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infzig Jahre Bankenverband in Osterreich

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Furche: Die Furche feiert heuer • SOjähriges Jubiläum, der Verband österreichischer Banken und Bankiers kann 1996 aufsein SOjähriges Bestehen ' zurückblicken. W2S hat sich in diesem halben Jahrhundert Gravierendes im Bankwesen getan?

Franz OvesnY: Vorerst möchte ich der furche zum Geburtstag herzlich gratulieren und ihr noch viele erfolgreiche Jahre wünschen, denn in unserer Medienlandschaft kommt einer seriös-kritischen Zeitung besondere Bedeutung zu.

50 Jahre Verband österreichischer Banken und Bankiers lassen sich natürlich nicht so schnell erzählen. Ich möchte daher mit der jüngeren Vergangenheit beginnen, in der sich durch den Beitritt Österreichs zum EWR mit 1. Jänner 1994 und ab 1. Jänner 1995 zur EU einiges getan hat. Die österreichischen Finanzmärkte haben weitreichende Reformen hinter sich gebracht. In Zusammenhang mit den diesbezüglichen Gesetzesvorhaben ist es dem Bankenverband gelungen, die für den Erfolg auf den internationalen Markt erforderlichen Rahmenbedingungen umzugestalten. Aus einem sehr kleinen und relativ abgeschlossenen Markt ist ein europareifer Markt geworden, der sich in diesem europäischen Umfeld gut bewährt. Es gab keine schockartigen Veränderungen, sondern eine über viele Jahre hinweg vorbereitete europäische Integration. Bereits die Novellierung des Kreditwesengesetzes 1986 bereitete die Annäherung an die Europareife des österreichischen Bankwesens vor. Zug um Zug entfernte sich Österreich von der Devisenbewirtschaftung und der damit verbundenen Bewilligungspflicht, bis schließlich im November 1991 die Volliberalisierung des Kapitalverkehrs in Kraft trat.

DIEFURCHE: Welche Auswirkungen haben die geänderten Rahmenbedingungen nach sich gezogen? ovesny: Die Umstellung auf die neuen Bedingungen, legistisch im Fi-nanzmarktanpassungsgesetz festgehalten, ist aufgrund jahrelanger Vorbereitungsarbeiten ruhig und ohne größere Probleme vor sich gegangen. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Kapitalmarkt und die Börse entsprachen 1994 bereits den EU-Standards.

DIEFURCHE: Immer wieder hört man von Niederlassungsfreiheit und Dienstkistungsfreiheit Wie wirkt sich das auf den österreichischen Bankensektor aus?

OVESNY: Die Niederlassungsfreiheit, die das Anbieten von Finanzdienstleistungen im EWR-Raum im Wege einer Zweigstelle - nicht einer Tochtergesellschaft -, die Dienstleistungsfreiheit das Anbieten ohne örtliche Präsenz - etwa durch Mitarbeiter oder durch Einrichtungen der Telekommunikation - umfaßt, hat sich für Österreich in keiner Weise negativ ausgewirkt. Die Bankenkonkurrenz aus dem Raum der EU hat sich bisher mit ihrem Engagement in Österreich relativ zurückgehalten. In vergleichsweise wesentlich stärkerem Ausmaß haben sich österreichische Rankinteressen in den benachbarten Reformstaaten ausgewirkt. Auch die

Neugründungen von Repräsentanzen ausländischer Banken in Österreich kann überwiegend vor dem Hintergrund der intensivierten wirtschaftlichen Beziehungen zu diesen Ländern gesehen werden.

DIEFURCHE: Als nächste einschneidende Neuerung steht die Währungsunion bevor, von der niemand wirklich begeistert ist Wie steht der Bankenverband dazu?

OVESNY: Da wären wir eigentlich schon bei den Zukunftsperspektiven angelangt. Schließlich wollen wir in den nächsten Jahren unsere Kompetenz als Interessenvertretung ausbauen. Zu unseren vordringlichsten Aufgaben gehört es, verstärkt als Koordinationsstelle und „Filter” einer immer größer werdenden Informationsflut zu fungieren, um unseren Mitgliedsinstituten die wichtigsten Informationen zum richtigen Zeitpunkt zukommen zu lassen und somit dem österreichischen Bankwesen das Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht, insbesondere auch auf europäischer Ebene, zu sichern.

Als zunächst außerordentliches Mitglied und seit November 1994 ordentliches Mitglied des Europäischen Bankenverbandes - Föderation Ban-caire de l'Union Europeenne - sind in allen seinen Arbeitskreisen Experten unserer Mitgliedsinstitute vertreten. Somit bekommen wir die Informationen aus erster Hand und können bereits im Vorfeld mitbestimmen. Uns allen ist bewußt, daß die Einheitswährung in vieler Hinsicht ein sehr sensibles Thema ist. Es wird auch schon sehr lange über die Einführungsweise beraten und die damit verbundenen Probleme von allen Seiten beleuchtet. Prinzipiell kann ich dazu nur sagen, daß ein Binnenmarkt logischerweise eine Einheitswährung verlangt.

Das Ausschalten der Kursschwankungen, einfacherer Preisvergleich und eine starke Währung Drittländern gegenüber, um nur einige Punkte zu erwähnen, erachte ich durchaus als Vorteil. Wir, wie die Mehrheit der 15, müssen uns in allernächster Zukunft sehr bemühen, die Konvergenzkriterien zu erfüllen, um in den

Kreis derjenigen aufgenommen zu werden, die 1999 „dabei” sein werden. Denn für Österreich mit der starken Bindung des Schillings an die DM wäre ein vorläufiger Ausschluß aus der Währungsunion ein Nachteil. Wenn in der Regierungskonferenz im Dezember 1995 die Unsicherheiten über den Zeitplan ausgeräumt werden könnten, würden wir schon ein wenig klarer sehen.

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