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Rom macht Ökumene zur Pflicht
In diesem Jahr wurden drei bedeutende römische Dokumente . publiziert, der Katechismus der Katholischen Kirche, das Ökumenische Direktorium und die Enzyklika „Veritatis Splendor". Das Ökumenische Direktorium hat bisher erstaunlicherweise nur geringe Beachtung gefunden, obwohl Rom darin sehr hohe Forderungen an alle in der Kirche stellt.
Vor allem die Bischöfe werden im Direktorium in die Pflicht genommen, die ökumenische Bewegung weiterzutreiben. Ökumene ist nicht eine Frage der Kirchenpolitik, sondern gehört zum Wesensvollzug
der Kirche, berührt die Tiefe ihrer Spiritualität. Sie ist Aufgabe aller, bis hinein in Pfarre und Familie.
Das alle Christen einigende Fundament ist die Taufe. Die Christen werden aber auch aufgefordert, ihr gemeinsames geistliches Erbe, das nicht nur in der Katholischen Kirche zu finden ist, zu teilen.
Dies kann geschehen im gemeinsamen Gebet, im geistlichen Miteinander in Form von Exerzitien und Studiengruppen, in gemeinsam gestalteten Gottesdiensten.
Ja das kann sogar seinen Ausdruck finden im gemeinsamen Gebrauch kirchlicher Räume und li-
turgischer Geräte. Unverzichtbare Voraussetzung für Ökumene dieser Art ist aber ein hohes Maß an Bildung, um seinen Glauben zu vertiefen, aber auch vorurteilslos das je Eigene der anderen sehen und werten zu können.
Das römische Dokument regt ausdrücklich die Mitarbeit der Katholiken in Kirchen- und Christenräten an, und schließt auf regionaler Ebene, im Unterschied zur weltkirchlichen, auch eine Vollmitgliedschaft nicht aus.
Eine zusätzliche Herausforderung für ein gemeinsames Zeugnis der Christen nach dem Evangelium
sieht das Direktorium in der heute immer häufiger vorkommenden Begegnung mit anderen Religionen, aber auch angesichts einer so säkularisierten Gesellschaft.
Man würde dem Ökumenischen Direktorium eine ähnlich große Aufmerksamkeit und Verbreitung wie dem Weltkatechismus wünschen, stellt es im Hinblick auf ökumenische Fragen ja nahezu eine notwendige Ergänzung zum Katechismus dar.
Rom hat Ökumene für alle zur Pflicht gemacht. Nun liegt es vor allem bei den Bischöfen, ermutigende Initiativen zu setzen.
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