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Schwierigkeiten mit Braunkohle

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„Sparsamer und engzeiliger“ meinte man bei der Pressekonferenz anläßlich der Veröffentlichung des Energiekonzeptes angesichts des 40 Seiten starken Bandes, der alle Fragen der Energieversorgung für die nächsten Jahrzehnte lösen helfen soll. Diese vergleichende Bemerkung richtet sich auf die Druckform des Energiekonzepts der österreichischen Bundesregierung, das in seiner Ausstattung gegenüber dem Verkehrskonzept, das im Vorjahr so kritisch beurteilt wurde, wesentlich billiger und einfacher gehalten ist. Die freien Seiten, die großzügigen graphischen Tafeln und Bildmontagen fehlen diesmal, statt dessen bekommt der Studierende in 40 Seiten komprimiert Fragen der Energiewirtschaft erläutert.

Das Kabinett Klaus II hat nach dem großen Wahlsieg der ÖVP im März des Jahres 1966 in der Regierungserklärung vom 20. April desselben Jahres die Erstellung eines Energie-konzeptes in Aussicht gestellt. 1966 wurde die Bundesregierung einstimmig vom Natlonalrat aufgefordert, diesen Energieplan vorzulegen, und der Koren-Plan 1968 deutete erneut an, daß ein solcher wirtschaftspolitischer Schritt dringend notwendig sei.

Jährlich wächst der Energieverbrauch in Österreich um 3,5 Prozent, und wenn die wirtschaftliche Expansion anhält, meint man, könnte diese Ausweitung bis 1980 eher noch zunehmen. Der österreichische Energieverbrauch wird von 16,8 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten im Jahr 1967, so meint man, bis 1980 auf mindestens 26 Mill. Tonnen steigen. Um die nötigen Produktionsstätten für einen derartigen Energieverbrauch schaffen zu können, wird, so meint man, ein Kapitalaufwand von mindestens 50 Milliarden Schilling notwendig sein. Für eine derartige Aufwärtsentwicklung im Energieverbrauch werden unter anderem

• der private Verbrauch, der sich von einem Anteil von 30,9 Prozent auf 35 Prozent in diesem Zeitraum steigern dürfte,

• und der Verkehrssektor mit einer Anteilssteigerung von 22,6 auf 28,5 Prozent maßgebend sein. Überraschend mutet die Annahme an, daß die Industrie ihren Anteil von 38,9 Prozent auf 30,9 Prozent senken wird können, was nicht bedeutet, daß die Industrie weniger Energie braucht, sondern vielmehr zeigt, wie sowohl das Verkehrsaufkommen und der Energieverbrauch der privaten Haushalte durch bessere Ausstattung und Ansteigen des Lebensstandards eine enorme Nachfrage nach zusätzlichen Energielieferanten mit sich bringt.

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