Russland: Krieg und Frieden

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Wolfgang Mazal über mögliche Antworten der EU auf eine militärische Intervention Russlands.

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Wolfgang Mazal über mögliche Antworten der EU auf eine militärische Intervention Russlands.

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Tage zwischen Krieg und Frieden: Zwar versuchen einzelne europäische Staaten, den Frieden zu retten, doch verhandeln letztlich andere Mächte über die Souveränität eines europäischen Staates: Der EU kommt dabei kein wahrnehmbarer Stellenwert zu. Angst keimt auf: Wurden Probleme in der Nachbarschaft unterschätzt?

Beunruhigend dabei ist, dass Europa offensichtlich wirtschaftliche Hebel entglitten sind, welche die Basis wirksamer wirtschaftlicher Sanktionen wären: Wenngleich der Ausschluss vom SWIFT-System Russland treffen würde, ist doch angesichts des Abkommens zwischen Russland und China über Kooperation und Gaslieferungen die Abhängigkeit der Europäischen Union von Russland größer als umgekehrt; und außerdem hat Russland Währungsreserven angehäuft, die wirtschaftliche Sanktionen wohl einige Zeit lang erträglich machen würden. Bedrückend ist vor allem, welche Antwort Europa auf eine militärische Intervention geben könnte, wenn Sanktionen fruchtlos bleiben sollten: Besteht Gefahr, dass ein Usurpator, der Europa provoziert und keinen effektiven Widerstand findet, weitere Schritte geht? Wie weit kann Europa Krieg in der Nachbarschaft hinnehmen, um scheinbaren Frieden zu wahren?

In der Vergangenheit haben zwei Methoden Kriegsgelüste eingedämmt: wirtschaftliche Verflechtung zwischen Staaten (die These der Europäischen Einigung) sowie wirtschaftliche und militärische Dominanz (si vis pacem, para bellum). Beides führt zu wechselseitigen Abhängigkeiten: entweder durch gemeinsam wachsende Prosperität oder durch wirtschaftliche und militärische Macht. Wenn allerdings ökonomische und militärische Potenziale abnehmen und sich gleichzeitig ein Staat in der Nachbarschaft anderen Partnern zuwendet, kann es ungemütlich werden. Auf welche Mittel wird Europa heute setzen, um Krieg zu verhindern?

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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