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Warum dann SPO?

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Es kam wie (diesmal) pro- phezeit: Auch in Ungarn woll- ten die meisten Wähler von Sozialismus jeglicher Spielart nichts wissen. Ungarns von der SPÖ unterstützte Sozialdemo- kratische Partei landete wie die Kommunisten aller Schat- tierungen unter „ferner liefen ". Sie liefen sogar besonders fern.

Das ist zunächst einmal nicht so selbstverständlich, wie es oberflächlich anmutet. Gewiß haben die Bewohner Ost-, Südost- und Ostmitteleuropas die Nase vom Kommunismus voll. Aber es wäre doch denk- bar gewesen, daß sie sich un- gern eingestehen, lange Zeit einem total falschen Leitbild gefolgt zu sein.

Die Verlockung ist doch groß, sich zu sagen: Daß ich für ei- nen Sozialismus mit menschli- chem Gesicht gewesen bin, dafür brauche ich mich noch immer nicht zu schämen. Die Stalinisten und ihre phanta- sielosen Nachfolgerhaben dem Sozialismus das menschliche Gesicht geraubt. Dafür wer- dende jetzt mit Recht verjagt. Aber die Idee...

Nichts Idee. Der Sozialismus hat in ihren Augen abgehaust, nicht nur der reale, sondern auch der ideologische, der ide- elle, der irreale.

Diese Menschen wollen auch nicht auf demokratischen We- gen sozialistischen Zielen zu- streben. Sie wollen eindeutig das ganz andere: die Markt- wirtschaft, sicher sozial abge- sichert, und die Demokratie.

Warum dann aber SPÖ? Das klare Ergebnis der bisherigen Wahlen in ehemals kommuni- stisch regierten Ländern ist doch eine bittere Pille auch für Sozialdemokraten. Deren Ar- gument, wenigstens im Westen habe sich ihre Spielart des Sozialismus bewährt, steht auf schwachen Beinen. Wo sie noch immer Zulauf haben, verdan- ken sie diesen nicht einem Ja zum Sozialismus, sondern ei- nem Ja zu ihrer Flexibilität.

Auch Sozialdemokraten wis- sen, daß sie heute mit der For- derung nach Aufrechterhal- tung von Verstaatlichung, ho- hen direkten Steuern und all- gemeiner Gleichmacherei kei- ne Chance mehr haben. Ihre letzten Chancen bestehen dar- in, möglichst glaubwürdig kei- ne Sozialisten mehr zu sein. Manche sind Meister darin. Aber auch sie müssen wissen, daß sie damit auf Dauer keinen Staat machen können. Auch Vranz wird einmal in Fransen gehen.

Tatsache ist: Sozialismus ist als Zukunftsrezept nirgendwo mehr sehr gefragt. Aber bieten die christlichdemokratischen 'Parteien die zukunftsträchti- ge Alternative? Gehen von ihnen stärkere Impulse aus? Wer daran zweifelt, wird an dieser Stelle nächstes Mal be- dient.

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