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Österreich in einem EG-Informationsdilemma

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Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, geschätzter Leser — ich kann im Moment das Wort ,JEG“ schon nicht mehr hören. Das lobenswerte Bemühen der diversen Institutionen, Wissen über die EG zu vermitteln, vor allem aber ein EG-Bewußtsein zu vermitteln, droht durch seine Penetranz für einige Gruppen von Adressaten zur Belästigung zu werden:

Da die Einladung zum 23. Vortrag über die neutralitätspolitischen Aspekte eines österreichischen Beitritts, dort ein Symposion über die Auswirkungen eines Beitritts auf eine bestimmte Berufsgruppe. Und dann dazu noch die mediale Begleitmusik: Kein noch so exotischer Aspekt bleibt unausge-leuchtet.

Damit ich nicht mißverstanden werde: Natürlich ist die Frage unseres Verhältnisses zur EG nach wie vor eine der zentralen Fragen Österreichs. (Ungleich wichtiger jedenfalls als die Frage nach dem Gemütszustand des Burgtheaterdirektors.) Meine Frustration, und wie ich aus Gesprächen weiß, geht es anderen auch so, stellt sich nur ein, weil ich das Gefühl habe, daß man thematisch im Kreis geht.

Kaum, daß irgendwo einmal ein neuer Aspekt auftaucht. Aus diesem Grund bauen sich bei mir im Inneren, bei allem grundsätzlichen Interesse an dem Thema, Barrieren gegen den Besuch einer weiteren Informationsveranstaltung, gegen das Lesen weiterer Berichte auf.

Die Informationsanbieter, die eine große Verantwortung tragen, sind jedenfalls in keiner beneidenswerten Situation: Während den einen die ständige Wiederholung von Basiswissen auf die Nerven geht, sind bei den anderen nicht einmal noch die Grundzusammenhänge durch. Wobei sich diese Einteilung nicht unbedingt mit der üblichen sozio-demographischen Zielgruppendefinition deckt, so daß man ab sofort selektiver bei der Informationspolitik vorgehen könnte.

Wofür die letzten Samstag erschienene, an prominenter Stelle in der größten Zeitung dieses Landes plazierte Kolumne eines prominenten Journalisten beredtes Zeugnis ablegt: Heißt es doch dort, Österreich müsse seine Mehrwertsteuersätze im Falle einer EG-Annäherung senken, damit unsere Waren im Ausland konkurrenzfähiger würden.

Bis Samstag nahm ich noch an, daß es sich zumindest in den Redaktionsstuben schon herumgesprochen hat, daß bei Exporten gar keine Mehrwertsteuer anfällt, unterschiedlich hohe Mehrwertsteuersätze für die Wettbewerbsfähigkeit im Ausland jedenfalls irrelevant sind.

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