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Das Liberale Forum sucht Verbündete

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Das „Liberale Forum” der FPÖ-Dissidentin Heide Schmidt ist weiter auf Konsolidierungskurs. Nach der Anerkennung durch die „Liberale Internationale” sind für den Herbst Gründungsparteitage in den Bundesländern und auf Bundesebene geplant.

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Das „Liberale Forum” der FPÖ-Dissidentin Heide Schmidt ist weiter auf Konsolidierungskurs. Nach der Anerkennung durch die „Liberale Internationale” sind für den Herbst Gründungsparteitage in den Bundesländern und auf Bundesebene geplant.

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„Die Anerkennung durch die Liberale Internationale ist deswegen so wichtig, weil es zum Selbstverständnis und zur Akzeptanz einer Partei einfach dazugehört, sich international zu positionieren.” - Heide Schmidt, Dritte Nationalratspräsidentin und Gründerin des „Liberalen Forum” (LF), kann sich im Gespräch mit der FURCHE einen dezenten Seitenhieb auf die FPÖ nicht verkneifen. War doch die Haider-Partei vergangenes Wochenende bei der Tagung des Exekutiv-Komitees der „Liberalen Internationale” (LI) im estnischen Talinn einem Ausschluß bloß durch „freiwilligen” Austritt zuvorgekommen. Im Gegenzug war das LF aufgenommen worden.

Untermauert wird das internationale Renomee des LF durch eine „assoziierte” Mitgliedschaft bei der liberalen Fraktion im Europaparlament. Zumindest außenpolitisch haben die FPÖ-Dissidenten rund um Schmidt und Programm-Vordenker Friedhelm Frischenschlager ihrer einstigen Partei bereits den Rang abgelaufen.

Auch innenpolitisch trimmt

Schmidt ihre Partei nun auf Konsolidierungskurs: Bis Spätherbst sollen in allen Bundesländern sowie auf Bundesebene Gründungsparteitage (neun „Landesforen” und das ,3undesfo-rum”) stattfinden; ein Entwurf des Parteiprogrammes liegt vor, eine Parteiakademie ist im Entstehen.

Widrige Kärntner Hürden

Eines steht jetzt schon fest: Das LF wird bei allen Urnengängen des kommenden Jahres antreten, also bei den Landtagswahlen in Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg ebenso

Inspiriert durch „Nationalzeitung”

„Mit großem Interesse lese ich Ihre Zeitung in meiner Eigenschaft als Mitglied der Kärntner Landesregierung und FP-Obmann. Wir selber geben eine Wochenzeitung heraus und haben uns in vielen unserer Artikel durch Ihre Zeitung inspirieren lassen. Zum Artikel ,Der Kampf um die Nation in Österreich' wäre es notwendig, den Begriff Nation zu determinieren. Nach dem Herderschen Begriff (...) kann es keine österreichische Nation geben, sondern nur eine deutsche, slowenische...” Mario Ferrari-Brunnenfeld 1980 in der rechtsextremen „Deutschen Nationalzeitung” wie bei der Nationalrats wähl.

Während aber für den Einzug in das Hohe Haus am Wiener Ring nach der jüngsten Wahlrechtsreform bundesweit vier Prozent der Stimmen reichen, hängen bei den meisten Landtagswahlen die Trauben wesentlich höher. Zu hoch, wie Schmidt meint.

In Kärnten etwa benötigen Parteien zum Einzug in den Landtag ein Grundmandat - und dieses„kostet” (je nach Wahlbeteiligung) zwischen acht und elf Prozent. Eine landesweite Prozentklausel (wie auf Bundesebene), die Kleinparteien den Einzug in die

Volksvertretung erleichtert, kennt man im südlichsten Bundesland nicht. Ähnlich ist die Situation in Salzburg, wo die Wahlordnung ebenfalls die Errin-gung eines Grundmandats in einem der Wahlkreise vorschreibt.

Für Schmidt ist die Kärntner Wahlordnung „verfassungsrechtlich bedenklich, weil sie vom Grundsatz des Verhältaiswahlrechtes und auch zu sehrvon der Nationalratswahlordnung abweicht.”

Ebenso argwöhnt die Nationalratspräsidentin, daß in Tirol eigens als „Waffe” gegen ihre Partei eine Fünf-

Prozent-Hürde anstelle einer Vier-Prozent-Klausel eingeführt wurde.

Kein Wunder also, daß Schmidt nun eine „Bündelung” aller liberalen Kräfte anstrebt. Mit dabei ist auch die „Freie Demokratische Partei” des früheren Haider-Gönners und Kärntner Ex-FP-Obmannes Mario Ferrari-Brunnenfeld. Erste Kontaktgespräche zwischen dem ehemaligen Staatssekretär (während der SP-FP-Koalition) und der Nationalratspräsidentin haben bereits stattgefunden.

Stolperstein für Haider?

Ob der stramme Burschenschafter freilich dazu geeignet ist, das liberale Image der Schmidt-Partei zu fördern, ist fraglich. Trat er doch in den siebziger und achtziger Jahren nicht nur als Leserbrief-Schreiber in der einschlägig berüchtigten „Deutschen Nationalzeitung” in Erscheinung, sondern war auch als damaliger Obmann der Kärntner FPÖ für den Inhalt der „Kärntner Nachrichten” verantwortlich. Und diese erfüllen - laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes - „sämtliche Kriterien des Rechtsextremismus”.

Mit einer Unterstützung für die Schmidt-Partei könnte Ferrari-Brunnenfeld freilich späte Rache an seinem einstigen politischen Ziehsohn und jetzigen „Intimfeind” Jörg Haidernehmen - dann nämlich, wenn der FPÖ in Kärnten zumindest soviel Wähler abspenstig gemacht werden können, wie ihr zur relativen Mehrheit fehlen.

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