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Thema: Wirtschaftspolitik

19451960198020002020

WIRTSCHAFTSPOLITIK II/2. 2. Auflage. Von Walter Heinrich, gebunden, .212 Seiten. Verlag Duncker & Humbolt, Berlin, 1907.

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WIRTSCHAFTSPOLITIK II/2. 2. Auflage. Von Walter Heinrich, gebunden, .212 Seiten. Verlag Duncker & Humbolt, Berlin, 1907.

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Milt dem vorliegenden Halbband wird die zweite Auflage der dreibändigen Wirtschaftspolitik des Ordinarius an der Hochschule für Welthandel abgeschlossen. Band I beschäftigt sich vor allem mit der theoretischen Grundlegung und den Schlüssel begriffen der Wirtschaftspolitik, Band II/l mit der Weltwirtschafts- bis Volkswirtschaftspolitik. Beide Bände wurden bereits in der „Furche“ besprochen.

Der Schlußband hat im Sinn der vom Autor gewählten kaitegorialen Darstellungssystematik die Gebietswirtschaftspolitik, die Verbandswirt- schaftspolditik, die Betriebswirtschaftspolitik und die Hauswirtschaftspolitik zum Gegenstand.

Die sozialökonomische Wirklichkeit hat die klassischen Annahmen widerlegt, daß eine makroökonomische Wirtschaft lediglich ein gleichsam unerklärliches Kooperieren isolierter und nach dem Maximumprtinzip operierender Wirtschaftsgebilde siei. Die Wirtschafts- wirklichikeat zeigt sich stets als ein verbandswiirtschaftliches Wirtschaften im weitesten Sinn, angefangen mit der familiären Kooperation bis zu jenem Phänomen, das gebdldlich noch nicht ausgereift ist und in seinem Inhalt miit dem Wort „Weltwirtschaft“ angedeutet wird. Wirtschaftspolitisches Handeln als organisiertes Handeln vollzieht sich jedoch in einer nach-primitiven Wirtschaft nicht auf einer Ebene, sondern in der hierarchisch geordneten Vielfalt von Wirtschaftsstufen, in deren Bereich die der Natur der jeweiligen Wirtschaft entsprechenden Zweckgebilde etabliert sind.

Jeder Stufe entspricht eine Soll- Ordnung, deren Perfektionierung optimale Wohlfahrt bedeutet, und eine Ist-Ordnung, die freilich keineswegs aus ihrer Natur heraus der Soll-Ordnung zuneigt, sondern oft zur Stabilisierung von krisenhaften Erscheinungen führt. Der Autor, der bedeutendste Vertreter des Universalismus, untersucht nun die auf Hervorbringung von Gütern und Diensten gerichtete Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsorganisation je Wirtschaftsstufe. Auf diese Weise führt er seine Untersuchungen entlang einer Linie abnehmender Gebildeabstraktion bis auf die Konkretheit der Einzelbetriebe und der Haushaltsorganisationen.

Die wirtschaftstheoretischen und wirtschaftsorganisatorischen Darstellungen werden mit jeweils notwendigen Hinweisen auf die sozial- relevanten Probleme verbunden. Dies zeigt sich markant im Kapitel „Krise der Großstadt“ oder in den Ausführungen über die Verbrauchs- poliitik, die heute angesichts des relativen E imkomm ensan s tieges der Privaten besonderes Gewicht erhalten hat.

In der Gegenwart gewinnt die Verbandswirtschaftspolitik an Bedeutung, reflektiert sie doch in einer besonderen Weise ctia Verdichtung der ökonomischen Prozesse, die zu ihrer Disziplinierung und Optimierung eine verbandliehe Ordnung benötigen, welche die Form der Fachverbände und der Marktverbände haben kann. Stets handelt es sich bei der Verbandswirtschaft um eine echte Wirtschaftsstufe (Seite 51). Wie immer man sich zu den Verbänden stellt, es ist unverkennbar, daß sie an sich geeignet sind, sowohl das Wachstum zu fördern als auch dem Aufwuchs der Gesellschaft zu dienen (Seite 63). Anderseits wird nicht übersehen, daß die Verbandswirtschaft soviel an Eigengewicht hat, daß sie die Realverfasisung einer Wirtschaft wesentlich beeinflussen und auch in eine nicht erwünschte Distanz zur Nominalverfassung setzen kann (Seite 91).

