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Erwachsenenbildung

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GRUNDFRAGEN CHRISTLICHER ERWACHSENENBILDUNG. Herausgeber: Dr. Wilhelm Gerlich, im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Bildungswerke Österreichs. Carinthia-Verlag, Klagenfurt 1959. 66 Seiten.

Diese Broschüre enthält die Ergebnisse einer Studientagung, „Neubesinnung der christlichen Erwachsenenbildung“, die 1959 in Wien stattgefunden hat. Kardinal-Erzbischof Dr. König gibt der Publikation den Wunsch mit auf den Weg, sie möge eine „angeregte und fruchtbare Diskussion um die Grundfragen menschlicher und christlicher Bildung“ einleiten. Einleitend deutet der Salzburger Volksbildner Ernst Wenisch den Sinn der Schrift. In ihrem Mittelpunkt stehen gesellschaftstheoretische und bildungspolitische Fragen. In erster Linie soll die „hierarchische Funktion“ der Erwachsenenbildung herausgestellt werden. Weitere, Untersuchungen gelten dem Neutralitätsbegriff, der Freiheit der Bildung sowie organisatorischen Fragen. Im ersten Referat beleuchtet Philipp Dessauer das „Heilswissen“. Mit Pius XII. fordert er das Erstehen einer totalen „Vision“ der Welt, die unserer Zeit fehle. — Franz Pöggeler plädiert für „die Erwachsenenbildung als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Lehre“. Nach einem Überblick über die Geschichte der Probleme und den derzeitigen Stand der Forschung tritt er besonders für die „Partnerschaft in der Erwachsenenbildung“ ein und begründet diese Forderung mit tiefsinnigen religiösen Argumenten. — Im Schlußkapitel setzt sich Professor Seifert mit der „EntWicklung und dem Problem der österreichischen Erwachsenenbildung “. auseinander. Seifert unterscheidet zwischen dem Volksbildner, der von der Sorge um seine Mitmenschen beunruhigt ist und eine „kleine Gemeinde sucht und schafft“, und dem Volksbildungsmanager. Er wendet sich auch gegen das zunehmende Sicherungsstreben in der modernen Gesellschaft, dem er den Appell zu einem freien Kräftespiel im Vertrauen auf einen höchsten Sinn entgegensetzt. Im Sinn dieses freien Kräftespiels polemisiert er scharf gegen den dirigistischen Kärntner Entwurf zu einem Volksbildungsgesetz, der „ein heute kaum faßlicher Angriff auf die Freiheit der Lehre und des Lernens“ ist.

Die Schrift enthält zweifellos wertvolle Anregungen und Hinweise vor allem im theoretischen Bereich. Die gründliche Durchdringung der Fragen ist dankbar anzuerkennen. Überbetont ist nach Ansicht des Rezensenten der Unterschied zwischen dem „Ideologen“ und dem „Manager“; in der Praxis dürften die Grenzen sehr viel weniger deutlich zutage treten, und es fragt sich, ob eine Volksbildung ohne Management nicht eines Tages zum inhaltslosen Turm werden könnte. Die Broschüre ist den Managern und den Ideologen der österreichischen Volksbildung bestens zu empfehlen.

Professor Franz Ser. Vetter

SOZIALETHIK (Handbuch der Moraltheologie, Band IX). Von Ludwig Berg. Verlag Max Hueber, München. XII, 252 Seiten. Preis 11.80. DM.

Die vorliegende gut systematische Arbeit ist nicht nur eine Behandlung des Soziologischen im Rahmen einer gewöhnlichen Moraltheologie, und schon hierdurch bedeutsam (weil die alten und gewohnten Moraltheologien keine besondere Sparte des „Sozialen“ kannten). Sondern das Erstmalige ist hier, daß die Fragestellung einer Soziologie (wie sie, seit Comte als Ursprung, über Adam Müller zur heutigen Soziologie als „Grundwissenschaft“ überhaupt ward) hier auf unterscheidend christlichem, genauer: thomasischem Boden geschieht. Da Berg in beidem wohlbeschlagen ist, in thomasischer (nicht: thomistischer) Philosophie und in modemer Soziologie, so gelingt ihm eine echte „transposition“ (mit dem Wort Marechals, der Thomas auf kantischen und Kant auf thomasischen Boden „transponierte“). Thomasische Philosophie erscheint „neu“ als thomasische Soziologie, und moderne Soziologie gibt sich erstaunlich geklärt durch thomasisches Denken. Es ist gute Nachfolge zu jener genialen Soziologie Johannes Plenges, der eine moderne Soziologie im Gegenüber zwischen Hegel und Marx sachlich in ein christliches Weltbild münden zu lassen verstand.

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