Materiewellen: Die seltsamen Ideen des Prinzen de Broglie
Vor 100 Jahren versetzte ein junger Franzose die Welt der Physik in Aufruhr. Louis de Broglies wegweisende Erkenntnis zur Wellennatur der Materie sorgt auch heute noch für Stirnrunzeln.
Vor 100 Jahren versetzte ein junger Franzose die Welt der Physik in Aufruhr. Louis de Broglies wegweisende Erkenntnis zur Wellennatur der Materie sorgt auch heute noch für Stirnrunzeln.
„Mit diesen neuen Ideen wird es wahrscheinlich möglich sein, fast alle mit Quanten verbundenen Probleme zu lösen.“ Mit diesem selbstbewussten Satz schließt eine der wohl folgenreichsten Veröffentlichungen der Wissenschaft. Die Abhandlung, die ihr adeliger Autor, ein gewisser Louis-Victor Prinz von Broglie (1892–1987), so kühn enden lässt, erschien im Oktober 1923 und ist nur eine knappe halbe Seite lang. Dennoch erschütterte sie das Weltbild von Generationen und prägt die Physik bis heute.
Rätselhafter Dualismus
Was de Broglie, zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt und kurz vor der Dissertation in theoretischer Physik stehend, in diesen wenigen Zeilen vorschlägt, scheint zunächst so absurd zu sein, dass die These bei seinen Zeitgenossen auf Unverständnis und Ablehnung stieß. Zu jung waren die revolutionären Ideen der Quantenphysik, um in der Physikergemeinde Fuß zu fassen. Erst die Fürsprache Einsteins verlieh de Broglies Ideen Auftrieb – und experimentelle Belege seiner Materiewellen.
De Broglie brachte zusammen, was eigentlich nicht zusammen geht: Bestens vertraut mit den Erkenntnissen des frühen 20. Jahrhunderts zum Verhalten von Licht, schlug er vor, den notorischen Welle-Teilchen-Dualismus auf Materie auszudehnen. Elektromagnetische Strahlung verhält sich unter gewissen Umständen wie ein Teilchenstrom, unter anderen wiederum als Welle.
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