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Gefragt sind „Ecken und Kanten”

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Jeder Beobachter des österreichischen politischen Systems wird unschwer erkennen, daß besonders das Wiener Parteiensystem von deutlichen Erosionserscheinungen geprägt ist. Die Grünen haben bereits bei der letzten Wahl den Einzug ins Landesparlament geschafft, mit der ÖVP und der FPÖ existieren zwei Mittelparteien, nach übereinstimmenden Umfragedaten wird die SPÖ das Ziel der absoluten Mandatsmehrheit bei der nächsten Wahl deutlich verfehlen und mit dem Auftreten des Liberalen Forums ist zusätzlich eine neue, derzeit noch unbekannte Größe im Wiener Par-teienspektram hinzugekommen.

Um in dieser neuen, für Integrationsparteien schwieriger gewordenen Zeit überhaupt bestehen und zulegen zu können, hat der Landespar-teiobmann der Wiener ÖVP, Bernhard Görg, bereits vor längerem eine kommunalpolitische Programminitiative gestartet, deren Ergebnis — ein neues Programm der Wiener ÖVP - bereits am 19. März 1994 vorgestellt werden wird.

Um klare Unterscheidungslinien, vor allem gegenüber der regierenden SPÖ, zu dokumentieren wird das neue Programm auch eindeutige „Ecken und Kanten” besitzen, vor allem in Fragen der Stadtentwicklung, der Verkehrs- und Gesundheitspolitik. Sowohl die Grünen als auch das Liberale Forum sind auf Wiener Ebene derzeit nur durch ein eingeschränktes Personalangebot ausgewiesen, die Freiheitlichen in Wien ohnehin auch nur durch ihren Rundesparteiobmann, allen drei Konkurrenten der ÖVP im oppositionellen Spektrum isteines gemeinsam: sie verzichten - teils bewußt — auf klare programmatische Aussagen zur Wiener Stadtpolitik.

Dem neuen ÖVP-Programm zugrundegelegt wurde ein von Bernhard Görg eingeführter Begriff, nämlich der „dynamische Konservativismus”. Ich gehe dabei so weit zu sagen, daß in der heutigen Zeit in allen Bereichen der Politik Veränderung notwendig ist, gerade um etwas, wozu wir stehen, nicht zu verlieren! Ein massiver Beformstau -vor allem in der durch Jahrzehnte durch eine Alleinherrschaft geprägten Wiener Landespolitik - ist nicht zuletzt durch bewußte Vermeidung von Veränderungen entstanden.

Dieser Reformstau schafft naturgemäß auch viele Fragen, auf die Parteien - in ihrer Außenwirkung zunehmend ununterscheidbar -durch klare programmatische Leitsätze neben einem profilierten und „wählergängigen” Angebot an politischem Spitzenpersonal Antworten bieten müssen, um im zunehmenden Wettbewerb der Parteien bestehen zu können.

Der Autor ist

Landesgeschäftsführer der Wiener ÖVP.

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