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Einzelgänger in den Dolomiten
Wird 1970 das Jahr, in dem der Südtirolkonflikt gelöst wird? Fast möchte man es glauben, wenn man führende Politiker in Rom, Wien und Innsbruck in optimistischen Sentenzen über die Südtirolfrage redien hört. Auch die Süditiroler Volkspartei hat nunmehr optimistischer über die Lösung geurteilt. Einer Übergangslösung allerdings, wie sie von einigen Südtiroler Verbänden ebenso wie auch von Wiener und römischen Kreisen immer wieder gelordert wird, geht man in Bozen nach wie vor aus dem Wege. Die wirksame Verankerung des Paketes ist noch immer die Hauptforderung.
Überhaupt scheint es in Bozen zwischen einigen Randschichten der deutschsprachigen Kreise und der offiziellem Südtiroler Volkspartei Immer mehr zu kriseln. Die „Dolomiten“ forderten in einer ihrer letzten Nummern jene Einzelgänger auf, sie mögen sich der offiziellen Südtirolpolitik beugen. Man befürchtet aber auch, daß die R'and-schichten, die gerade zu einem Zeitpunkt, da Rom und Wien sich sehr nahe gekommen sind, ihr Störfeuer beginnen, eine zweite deutschsprachige Zeitung herausbringen könnten und damit eine gewisse Spaltung dokumentieren würden. Sicher, noch nie war die Abschlußfreudigkeit zwischen Rom und Wien so groß wie gerade jetzt. In Wien braucht man im Vorwahljahr in der ÖVP-Allein ierung jenen großen Wahlschlager, der demonstrieren soll, daß unter der Alleinregierung das gelungen ist, was 20 Jahren Koalition verwehrt blieb. Und in Rom, wo das Kabinett Rumor ebenfalls nicht mit allzuviel Vorschußlorbeeren bedacht wurde, braucht man ebenfalls den großen Erfolg, um sich gegenüber den Koalitionspartnern und den übrigen Parteien durchsetzen zu können. Ein Zwist innerhalb der Südtiroler könnte aber jetzt da vernichten, was greifbar nahe scheint: die Lösung eines Problems im Herzen von Europa, die nicht nur die österreichische und die italienische, sondern die gesamteuropäische Politik belastet.
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