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Chancen für Klein- und Mittelbetriebe

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Österreichs mittelständische Wirtschaft steckt nach wie vor in einer Krise, obwohl die Konjunktur besser geworden ist. Die derzeitige Situation wird noch verschärft durch den allgemeinen Strukturwandel. Hinzu kommt die beängstigende Unterkapitalisierung der meisten kleinen und mittleren Unternehmen. Auf den Auslandsmärkten ist man kaum noch konkurrenzfähig.

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Österreichs mittelständische Wirtschaft steckt nach wie vor in einer Krise, obwohl die Konjunktur besser geworden ist. Die derzeitige Situation wird noch verschärft durch den allgemeinen Strukturwandel. Hinzu kommt die beängstigende Unterkapitalisierung der meisten kleinen und mittleren Unternehmen. Auf den Auslandsmärkten ist man kaum noch konkurrenzfähig.

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Zweifellos haben sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in den letzten Jahren erheblich verändert. Die Verschiebungen in den wichtigen Nachfragebereichen, die Entwicklung der Preisstrukturen und die auf dem monetären Sektor sind an den österreichischen Klein- und Mittelbetrieben nicht spurlos vorbeigegangen.

Nun scheint man - zumindest für einen Teil der österreichischen Wirtschaft -, das „Ei des Kolumbus” gefunden zu haben. „Kooperation” heißt das Zauberwort.

Die Hilfen, die gerade heute kleinen und mittleren Unternehmungen geboten werden, sind vielfältig.

Die betrieblichen Schwachstellen liegen in der Regel bei der katastrophalen Unterkapitalisierung, der fehlenden Forschung und Entwicklung neuer Produkte, im Einkauf, in der Lagerhaltung, der viel zu kostenaufwendigen Transporte, der nicht ausgelasteten Produktionen, der mangelhaften Personal Wirtschaft und natürlich in der Beschaffung von genügenden Informationen und deren Auswertung.

Analysiert man nun alle diese Schwierigkeiten, so kann man wohl annehmen, daß durch verschiedene Kooperationen tatsächlich effektive Hilfen möglich wären. Doch Kooperationen sind auf keinen Fall dann ein Heilmittel, wenn die sich beteiligenden Unternehmen womöglich schon pleite sind.

In erster Linie kommt es wohl immer auf die Kooperationsbereitschaft der beteiligten Firmen an. Der feste Wille zur Zusammenarbeit muß unbedingt und vorbehaltlos gegeben sein. Selbst bei zwangsläufig immer wieder auftretenden Schwierigkeiten sollten alle Beteiligten weiter unbeirrt auf das gemeinsame Kooperationsziel hin ihre Arbeit fortsetzen.

Mißerfolge in einer Kooperation lassen sich vor allen Dingen dann verhindern, wenn bei der geplanten Zusammenarbeit einige Mindestvoraussetzungen erfüllt werden:

• Die Betriebsgrößen der Kooperationspartner dürfen nicht zu stark voneinander abweichen.

• Alle Kooperationsziele sollten immer klar formuliert sein und die

• Entscheidungsvorgänge nicht verkompliziert werden.

• Die psychologischen Hemmnisse, die zweifellos vorhanden sind, sollten gleich zu Anfang abgebaut werden..

Dabei sei vor allen Dingen an die Ängste vieler Firmen erinnert, durch die Kooperation würde ihr persönliches Ansehen geschmälert. Viele Firmen glauben auch, sie könnten nichts mehr hinzulemen.

Natürlich ist es sehr schwierig, die richtigen Kooperationspartner zu finden. Doch hier helfen natürlich die Kammern ebenso wie beispielsweise die Banken und die verschiedenen Verbände. Aber auch Untemeh- mensberater sind jederzeit in der Lage, durch ihre Dienste Kontakte zwischen den Unternehmen herzustellen.

Sobald nun diese Kontakte gefunden sind, sollten die Partner zuerst einmal ihre eigenen Vorstellungen und Ansprüche offen auf den Tisch le en. Erst, wenn das Gesamtkonzept erarbeitet, ausdiskutiert und schriftlich festgelegt ist, kann mit der Realisierung begonnen werden.

