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Die Idee einer christlichen Gesellschaft

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Das vorliegende Buch ging aus drei Vorträgen hervor, die der Autor im März 1939 im Corpus Christi College in Cambridge hielt. Als Quellen für das Buch werden in der Einleitung die Gedanken von Christopher Dawsön und Jacques Maritain zitiert. Den Anlaß für das Buch gab ein Brief in den „Times“ vom 5. Oktober 1938, in dem gefragt wird, ob „in den Grundlehren und -erkenntnissen des christlichen Glaubens neue seelische Kräfte.zur Erneuerung und Belebung unserer kranken Gesellschaft zu entdecken sind“.

Auf diese Frage will Eliot nicht mit praktischen Rezepten (S. 16), sondern mit der Herausstellung der Idee der christlichen Gesellschaft antworten.

Aus den Zielbestimmungen des Menschen ergibt sich auch die Idee der christlichen Gesellschaft. „Das natürliche Ziel des Menschen ist für alle Tugend und Wohlergehen in der Gemeinde, und das übernatürliche ist die Seligkeit — für jene, die Augen haben, zu sehen“ (S. 69). Dieses Ziel der Persönlichkeitsentfaltung ist nur in der Gemeinschaft möglich. Heute gilt besonders, daß das Christentum sich mehr im Gemeinschaftleben als in der Persönlichkeit manifestieren muß (S. 119). Hiezu bedarf es einer Weltanschauung, die ihre Begründung von der Ethik und der religiösen Wahrheit empfängt (S. 125).

Der Charakter der christlichen Gesellschaft wird bestimmt vom allgemeinen Ethos des Volkes und nicht von der persönlichen Frömmigkeit der Politiker (S. 53). Daher muß „die christliche Erziehug in erster Linie die Menschen lehren, in christlichen Kategorien zu denken“ (S. 56), „denn dann erst kann das religiöse und soziale Leben eine Einheit bilden“ (S. 58). Diese Einheit gibt die geistige Atmosphäre für die christliche Gesellschaft. „Die Gleichgerichtetheit im Glauben und Streben ermöglicht, einander anzuregen und zu beeinflussen und gemeinsam das Bewußtsein und das Gewissen des Volkes zu repräsentieren“ (S. 88). Die christliche Gesellschaft braucht demgemäß keine starre Organisation. Im letzten kann es allerdings eine vollkommene christliche Gesellschaft nie geben, „denn eins werden das Zeitliche und Geistige nie ... Diese Spannung ist der Idee einer christlichen Gesellschaft wesentlich“ (S. 113).

Ob und wieweit eine christliche Gesellschaft in offizielle Verbindung mit dem Staat treten soll, ist an sich nebensächlich, denn in der

Verbindung mit dem Staat ist stets die Gefahr des Absinkens gegeben (S. 97). Außerdem ist es für die christliche Gesellschaft ohne Belang, welche Staatsform besteht, denn in jeder Staatsform, „die einer christlichen Gesellschaft gemäß ist“, kann sich diese entfalten.

Heute sind wir von einer christlichen Gesellschaft weit entfernt, weil „viele, die sich selbst Christen nennen, gar nicht verstehen, was das Wort eigentlich bedeutet, und weil manche, die das Christentum heftig ablehnen, mehr davon in sich tragen als viele, die dafür eintreten“ (S. 89). Daß wir gegenwärtig keine christliche Gesellschaft haben, hat den Grund in der „negativen Kultur“, in der wir leben (S. 25), die schrittweise zum Abstieg führt oder aus sich heraus eine positive Gestalt gewinnen muß. Diesen Zustand brachte der Liberalismus hervor, der eine Bewegung mehr von etwas weg als auf irgendein Bestimmtes zu war (S. 31). Er zerstörte „die sozialen Gewohnheiten der Menschen, indem er ihr natürliches Kollektivbewußtsein in die individuellen Komponenten auflöste“ (S. 31). Der liberale Einbruch war möglich, weil das Christentum „auf einer Entwicklungsstufe stehenblieb, die einer' einfachen, Ackerbau und Fischfang treibenden Gesellschaft gemäß war“ (S. 63). Dazu schuf der Industrialismus aus allen Klassen eine Masse, die, von aller Tradition losgelöst, der Religion entfremdet und der Massensuggestion zuqänglich ist (S. 43).

In der gegenwärtigen „Windstille zwischen entgegengesetzten Strömungen der Doktrinen“ ist „der einzige aussichtsreiche Weg, die schöpferische Aktivität zu erhalten: christlich zu werden!“

Univ.-Prof. Dr. Anton Tautscher

Asien. Von Walter Schneefu3. Leykam-Verlag, Graz-Wien. 296 Seiten.

Den Herren des Dritten Reiches war es bekanntlich sehr darum zu tun, das deutsche Volk zu „weltpolitischem Denken“ zu erziehen und sein Verständnis namentlich für die Erfordernisse der „Geopolitik“ Haushofcrscher Prägung zu wecken. Aus diesem Grunde wurde auch die Herausgabe einer „Weltgeschehen“ benannten Reihe „geopolitischer Schriften“, die in den letzten Vorkriegsjahren in Leipzig erfolgte, vom NS. Wirtschaftspolitischen Dienst aufs wärmste begrüßt. Zu den Mitarbeitern am „Weltgeschehen“, welches Unternehmen den gestellten Problemen bestimmungsgemäß „energisch auf den Leib zu rücken“ hatte, gehörte auch der Autor des hier vorliegenden Buches, nieser Umstand mag die Kühnheit erklären, mit der Schneefuß seinen schmalen Band im Untertitel als „Fünf Jahrtausende Geschichte“ bezeichnet. Inwieweit er dem Anspruch, der in diesen Worten liegt, auf durchschnittlich knapp 60 Seiten pro Jahrtausend gerecht zu werden vermochte, bedarf wohl kaum einer näheren Erläuterung. Hätte er sich ein weniger ambitioniertes Ziel gesetzt, dann wäre es ihm vielleicht gelungen, einen brauchbaren Le.lfaden zur Geschichte der asiatischen Völker zu verfassen; so aber wurde aus seinem Buch eine unübersichtliche, dilettanten-haft überfüllte Kompilation von Daten und Namen, die auch sachliche Irrtümer und störende Abweichungen von der orthodoxen Schreibweise mancher Eigennamen aufweist. Nützlich sind — leider muß man sagen: nur — die angefügten chronologischen Tabellen und eine Ubersidit der heutigen politischen Zergliederung Asiens.

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