Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Krise der “Parteien
Die FPÖ ist auf der Suche nach sich selbst im finsteren Wald in ein Schlageisen getreten. Aber heißt dies, daß die anderen Parteien sich schon gefunden haben?
Jetzt weiß man, daß die FPÖ halt doch eine Partei der unverbesserlichen Nazi ist, meinen manche. Aber so einfach ist die Sache nicht. Man weiß nur, was man auch vorher hätte wissen können: daß Tausende „Rechte“ in der Partei sich durch eine linksliberale Führung nicht vertreten fühlen.
Aber ähnlich denken die Linksliberalen über die Rechtsnationalen. In Wahrheit setzt jede Koalition mit einer der beiden Großparteien die FPÖ selbstmörderischen Flügelkämpfen aus. Halten kann sich die FPÖ offenbar nur als Oppositionspartei. Das wird sie ab 23. November auch wieder sein.
Am Wahltag selbst wird sie schwach, aber immer noch als Parlamentspartei abschneiden: Das Grundmandat in Kärnten sichert ihr der neue Obmann Jörg Haider, der einige Anti-Steger-Blaue bei der Stange halten, die Steger-Anhänger aber
mehrheitlich wohl an Vranitzky verlieren wird.
Das war einer der Gründe für die SPÖ, die rasche Neuwahl anzustreben. Sie hatte noch eine Reihe anderer: die guten Umfragewerte für den Bundeskanzler, die mit jedem Monat des Krisenwachstums weiter schrumpfen würden; den Unmut in Teilen der Partei über die brutale neue Linie, den man jetzt vielleicht noch zwei Monate niederhalten kann; die Hoffnung auf einen Mitleidseffekt nach dem zu erwartenden steirischen Landtagswahldebakel („Ille Achtung, das hat der Vranitzky riskiert ...“)
Nur eins hat auch die SPÖ nicht mehr: ein sozialistisches Gesicht. Aber eben das imponiert leichtgläubigen bürgerlichen“, und verzagte Parteikader nehmen alles in Kauf, wenn sie nur eine letzte Erfolgshoffnung damit verbinden können.
Bleibt eine ÖVP, die alle ihre jahrelangen Voraussagen nun bestätigt und ihre häufigen Forderungen nach Neuwahlen endlich erfüllt sieht — und trotzdem bangen muß: Hat sie den Wählern die sachlichen und die personellen Alternativen klar genug gemacht? Steht das Selbstverständnis einer christdemokratischen Partei jenseits aller Zweifel im Wählerbewußtsein fest?
Daß das Charakterbild der Grünen schwankt, seit sie Geschichte machen, weiß man. Ihre Identitätskrise hat gleich mit ihrer Identität begonnen.
So wird es einstimmig beschlossene vorzeitige Neuwahlen geben, die letztlich für keine Partei zum idealen Zeitpunkt kommen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!