Dazu gehört aber auf jeden Fall eine ausgewogene Detailplanung. Mit kleinen Schritten, kleinen Aktionsplänen zum Erfolg zu kommen, ist sicherlich günstiger!

Welche Möglichkeiten aber bieten nun die angestrebten Kooperationen? Es wäre müßig, wollte man hier an dieser Stelle alle die sich bietenden Chancen nennen. Darum nur ein paar Beispiele:

Am leichtesten lassen sich wohl Kooperationen im Personal- und Sozialwesen bilden. Gemeinsame Schulungskurse, Schulungszentren, Lehrwerkstätten, der Austausch von Fachüteratur, die gemeinsame Ar- beits- und Personalplanung, die Arbeitsplatzbewertungen, Altersversorgung, Unfallschutz, Erfolgsbeteiligungen und gemeinsame soziale Einrichtungen, wie Freizeitanlagen oder Erholungsheime, lassen sich fast immer ohne große Schwierigkeiten beschließen. Die Kosteneinsparungen und die Aufwertungen der eigenen Unternehmen sind dabei aber gewaltig.

Schon etwas schwieriger sind meistens jene Kooperationen, die direkt in die Selbständigkeitsbereiche der Unternehmungen eingreifen.

Beispielsweise der gemeinsame Einkauf oder Vertrieb. Es ist auf jeden Fall besser, wenn man sich hier vielleicht zuerst einmal auf gemeinsame Marktforschungs- und Marktinformationsverfahren einigt. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmungen sind oft nur mangelhaft informiert.

Konjunktur- und Strukturanalysen fehlen nicht selten. Uber die tatsächlichen Absatzmöglichkeiten, die Verbrauchergewohnheiten, echte Marjrtdaten also, gibt es zu wenig Informationen. Hier haben die Großbetriebe fast immer einen erheblichen Informationsvorsprung.

Nach den ersten Erfahrungen einer Kooperation lassen sich die schwierigeren Aufgaben wesentlich leichter realisieren. Man kennt sich besser!

Die Vorteile einer Einkaufskooperation beispielsweise sind gerade angesichts der fortschreitenden Konzentration in der Wirtschaft von großer Bedeutung. Eine solche Zusammenarbeit beeinflußt die Kalkulation erheblich, denn Einkaufspreise, Rabatte und Zahlungsziele werden fast immer durch die Größe der Aufträge beeinflußt.

Als besonders günstig hat sich bei einer solchen Kooperation erwiesen, den Einkauf gänzlich aus den einzelnen Unternehmungen auszugliedem und durch eine Einkaufsgenossenschaft oder Einkaufsgemeinschaft zu ersetzen. Selbstverständlich läßt sich auch für den Einkauf eine eigene, Gesellschaft gründen. Hier ist dann die Bindung zueinander die intensivste. Und trotzdem geht die Individualität der beteiligten Firmen nicht verloren.

Es gibt noch eine ganze Reihe von anderen Möglichkeiten der Kooperation. Der gemeinsame Vertrieb beispielsweise. Die Forschung und Entwicklung neuer Produkte. Verbund- und Gemeinschaftswerbung.

Die Finanzierung gemeinsamer Investitionen. Oder aber auch die gemeinsame Ausnutzung nicht genutzter Kapazitäten. Der gemeinsame Transport beispielsweise.

Gerade angesichts der weiter steigenden Energie- und damit auch der Transportkosten ist es oft unverantwortlich, wenn die Wagenkapazitäten vieler Klein- und Mittelbetriebe nur zu 50 Prozent und noch weniger ausgenutzt sind.

The Vorteile einer Kooperation überwiegen fast immer die Nachteile. Entscheidend für den Erfolg jedoch ist, daß neben dem unbedingtem Willen zur Zusammenarbeit vor allen Dingen die exakte Planung, die Abgrenzung der Kompetenzen und die eventuelle Ausgliederung von Funktionen aus den eigenen Untemeh- mensbereichen miteinander beschlossen werden. Auf jeden Fall aber ist die Kooperation für viele Klein- und Mittelbetriebe in Österreich eine gesunde Chance und ein möglicher, überlegenswerter Weg für die Zukunft.

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