Die Betriebswirtschaftspolitik, die im Rahmen der Politik von Groß- und Größtbetrieben den Einfluß- effekten der Verbandspolitik nahekommt, ist je Betriebsgröße verschieden und kann sich bereits wegen der Greifbarkeit und der unmittelbaren Quantifizaerungschancen der betrieblichen Prozesse im Bereich etwa der Kostenrechnung direkt wirksamer Instrumente bedienen, Interess nt ist die Feststellung des Verfassers, daß diie Neigung zur Betriebsvergrößerung (betriebliche Konzentration zum Unterschied von der Unternehmungskonzentration) vor allem bei den extremen, scheinbar entgegengesetzt konstituierten Wirtschaftsverfassungen festzustellen ist (Seite 109). Jedenfalls kann ein Betrieb die relative „Vorzüglichkeit“ wirtschaftspolitischer Maßnahmen erheblich leichter ermitteln als die Träger der Wirtschaftspolitik auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Man denke an die Eindeutigkeit der Kosten-Erlös-Relation im einzelnen Betrieb (Seite 127). In den Beziehungen von Betriebswirtschaftspolitik und Verbrauchspolitik zeigt sich neuerlich, wie sehr zuweilen die Grenzlinien zwischen Ökonomie und Soziologie verschwinden (Seite 136). Gleiches gilt für jene Kapitel, die miit betriebssoziologischen Fragen befaßt sind (Seite 189). In der Lehre von der relativen Vorzüglichkeit der Betriebsgrößen befaßt sich der Verfasser sowohl mit den Annahmen einer Korrelation von Betriebsgröße und Periodengewinn (Seite 232 f.) als auch kritisch mit dem noch immer definitorisch unbewältigten Problem der Kapazität.

In einer sachlogisch determinierten Abfolge der Beweisführung schließt das Werk mit der Darstellung der Haushalts- und Familienpolitik (Seite 246 f.).

Nach kritischen Hinweisen auf die Theorie der reinen Präferenzstrukturen des Haushaltes geht Heinrich auf das bereits erwähnte Phänomen der Einkommensfülle in einer großen Zahl von Haushalten ein, auf die eigenartige Nachfrageschwäche jener Haushalte, die nur noch geringe Quoten ihres Einkommens für die Deckung des klassischen Existenzbedarfes abzweigen müssen, weshalb eine Revision cüer vom hausväterlichen Denken und der Permanenz elementarer Verknappung in der Mehrheit der Haushaltungen bestimmt gewesenen Haushaltslehre erforderlich ist, während anderseits die Haushaltsgebilde wenn auch nicht mehr in gleicher Weise wie ehedem von der Kategorie der Knappheit, wohl aber von außerfamiliaren

Gebilden diszipliniert werden. Daher die Forderung nach einer Verbrauchspflege etwa im Rahmen einer haushaltsbezogenen Preispolitik.

Die Fülle der wirtschaftspolitischen Literatur, die oft und unvermeidbar auch eine Auftragsäite- raitur ist, fordert gebieterisch eine neue gleichsam interessenlose Systematik, nicht nur aus Gründen einer pädagogisch gebotenen Transparenz des Stoffes, sondern auch um Ort und Einflußgewicht einer wirtschaftspolitischen Maßnahme fest- halten zu können, ganz abgesehen davon, daß die wirtschaftspolitischen Ziele in einen nicht nur horizontal,

sondern auch vertikal geordneten Zielkatalog aufzugliedern sind.

Der Verfasser legt als die Summe einer jahrzehntelangen Erfahrung als akademischer Lehrer sowohl eine Theorie der Wirtschaftspolitik als auch ein Organisationsschema für die Zielsetzung und die zielkonforme Konstitution eines Kataloges angemessener Instrumente vor.

Jedem Kapitel ist ein auf den neuesten Stand gebrachtes Literaturverzeichnis bedigefügt. Die Gegenwartsnahe der Darstellungen wird durch die Beifügung eines umfangreichen und auf den neuesten Stand gebrachten Zahlenmaterials betont.

50 Jahre Verkehrsbüro

Anläßlich des 50jähriigen Bestehens des österreichischen Verkehrsbüros fand in Wien eine Pressekonferenz statt, bei der Zentraldirektor Kommerzialrat Millwisch auf die bedeutende Stellung des Unternehmens innerhalb der österreichischen Frem- denverkeihrswirtschaft hinwies. Das Verkehrsbüro sei schon bald nach seiner Gründung sowohl in Österreich wie auch auf internationaler Ebene sehr aktiv gewesen; heute sei es nicht nuir das größte Reisebüro Österreichs, sondern eine der größten Reiseorganisationen der Welt. Verkehrsbüro-Reisen können in folgenden Büros gebucht werden: Verkehrsbüro im Ringturm, Verkehrs-

büro im Bahnhof Floridsdorf, Ver- kehrsbüro im Flughafen Schwechat, Internationales Reisebüro City am Stephansplatz, Reisebüro Vindobona im AEZ, Reisebüro Gemgross (Betriebsführung), Reisebüro Wiener Neustadt (Pachtbetrieb) und österreichisches Verkehrsbüro in Frankfurt am Main. Außerdem betreibt das Verkefhrsbüro die Informationsstellen Wien-Westbahnhof, Wien-Südbahnhof und Flughafen Wien- Schwechat, die Geldwechselstuben Wien-Südbahnhof und Linz-Hauptbahnhof. die Theaterkartenzentrale am Stephansplatz sowie eine Reihe von Hotel- und Restaurantbetrie- ben. in denen 1967 180.000 Übernachtungen registriert wurden.

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