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Wozu ist die Planung gut?

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1978 mußten in Österreich mehr als 1300 Betriebe entweder einen Ausgleich oder sogar den Konkurs anmelden. Die Schadenssumme betrug etwas mehr als 8,7 Milliarden Schilling. Über die Gründe dieser Insolvenzrekorde gibt es naturgemäß eine ganze Reihe von Aussagen und Analysen.

Auffallend nun aber ist, daß in fast allen Kommentaren kaum von einer „fehlenden Planung“ oder aber auch von einer „mangelhaften Unternehmungsplanung“ gesprochen wird.

Das Wort „Planung“ ist für viele Unternehmungen in unserem Land nach wie vor ein Fremdwort. Und das, obwohl gerade durch eine sorgfältige Planung den Wirtschaftsunternehmungen und ihren Managern hier ein Führungsinstrument geboten wird, das als Frühwarnsystem von entscheidender Bedeutung sein kann.

Während in den Groß-Industrien natürlich „geplant“ wird, so zeigt sich ein Mangel an qualifizierter Planung vor allen Dingen in den Klein- und Mittelbetrieben. Besonders die langfristigen Unternehmenspläne fehlen.

Aber auch die Fragen nach kurzfristigen Plänen, also einjährigen Finanz-, Investitions-, Liquiditäts- oder auch Umsatz- und Gewinnplänen werden in der Regel negativ beantwortet. Es fehlen die Planungsgrundlagen ebenso wie die Planungsrichtlinien, und es fehlen die einfachsten Planungsformulare ebenso wie die erwünschten Formal- und Sachziele.

Entscheidungsprozesse werden in den meisten österreichischen Betrieben nach wie vor nach dem Gefühl abgewickelt. Obwohl sicherlich längst erkannt wurde, Wie dynamisch sich nun einmal die gesamte Welt-Wirtschaft entwickelt, so hat man dennoch aus dieser Erkenntnis nicht die Konsequenzen gezogen. Das aber ist nicht nur mit ein paar kritisierenden Worten zu bedauern, sondern das ist einfach für die Gesamtentwicklung gefährlich. Lebensgefährlich.

Sicher ist es richtig, wenn allgemein betont wird, daß eine langfristige Unternehmensplanung ebenso wichtig ist wie eine kurzfristige. Grundsätzlich muß sich die Kurzfristplanung mit der langfristigen ergänzen. Pläne dürfen freilich nicht zu einer Zwangsjacke werden, sondern sollten immer an die jeweilige Situation anpaßbar sein. Das aber fordert eigentlich eine ständige Planung.

Die Vergangenheit hat gezeigt, daß die Wirklichkeit und die langfristig aufgestellten Pläne, eben auf Grund vieler unvorhersehbarer Einflüsse, kaum miteinander ident waren. Denn wer konnte vor fünf Jahren die Ölkrise voraussagen? Wer dachte vor Jahren an die Dollar-Talfahrt, an Arbeitslosigkeit und Inflation?

Gerade die vergangenen Jahre zeigen deutlich, wie wichtig auf der einen Seite überhaupt die langfristige Planung ist, auf der anderen Seite

aber auch, warum solche Pläne immer wieder auf Grund äußerer, nicht kalkulierbarer Einflüsse angepaßt werden müssen.

Um kostspielige Fehlentscheidungen zu vermeiden, gehören in jeden Langfristplan alle jene Veränderungen mit hinein, die nun einmal die Realisierung der gesetzten Ziele behindern könnten. Gleich, ob es sich um Umweltschutzauflagen handelt, oder aber um steigende Kreditzinsen, um Umsatzprobleme, Sortimentsfragen, oder aber auch um die Behinderung neuer Technologien, beispielsweise durch das ständige Anwachsen einer Staatsbürokratie! Aber auch die Verhärtung der Standpunkte auf den nationalen wie internationalen Märkten sollte die Planung berücksichtigen!

Aber, brauchen die vielen klein-und mittelständischen österreichischen Betriebe auch eine solche Langfristplanung?

Ja, sie brauchen sie! Und: - sie brauchen sie dringend, um sich so selbst mit Kurzfristplänen besser kontrollieren zu können.

Vielleicht benötigen die vielen Klein- und Mittelbetriebe ein etwas Weniger an internationalen Informationen. Aber, auch hier sei bereits eine gewisse Vorsicht angezeigt. Dieser Vorbehalt kann höchstens für die Betriebe gelten, die nur und ausschließlich für das Inland arbeiten. Nicht für die exportorientierten Unternehmungen.

In einen Langfristplan gehören vor allen Dingen die Ziele eines Unternehmens. Was das Unternehmen erreichen möchte und wie dieses Ziel erreicht werden kann. Was man beispielsweise investieren will, was man verdienen muß, um zu investieren und welche Personalpolitik man langfristig betreiben muß. Oder wie die Konkurrenzsituation sich stellt,

Hätte beispielsweise die Textilindustrie in den vergangenen Jahren gerade diesen Punkt in ihrer Langfristplanung stärker berücksichtigt, dann wäre ihr gewiß eine ganze Reihe unüebsamer Überraschungen erspart geblieben.

Das Miteinbeziehen und die Analyse der Markt- und Konkurrenzsituationen muß in allen Langfristplänen eine Grundlage aller Überlegungen sein. Nur der Kunde, der Markt entscheidet letztlich über alle Investitionen und Gewinne. Wer am Markt vorbei produziert, der hat verloren. Und das kann sich kaum ein österreichischer Betrieb leisten.

Man denke einmal an die vielen kleinen Bauunternehmungen, die in den vergangenen Jahren aufgeben mußten. Warum? Nun, ohne eine Langfristplanung wurden eben nur auf Grund eines vorübergehenden Baubooms die Kapazitäten ausgeweitet. Der Markt gab diese Kpazität zwar für einen Moment her, nicht aber auf Dauer.

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