Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Die Verhaltensweisen der Unternehmer
Auch bei den Vorschlägen des Beirates zur Verbesserung der Investitionsfinanzierung ist nicht alles Gold, was glänzt. Entweder hat sich der Beirat nicht die Mühe gemacht, die Auswirkungen seiner Vorschläge durchzurechnen, oder sie laufen darauf hinaus, die angeblich mangelnde Risikofreudigkeit des österreichischen Kreditapparates dadurch zu beheben, daß er das Risiko für Entscheidungen übernehmen soll, die gar nicht von ihm selbst getroffen wurden. Wie konservativ der österreichische Kreditapparat auch immer sein mag, er dürfte in Harmonie mit den Usancen stehen, die seitens österreichischer Unternehmer auch in Finanzierungsfragen an den Tag gelegt werden. Die Verhaltensweisen des Kreditapparates sind überdies durch entsprechende Maßnahmen wohl binnen kürzerer Frist zu korrigieren als die Verhaltensweisen der österreichischen Unternehmer, so daß hier, und nicht beim Kreditapparat, der Engpaß zu suchen wäre, der sich der Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft entgegenstellt.
Daß das klassische System der Wirtschaftsteuerung lediglich durch Budget- und Währungspolitik den heute gestellten Anforderugen nicht ganz gewachsen ist, ist unbestreitbar. Aber ein solcher Schritt wie jener der Ausdehnung dieses Instrumentarismus entscheidet über Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaftspolitik in den nächsten Jahrein, wenn nicht Jahrzehnten, und kann daher wohl kaum gründlich genug überlegt werden. Strukturpolitik kann durchaus von Bedeutung sein, aber man sollte die Proportionen nicht verzerren und nicht übersehen, daß sie nur einen verhältnismäßig kleinen Teilbereich des Usancenkomplexes zu beeinflussen vermag, der in seiner Gesamtheit über die wirtschaftliche Zukunft entscheidet. Es besteht nicht nur das Risiko, daß zu großer Optimismus in dieser Frage nur den Boden für eine spätere um so schmerzlichere Ernüchterung bereitet. Noch ernster wäre es, wenn der Glaube, mit der Strukturpolitik den richtigen Ansatzpunkt gefunden zu haben, den Blick für die eigentlichen Probleme verdunkelt, indem man innerbetriebliche Probleme durch gesamtwirtschaftliche Planung zu überspielen versucht, bloß weil hier mit der eigenen Ideologie nahestehenden Patentrezepten operiert werden kann, während man dort geeignete Techniken der Steuerung erst zu entwickeln hätte — und diesbezüglich schon jetzt, abgelenkt durch eine fruchtlose Debatte für oder gegen Planifikation, in Verzug gekommen ist...“
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!