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Juni-Votum knackt Lager

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Am vergangenen Sonntag waren Sieger und Verlierer ja recht einfach auszumachen. Der Sonntag im Juni, an dem Österreich über seinen Beitritt zur Europäischen Union abstimmt, wird dann nicht so leicht nach Parteien aufzuschlüsseln sein.

Was die Parteien dafür aus dem Ergebnis und den Analysen vom 13. März ableiten dürfen, macht nur den Grünen und dem Liberalen Forum das Polit-Leben in nächster Zeit etwas bequemer. In der grünen Wählerschaft überwiegen die EU-Gegner, auch wenn es durchaus nicht wenige Umweltbewegte in den Reihen gibt, die einen Beitritt durchaus befürworten. Und bei den Liberalen dominieren eindeutig die Beitritt-Fans.

Ganz anders die Situation bei SPÖ und ÖVP, auch bei der FPÖ. In diesen drei Parteien gibt es ebenso – unterschiedlich deutliche

– Mehrheiten für einen Beitritt wie auch eine ausgeprägte Skepsis dagegen. Befürworter wie Gegner werden sich daher in vollkommen uneinheitlichen, sich sonst sogar politisch ausschließenden Wählerkoalitionen sammeln, weit jenseits von Koalition und Opposition.

Im Juni kommt es auch nicht auf das an, was Wahlbewegungen sonst so wesentlich beeinflußt: der Spitzenkandidat. Der Personalisierung sind da sogar eher enge Grenzen gesetzt. Bruno Kreisky hat es ja seinerzeit im Zusammenhang mit der Volksabstimmung über Zwentendorf versucht, hat (vorher) sogar sein politisches Schicksal mit dem Ausgang des Referendums verbunden – und damit unterm Strich nur das Gegenteil von dem erreicht, was er erreichen wollte.

Wahrscheinlich steht Jörg Haider auch diese Kreisky-Pleite vor Augen, wenn er nun davon abrückt, sich und seine Partei – auch gegen die Interessen eines großen Teils der FP-Wählerschaft – auf Anti-EU-Kurs einzuschwören und „großzügig“ das Abstimmungsverhalten freigeben wird.

Was aber nicht heißt, daß Persönlichkeit überhaupt keine Rolle spielen wird. Kein politischer Spitzenrepräsentant sol und darf die eigene Überzeugung zum EU-Beitritt verstecken. Aber im Juni geht es einmal nicht vorrangig um deren Attraktivität und Gewitztheit, sondern um das Vertrauen, das jemand ausstrahlt – tatsächlich über Parteigrenzen hinweg.

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