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Die Krise der Funktionäre
Auch der „Siegeszug“ unserer Nationalmannschaft durch die Fußballentwicklungsländer Zypern und Malta im letzten Monat bestätigt eigentlich nur, daß Österreichs Balltreter schon sehr weit reisen müssen, um noch halbwegs sicher zu gewinnen. Die Krise hat ihr nun bald zehnjähriges latentes Stadium hinter sich und ist besonders durch eine lähmende Ausweglosigkeit gekennzeichnet. Ehrenamtliche Funktionäre mit nicht selten dilletan-tischen Auffassungen vom Fußballgeschäft, permanenter Zuschauerschwund, chronisch schwache Leistungen und mangelnder Wille zu einer einschneidenden Reform bilden jenen circulus vitiosus, in dem die Sportbegeisterung für das runde Leder zu Tode gehetzt zu werden droht.
Auch der „Siegeszug“ unserer Nationalmannschaft durch die Fußballentwicklungsländer Zypern und Malta im letzten Monat bestätigt eigentlich nur, daß Österreichs Balltreter schon sehr weit reisen müssen, um noch halbwegs sicher zu gewinnen. Die Krise hat ihr nun bald zehnjähriges latentes Stadium hinter sich und ist besonders durch eine lähmende Ausweglosigkeit gekennzeichnet. Ehrenamtliche Funktionäre mit nicht selten dilletan-tischen Auffassungen vom Fußballgeschäft, permanenter Zuschauerschwund, chronisch schwache Leistungen und mangelnder Wille zu einer einschneidenden Reform bilden jenen circulus vitiosus, in dem die Sportbegeisterung für das runde Leder zu Tode gehetzt zu werden droht.
Ist es jedoch verwunderlich, wenn die Leistungen von „Ausgleichssportlern“ gegenüber jenen der Weltklasse immer mehr an Boden verlieren? Diese Medien zwischen Professional und Amateur erinnern penetrant an das häufige Bild des montags müde gearbeiteten Werktätigen, den der hochdotierte Pfusch am Wochenende bei seiner Hauptbeschäftigung von der Höchstleistung fernhält — wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Die meisten „Spitzenspieler“ scheinen allerdings verständlicherweise mit ihrem derzeitigen Status zufrieden — auf welchen Gebieten wird noch eine zwar sinkende, aber trotzdem noch genügend wirksame Nachfrage von einem kärglichen Angebot befriedigt, so daß das Hobby oft den zwei- bis dreifachen Verdienst des Berufs einbringt?
Das Zauberwort — oder die Krampf-lösung — heißt Trainerwechsel und Verpflichtung ausländischer Spieler; Dienistverträge werden in dieser Branche naturgemäß nur auf wenige Jahre geschlossen. Wird das vom Verein gesteckte Ziel nicht erreicht, zählt der Trainer zu den beliebtesten Sündenböcken und muß sich oft vorzeitig um eine neue Betätigung Umsehen. Wo nur der Erfolg zählt, kommt es meist zu einer krassen Überbewertung der Funktion. So ist etwa dem Paradestück des österreichischen Nachkriegisfußballs, Dipl.-Ing. Gerhard Hanappi, diese Überschätzung des Trainers unverständlich. Die meisten Mannschaftsbetreuer haben ein verblüffend ähnliches Übungsprogramm, so daß hauptsächlich die psychologische Einstellung zur und der Mannschaft ausschlaggebend für deren Leistung ist. Nur die richtige „Ansprache der Emotion“ vermag die Elf über sich hinauswachsen zu lassen, hierin liegt das Hauptbetätigungsfeld des Trainers und macht eine Qualitätsdifferenzierung möglich.
Ein weiteres unrühmliches Kapitel stellt die dilettantische Einkaufspoli-tik unserer Spitzenklubs dar. Sieht man von Jörn Bjerregaard ab, erwiesen sich die meist groß angekündigten, um Unsummen erworbenen „Stars“ als Nieten, deren Leistung auch durch hohe Gehälter nicht gesteigert werden konnte. So erhielt beispielsweise „Teddy“ Vnba, von Rapid-Experten eingekauft, einen lukrativeren Vertrag als der Rekordinternationale Ing. Hanappi in seiner besten Zeit. Daß Vrba auch in einer Mannschaft der Wiener Liga um seinen Platz hätte zittern müssen, ist allen Fußbailfreunden bekannt.
Andere Kicker wiederum wurden „unbesch'aut“ gekauft — meist mit dem Ergebnis: „Viel Geld für nichts.“ Bringt jedoch wirklich einmal ein Verein einen guten Spieler heraus, sieht dieser im Land der verstopften Entwicklungsmöglichkeiten keine Zukunft und vor aillem nicht jene Beträge, die ihm ein ausländischer Spitzenklub zu bieten vermag — nach der ersten Emigrationswelle 1954 hat Österreich derzeit wieder eine halbe Nationalmannschaft bei bundesdeutschen Vereinen unter Vertrag.
Spricht man mit Kennern der Verhältnisse, erhält man auf die Frage n'ach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation meist ein resignierendes Achselzucken zur Antwort. Großangelegte Initiativen seitens des österreichischen Fußfoallibundes in Richtung auf eine gezielte Vereinsarbeit, wirksame Förderung des Schulsportes in Verbindung mit einem bezirksweisen Zusammenschluß zu Vereinen mit mehreren Sektionen, von denen der Leichtathletik als der Grundsportart eine eminente Bedeutung zukommt, in Verbindung mit einer „Manipulation“ der Einstellung der Sportler scheinen Rettungsmöglichkeiten zu sein, die allerdings nicht von auf der Stelle tretenden Funktionären realisiert werden können.
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