Parlament  - © Foto: Rainer Messerklinger

"Jahrbuch für Politik": Ischgl, Ibiza und zurück

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„Die Behörden haben alles richtig gemacht“, meinte Bernhard Tilg zum Fall Ischgl. Nun ist er zurückgetreten. Wie ganz Österreich in diesem annus horribilis agierte, lässt das „Jahrbuch für Politik“ Revue passieren. Eine kritische Lektüre.

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„Die Behörden haben alles richtig gemacht“, meinte Bernhard Tilg zum Fall Ischgl. Nun ist er zurückgetreten. Wie ganz Österreich in diesem annus horribilis agierte, lässt das „Jahrbuch für Politik“ Revue passieren. Eine kritische Lektüre.

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Es waren nur wenige Minuten, aber Bernhard Tilgs Name blieb fortan mit ihnen verbunden: Der Tiroler Gesundheits-Landesrat (ÖVP) war am 16. März 2020 in der „ZIB 2“ zu Gast, um über die politische Verantwortung für das Krisenmanagement im Tourismus-Hotspot Ischgl zu sprechen. Ein positiv getesteter Kellner im Après-Ski-Lokal „Kitzloch“, gefolgt von Abreise-Chaos hatten Ischgl zum Dreh- und Angelpunkt des Virus gemacht. Hatten die Verantwortlichen versagt? „Die Behörden haben alles richtig gemacht“, erklärte Tilg wieder und wieder.

Heute, 14 Monate später, hat die Ischgl-Expert(inn)enkommission die Lage längst eingeordnet. Zwar sei es seitens des Landes damals zu keinem „Versagen“ gekommen, wohl aber zu „gravierenden Fehleinschätzungen“. Doch Tilg blieb im Amt. Bis Dienstag, als er nur kurz nach dem Rücktritt von Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ebenfalls ÖVP) den Hut nahm. Der 53-Jährige erklärte, nicht weiter in der Politik bleiben zu wollen. Über einen Zusammenhang mit einer bekannt gewordenen Affäre um fehlerhafte PCR-Tests wird spekuliert.

Wer trägt die Verantwortung? Diese Frage wurde zentral im vergangenen annus horribilis der Pandemie – und der Fall Tilg wurde zu einem Anschauungsbeispiel dafür, wie man sie eher nicht beantworten sollte. Politikerinnen und Politiker sind nicht an allem schuld, aber „alles richtig machen“ kann niemand – nicht in „normalen“ Zeiten und schon gar nicht in einer Phase des globalen Ausnahmezustands. Verantwortungsbewusstsein und Selbstkritik sind hilfreich in schwierigen Tagen, in denen es um die kostbare Ressource Vertrauen geht.

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