Freiheitsstatue - © Foto: Getty Images / Manchester Daily Express

Günter Bischof: „Letztes Hurra für weißes Regieren“

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Der Wahlkrimi in den USA spiegelt die tiefe Gespaltenheit des Landes wider und wird diese verstärken. Historiker Günter Bischof zweifelt, ob die US-Demokratie weitere vier Trump-Jahre aushalten würde.

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Der Wahlkrimi in den USA spiegelt die tiefe Gespaltenheit des Landes wider und wird diese verstärken. Historiker Günter Bischof zweifelt, ob die US-Demokratie weitere vier Trump-Jahre aushalten würde.

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Seit über 30 Jahren unterrichtet der gebürtige Vorarlberger Günter Bischof an der Universität von New Orleans; seit zwei Jahren besitzt er neben der österreichischen auch die US-Staatsbürgerschaft und durfte somit zum ersten Mal selbst bei der US-Präsidentenwahl seine Stimme abgeben. Mit der FURCHE sprach der Experte für internationale Zeitgeschichte vor und in der langen Wahlnacht über diese Zäsur-Wahlen für Amerika und die Welt.

DIE FURCHE: Herr Professor Bischof, Sie haben schon viele Wahlkämpfe um die US-Präsidentschaft miterlebt – was war dieses Mal anders?

Günter Bischof: Der größte Unterschied zu früheren Wahlkämpfen war, dass es aufgrund von Covid keine üblichen nationalen Konvente und großen Wahlkampfevents gab.

DIE FURCHE: Heißt, der durch Corona gebremste Wahlkampf konnte keine starken Wechselbewegungen mehr von einem zum anderen Kandidaten bewirken?

Bischof: Mein Eindruck ist, dass nicht viele Wähler aufgrund des Wahlkampfs noch ihre Meinung verändert haben. Es gibt ein Drittel der Wähler, das Trump durch dick und dünn unterstützt, auch wenn er noch so viele Lügen daherbringt oder in Debatten den Wahnsinnigen spielt. Biden konnte bei den Wechselwählern damit punkten, dass er im Gegensatz zu Trump das Covid-Thema betonte. Ob jemand mit oder ohne Maske zur Wahl ging, wurde ja bereits als Statement für Biden oder Trump angesehen.

DIE FURCHE: Präsident Trump wird vorgeworfen, er habe die amerikanische Demokratie beschädigt – die außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung zeigt aber, dass Trump durch seinen Politikstil auch einen Demokratisierungsschub ausgelöst hat?

Bischof: Trump hat die Demokratie vor allem auch mit seinen abwertenden Statements über die Briefwahl unterminiert. Die Ironie dabei ist tatsächlich, dass Trumps absoluter Wahnsinn zu einem Demokratieschub geführt hat und mehr Menschen zur Wahl gingen. Wenn man sich die Bilder der early voters angeschaut hat, die stundenlang vor den Wahllokalen standen, dann war das schon sehr beeindruckend.

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