Landeshauptmann zu werden, hätte er ja tatsächlich gar nicht für den Landtag kandidieren müssen. Aber er sitzt jetzt auf einem Mandat, das ihm allein zu minder ist. Vorzugsstimmen hin, Wählerauftrag her: wird er nicht Landeshauptmann, können ihn die Kärntner gern haben.
Natürlich ist dieses strategische und demokratisch zumindest fragwürdige Postendenken nicht unüblich und auch nicht nur auf Haider beschränkt. Wer aber so sehr auf die Moral pocht, wird sich erst recht in seinem Fall selbst zu fragen haben: Ist das dann letztlich nicht der Betrug am Wähler?
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