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Bedenken gegen Regierungskoalition

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Es liegt auf der Hand, daß sich durch derartige Maßnahmen die Bedenken der katholischen Arbeiterschaft und des KAB gegen die jetzige Regierungskoalition nur verstärken. Sie werden für die CDU um so gefährlicher, je weniger sich deren linker Flügel im Kabinett durchsetzen kann. Die wirkliche Bedeutung dieser Vorgänge wird erst klar, wenn man bedenkt, daß eine diesbezügliche Empfehlung der KAB eine der wenigen Möglichkeiten ist, die der SPD bei den nächsten Bundestagswahlen die Mehrheit bringen kann. Bei dem Aufeinanderangewiesensein von Bundeskanzler und FDP kann dies für die CDU um so gefährlicher werden, als für beide, sowohl für Adenauer, wie für die FDP die katholische Arbeiterschaft in ihrem taktischen Ungeschick eine kaum zu begreifende Größe ist.

Es ist daher zu beachten, daß dtr seit dem Herbst des vergangenen Täh-res immer mehr an Profil gewinnende Bundesaußenminister Gerhard Schröder in letzter Zeit auffällig die Verbindung zu Hans Katzer und Gottfried Arnold, dem ebenfalls dem linken Flügel der CDU angehörenden Sohn des 1958 verstorbenen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Parteigründers Karl Arnold, pflegt. Gewiß ist Schröder kein Mann nach dem Sinn der KAB. Aber er würde mit einer engeren Bindung an den linken Parteiflügel und als Vorsitzender des evangelischen Arbeitskreises der CDU die beiden gegen Adenauer opponierenden Flügel der CDU für sich vereinigen. Mit vorher kaum beachteter Geschicklichkeit hat Schröder die beiden bisherigen Exponenten dieser bei !en Flügel Gerstenmaier und Krone ausmanövriert.

Sollte es Schröder gelingen, von dem katholischen Flügel der CDU den Arbeiterflügel für sich zu gewinnen, so hätte er als einziger neben dem immer mehr abfallenden Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard geschafft, eine Alternativlösung für Adenauer zu sein, die sich auf eine Anhängerschaft in beiden konfessionellen Teilen der CDU stützen und damit auch für die Zukunft die Einheit der Partei garantieren würde. Bei der positiven Resonanz in der SPD, über die Schröder in letzter Zeit verfügt und der steigenden Bereitschaft zur großen Koalition innerhalb der CDU, die natürlich in erster Linie vom linken Parteiflügel getragen wird, scheint es nicht ausgeschlossen, daß er der Mann ist, der Adenauer noch während dieser Legislaturperiode gefährlich werden könnte.

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