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PROFIS FÜR DEN TRAUMURLAUB

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Gut Ding braucht nicht nur Weile, sondern manchmal auch Jahrzehnte. Nach mehr als 30jähriger heftiger Urgenz und heftigen Kontroversen und Debatten wurde am 26. Mai in der Steiermark das Fremdenverkehrsgesetz im Landtag beschlossen. Für diese Geburtstagsstunde arbeitete eine Beamtengeneration.

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Gut Ding braucht nicht nur Weile, sondern manchmal auch Jahrzehnte. Nach mehr als 30jähriger heftiger Urgenz und heftigen Kontroversen und Debatten wurde am 26. Mai in der Steiermark das Fremdenverkehrsgesetz im Landtag beschlossen. Für diese Geburtstagsstunde arbeitete eine Beamtengeneration.

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(rk)-„Seit 1955 arbeitete ich für den steirischen Fremdenverkehr", berichtete ein ehemaliger hochrangiger stei-rischer Beamter der Touristik-Lan-desrätin Waltraud Klasnic. „37 lange Jahre bis zu meiner Pensionierung habe ich mich mit diesem Projekt beschäftigt. Ehrlich gesagt - ich habe nicht mehr damit gerechnet, daß ich das Zustandekommen eines steirischen Fremdenverkehrsgesetzes noch erleben werde".

Mit diesem Kommentar sind die Geburtswehen und Querelen rund um das Zustandekommen dieses Tourismusgesetzes zur Genüge beschrieben: Vorschläge gab es genug und im Verhältnis dazu ein vielfaches Maß Streitereien und Ablehnungen aus verschiedenen Motiven.

Daß es ausgerechenet einer Frau gelingen würde, die vielen Interessen unter einen Hut zu bringen, mag vielleicht eine Prämisse gewesen sein.

Kernpunkt des Fremdenverkehrsgesetzes ist die Fremdenverkehrsabgabe, die ab 1. September 1992 von den Betrieben an die Gemeinden gerichtet werden soll. Die Beiträge sind je nach Größe und touristischer Aktivität der Betriebe abgestuft, wobei sich der Unternehmer selbst klassifizieren kann. Auf diese Weise soll es zu einer gerechteren Aufteilung der Beitragszahlungen kommen, um das bisherige „Nutznießen zu vermeiden". Je mehr die einzelnen Gemeinden von ihren Fremdenverkehrsbetrieben an Beiträgen einfordern, umso mehr haben sie dann auch in der Kasse.

Die Abgabe, wie sie in den anderen Bundesländern bereits existiert, wird in insgesamt 308 steirischen Gemeinden eingehoben, das erwartete Aufkommen liegt bei rund 50 Millionen Schilling.

Wieso hat es solange gedauert, bis die Klippe überwunden wurde?

„Die Gespräche gingen lange Zeit in eine falsche Richtung. Verständlicherweise haben zum Beispiel Feldbacher wenig Interesse daran, mit Geldern aus ihrer Region die ohnehin bereits starke Dachstein-Tauern-Region in der Obersteiermark zu unterstützten. Das bestehende Gesetz sieht vor, daß die Beiträge den Touristikbemühungen der jeweiligen Region auch zum Nutzen gereicht", erläutert Landesrätin Klasnic. „Dabei handelt es sich auch um keine Abgabe an das Land, sondern die Gelder werden in Eigenverantwortung verwaltet und eingesetzt".

Damit wurde die finanzielle Grundlage für professionelles Arbeiten in Union mit den zahlreichen ehrenamtlichen Fremdenverkehrsfunktionären gelegt. „Auf diese vielen ehrenamtlichen Funktionäre können wir gar nicht verzichten. Ich wüßte nicht, wo der steirische Fremdenverkehr stünde, wenn wir diese Leute nicht hätten, die aus Freude an der Sache ungemein viel in Bewegung gebracht haben," sagt Klasnic. „Aber nun können sich die einzelnen Regionen auch Profis leisten, die beruflich bestens ausgebildet sind -eine ideale Verbindung."

Auch sonst werde nicht von oben herab geherrscht, meint die Politikerin. „Die Steiermark-Werbung wird Aktionen anbieten, bei denen sich die einzelnen Regionen einkaufen können, wenn es in deren Konzept paßt. Darüber hinaus wird es eine umfassende regionale Betreuung geben, die den örtlichen Initiativen unterstützend zur Seite steht."

Auf eines legt die resolute Landesrätin allerdings großen Wert: „Das Fremdenverkehrsgesetz wird von allen drei in der Landesregierung vertretenen Parteien getragen." Freilich: Wunder wird auch dieses neue steirische Fremdenverkehrsgesetz nicht wirken, aber es wurde doch eine Basis geschaffen, die den vielen Initiativen ehrenamtlicher beziehungsweise professioneller Natur einen guten Ausgangspunkt sichert, die vielen Attraktionen der Grünen Mark qualitativ besser zu vermarkten.

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