Allianz gegen den Hass

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Man kann die Katastrophe, die mit den Terroranschlägen in den USA eingetreten ist, gar nicht in Worte fassen: das Leid der direkt Betroffenen, das Aufwallen vieler negativer Gefühle, die Gefahr einer Eskalation der Gewalt. Das Bemühen der Selbstmordattentäter, möglichst viele mit in den Tod zu nehmen, stellt eine Perversion jeder echten Religiosität dar.

Dennoch stellen manche die Frage, wer aus einer solchen Tragödie Nutzen zieht, und haben auch schon Antworten parat: Die Israelis profitieren davon, denn nun wird weltweit das Verständnis für die Palästinenser sinken. US-Präsident Bush steigt in der Sympathie seiner Landsleute, insbesondere wenn er nun harte Vergeltung ankündigt und wie ein Wild-West-Sheriff des mutmaßlichen Terror-Drahtziehers Osama Bin Laden "tot oder lebendig" habhaft werden will.

Die Terroristen haben ihr Ziel erreicht, die Verwundbarkeit der verhassten Supermacht USA aufzuzeigen. Und ein überzogener Gegenschlag erfüllt womöglich einen offenbar sehnlichen Wunsch von ihnen: eine Vertiefung der Kluft zwischen westlicher und islamischer Welt. Schließlich befriedigt die Katastrophe auch noch jene, Rechte und Linke, die den USA schon lange - klammheimlich oder ganz offen - ähnliches Leid wünschen, wie es andere Länder durch US-Bomben oder eine von den USA dominierte Weltwirtschaft erlitten haben.

Doch jeder solche "Nutzen" hat ausschließlich negative Aspekte. Der einzige wahre Nutzen einer solchen Katastrophe könnte ein tiefes Erschrecken darüber sein, wozu Menschen fähig sind. Positiv wäre das Zustandekommen einer breiten Allianz, die auf Gerechtigkeit - also natürlich die gerechte Bestrafung aller Täter und Mittäter -, aber nicht auf Rache unter Gefährdung vieler Unbeteiligter und Schuldloser zielt. Gemeinsam sollte alles getan werden, um in Zukunft ähnliche Anschläge zu vermeiden und ihnen jeglichen Nährboden zu entziehen.

Wer andere Folgen der Tragödie für einen Nutzen hält, gerät in Gefahr, in den Kategorien der Terror-Verbrecher zu denken. Der Fratze des Hasses kann nur mit dem Gesicht der Menschlichkeit wirksam Widerstand geleistet werden.

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