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Die ernstzunehmende Wissenschaft von den Medien

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Man kann nicht nicht kommunizieren” lautet das erste Axiom des an der Universität Stanford lehrenden Wissenschaftlers Paul Watzlawick. Damit setzt er Kommunikation dem Verhalten gleich und geht davon aus, daß jedes Verhalten in Gegenwart eines anderen für diesen eine Mitteilung darstellt. Simpel ausgedrückt: Man kann sich nicht nicht verhalten. Akzeptiert man, daß jedes Verhalten Mitteilungscharakter hat, erkennt man, daß Handeln oder Nichthandeln, Worte oder Schweigen andere beeinflussen und diese können ihrerseits nicht nicht auf diese Kommunikation reagieren und kommunizieren damit selbst.

Roland Burkart distanziert sich in seinem Buch mehrmals klar und deutlich von dieser Sichtweise. Sie ist aber ein Beispiel dafür, mit welchen Problemfeldern er sich auseinandersetzt.

Ursprünglich nicht als Lehrbuch, sondern als Habilitationsschrift 1983 zu erstenmal veröffentlicht, wurde sie

in den letzten zehn Jahren eines der wichtigsten Bücher, die sich mit Kommunikation als ernstzunehmende Wissenschaft auseinandersetzten.

Kommunikationswissenschaft, deren Vorläufer die Zeitungskunde war, ist gemessen an den anderen Wissenschaften eine sehr junge Disziplin. Sie blieb bis in die siebziger Jahre vielfach unbeachtet.

Erst da erkannte man die Bedeutung des Faches für die Sozialwissenschaften und Philosophen, Psychologen, und Germanisten begannen die Theorien dieser neuen Disziplin mit-einzubeziehen und fächerübergreifend weiterzuentwicklen. Welche Bedeutung sie mittlerweile auch für die Naturwissenschaften (interzelluläre Kommunikation) und Wirtschaftswissenschaften (interne, externe Kommunikation) hat, bleibt hier noch unbesprochen.

Schwerpunkt der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ist die massenmedial, also öffentlich vermittelte Kommunikation. Diese aber kann nur dann angemessen erfaßt werden, wenn man zuerst die zwischenmenschliche, individuelle Kommunikation ins Auge faßt. Daher beschäftigt sich der Autor in den ersten Kapiteln mit den Grundzügen des Kommunikationsprozesses, mit dem höchsten entwickelten Kommunikationsmittel, der Sprache, und dem Stellenwert der Kommunikation im Verlauf der Anthropogenese, um den Sozialisationsfaktor erkennbar zu machen.

Erst auf dieser Basis beschäftigt sich der Verfasser weiter mit der Bedeutung des Massenkommunkations-prozesses für Mensch und Gesellschaft. Dabei spürt er mit empirischen Forschungsergebnissen vor allem der Wirkung der Massenmedien nach. Den Jahrhundertmedien Fernsehen und Radio schenkt er dabei spezielle Beachtung.

Das Buch wurde in der zweiten Auflage nun rundum erneuert und ergänzt. Wesentliche Lücken, die der Fortschritt der Wissenschaft mit sich brachte, sind aufgefüllt worden, wobei das Kapitel Massenkommunikation und Wirkungsforschung um ein vielfaches erweitert wurde, da in unserer Gesellschaft Vorstellungen in hohem Maß von Medien geprägt sind.

Darin werden die Thesen namhafter Wissenschaftler wie Neil Postman, Elisabeth Noelle-Neumann, Carl Ho-vland et cetera vorgestellt.

Es ist als Lehrbuch angelegt, richtet sich aber auch an ein Publikum, das an den Massenmedien oder an menschlicher Kommunikation allgemein interessiert ist. Daher bezieht das Buch auch seinen Erfolg. Wer begriffen hat, daß „erfolgreiche Kommunikation” nicht leicht zu haben ist, und die Unstimmigkeit zwischen der gedanklichen und sprachlichen Ebene erkennt, wird Kommunikation als humane Grundsubstanz begreifen.

Das Buch bietet aber keine Hilfestellung für Verständigungs- und Kommunikationsprobleme, sondern beschäftigt sich nüchtern mit Forschungsansätzen und Problemfeldern und ist Grundlage der Kommunikationswissenschaft für Leser, um verstehen zu lernen welche Bedeutung ihr zukommt.

HKOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT. Grundlagen und Problemfelder. Van Roland Burkart Bühlau Studienbücher Bühlau Verlag, Wien 1995. Tb., öS 296,-

Gefährlicher Schmuggel

Ein Mafioso namens Antonio schmuggelt Beutegold via Wien nach Ungarn, um dort Familienschmuck anfertigen zu lassen. Eines Tages wird er vor seinem Wiener Hotel entführt und tot aufgefunden. Ein Wiener Juwelier und Mitwisser büßt ebenfalls mit dem Leben. Zuletzt stirbt ein arabischer Teppichhändler an den Folgen einer Magenvergiftung. Hinter all dem steckt Hildegard Schneider. „Gefühlsarm, egoistisch, eiskalt berechnend und nur auf materielle Vorteile bedacht”, wird sie von Frank knapp charakterisiert. Sie hat nur ein Lebensziel: „Einmal eine reiche Frau zu sein, sich jeden Luxus leisten zu können.”

Ein bewährter Leo Frank-Krimi, geradlinig, fallorientiert, ohne Abschweife erzählt. Frank, 35 Jahre Kriminalbeamter mit Karriere (er war sieben Jahre Kripochef der UN-Truppen auf dem Golan, zehn Jahre Kripochef von Linz) kennt den Ton der Kriminalisten und der Täter. Er schreibt prägnant in lakonisch gedrängter Sprache, garniert mit trockenem Humor, eben ein Mann der Praxis. Die Story wurde für die „Euro-cops” verfilmt.

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