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Schon im Sommer: ,Qualitäten'

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Obwohl anscheinend noch immer Sommerhochsaison ist, was zuminr dest durch das Schließen zahlreicher Gasthäuser und Geschäfte dokumentiert wird, scheinen die österreichischen Filmverleiher jedoch beschlossen zu haben, die Kinosaison für eröffnet zu erklären. Ansonsten wäre es wohl nicht möglich, daß drei Filme in unseren Kinos zu sehen sind, die ausgesprochene „Qualitäten“ — und sei es nur solche kommerzieller Art infolge der Besetzung etwa oder des reißerischen Themas — aufweisen und mit Publikum rechnen können. Oder sollten etwa die Verleiher ihre bisherige, jahrelang geübte Praxis, im Sommer allen Mist herauszubringen, der ohnehin kein Geschäft ist (worunter im Verleiherjargon vor allem künstlerische Filme zu verstehen sind, hauptsächlich solche), aufgegeben haben und zu vernünftigeren Geschäftsmethoden übergeschwenkt sein? Das kann man doch nicht erwarten...

Jedenfalls wartet das dieswöchige Kinoprogramm mit drei Filmen auf, die zwar keineswegs Meisterwerke sind, aber immerhin schon auf Grund der Besetzung auf Zuschauerinteresse stoßen dürften, Filme mit Kirk Douglas, Bruce Dem, Warren

Beatty, Peter Fonda, William Holden — das klingt doch vielversprechend? Vorsicht: man erwarte sich nicht zuviel, sonst ist man leicht enttäuscht!

„Männer des Gesetzes“, ein Western, von Kirk Douglas inszeniert und mit ihm in der Hauptrolle besetzt, offizieller amerikanischer Beitrag bei den diesjährigen Berliner Filmfestspielen, wo . sogar seine „Welturaufführung“ stattfand, ist ein überaus bemühter, handwerklich ausgezeichneter Polit-Western, in dem sich die Gestalter redlichst bemühen, aufzuzeigen, daß Politik ein schmutziges Geschäft ist und daß nicht nur die Verbrecher böse sind, sondern die Politiker noch viel mehr ____ Ist das eine Neuigkeit?

Wenn der Film den Atem künstlerischer Größe hätte, bitte schön — so ist er aber doch etwas zu bieder und holzhammerartig; aber immerhin: es ist ein akzeptabler Western geworden, den man sich guten Gewissens ansehen kann ...

Ohne Politik geht es anscheinend heute nicht mehr: dieses Geschäft scheint so schmutzig zu sein, daß sich sogar der Film als Reißerstoff darum bemüht. „Zeuge einer Verschwörung“ erzählt von einem jungen Journalisten (Warren Beatty spielt ihn „jung“, das heißt überheblich, schlaksig, profiilos), der eine Organisation aufspürt, die perfekte Killer für politische Morde ausbildet; zum Schluß wird er natürlich selbst ihr Opfer. Ja, wenn das ganze nur nicht so geheimnisvoll, so anonym, so ungenannt bliebe! So beginnt man sich bald zu langweilen und verliert das Interesse — auch wenn das Thema eigentlich überaktuell wäre! Haben sich die Hersteller nicht getraut, oder wollten sie nur einen Nervenschocker machen?

Bei dem dritten Film ist letzteres eindeutig festzustellen: es geht in „Jagdzeit — Open Season“ (der Landschaft nach meist in Spanien gedreht!) nur um den Reißereffekt — die schon im Buch dürftige Psychologie fehlt völlig und die Logik damit auch; wer also Appetit auf perverse Widerlichkeiten, nämlich unter anderem die Jagd auf Menschen (weil die drei Jäger im Vietnamkrieg waren!) hat, möge sich diesen von Peter Collinson eiskalt inszenierten Film ansehen. (Wie gut und sauber war dagegen einmal „The Most Dangerous Game“, 1932 — ein „Horrorfilm“!)

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