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Galerie in der Redaktion

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Di üblichen Ausstellungen eines Einzeloeuvres oder einer Sammelkollektion in Galerien oder Expositionshallen können selten mit mehr als einem verhältnismäßig kleinen Stammpublikum rechnen. Noch immer ist — bedauerlich genug — eine angesehene Galerie zufrieden, wenn die vier Wochen dauernde Ausstellung eines ausgezeichneten Malers von 500 Interessierten besichtigt wird. — Dementsprechend fehlt es nicht an Versuchen, den ' umgekehrten Weg zu gehen unid Bilder und Plastiken dbrthin zu bringen, wo ein größeres Publikum sie sozusagen zwangsläufig betrachten muß — etwa in die Wandelgänge eines Theaters. Gerade jetzt hat eine bekannte Wiener Künstlervereinigung die Wände eines Kaffeehauses der Inneren Stadt mit Arbeiten ihrer Mitglieder behängt; es schaut nicht einmal übel aus, wiewohl unserem Gefühl nach ein Kaffeehaus eben doch niemals der richtige Ort für derlei ist...

Meist haftet diesen Versuchen ein Mangel an: sie werden nicht wirklich großzügig durchgeführt. Vielleicht bleiben sie gerade deshalb immer ein wenig peinlich, lassen immer wie entschuldigend durchblicken, daß sie der Not und nicht dem eigenen Triebe gehorchen. Dieses störende Gefühl hat man nun bei dem Unternehmen der „Wiener Tageszeitung“, die sich eine eigene, wechselnde Galerie eingerichtet hat, ganz und gar nicht. Weil man hier großzügig genug war, nicht nur einzelne, eine bestimmte Künstlergruppe oder auoh nur eine bestimmt Stilrichtung heranzuziehen, sondern in der Tat allen österreichischen Künstlern, Malern und Bildhauern die Möglichkeit bot, auszustellen.

Etwa hundert Bilder, Werke der großen und Arbeiten der kleineren Meister unserer Zeit, der Älteren und der Jüngeren, der Traditionalisten und Radikalisten, hängen nun in den Zimmern und Vorräumen dieser Wiener Zeitung. Jeder, der das Haus betritt, muß sich auch die Bilder anschauen — und in Anbetracht dessen, daß hier viele und manche wirklich bedeutende Stücke versammelt sind, wird er nicht ganz ohne Eindruck fortgehen.

Dieses vorläufige Unternehmen soll allmählich weiter ausgebaut und zu einer ständigen Galerie erweitert werden. Das wäre zu begrüßen; der Beginn läßt das Beste erwarten.

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