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Mensch und Manager

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Das Management, die Methodik der Menschenführung, ist in den amerikanischen Betrieben mit dem Ziel ausgebaut worden, die Arbeiter zu einem Kosten-Denken zu bringen und sie auf diese Weise zu besonders qualifizierten Mitarbeitern zu machen. In einer Reihe von Aufsätzen beschäftigt sich nun der Autor mit der Managementsystematik, mit' ihren Versuchen, durch eine dezentralisierte Betriebsorganisation und durch Bildung von Arbeitsgruppen, welche unmittelbar der Untemehmungsführung unterstellt sind, optimale Betriebsleistungen zu erzielen, vor allem weil durch die geschilderte Organisationsweise auch eine Dezentralisation der Verantwortung und eine Art direktoriales Denken konstituiert wird. Um aber den Arbeiter zum Mitarbeiter machen zu können, muß ihm von der Unternehmungsführung ein optimaler, seiner Persönlichkeit gemäßer Lebensraum abgesichert werden, es muß das herrschen, was man „Betriebsklima“ nennt. Schließlich muß sich die neue Position, die dem Arbeitnehmer im Betrieb eingeräumt wird, in einem Lohn zeigen, der so hoch ist, daß er als gerecht empfunden wird und der so gerechnet wird, daß der Arbeiter in der Lage ist, ihn nachzurechnen und zu seiner Leistung in Beziehung zu bringen. Das heißt also: Management nicht als eine Summe billiger Gesten, sondern auch effektuiert in neuen, das Realeinkommen der Arbeiter steigernden Lohnformen. In einem weiteren Kapitel widmet sich der Verfasser Problemen der Kostenrechnung, so der Frage der auch in Oesterreich jetzt nachhaltig erörterten Standardkosten, durch deren Einführung die Kostenrechnung aus der oft herrschenden Willkür in der Zahlensetzung herausgeführt und zum Instrument der Unternehmungsführung gemacht wird.

Der Manager muß aber nicht hur die Menschen „pfleglich“ behandeln und die Kosten auf ein Minimum zu reduzieren suchen, sondern auch dem Absatz seine Aufmerksamkeit zuwenden, der Kommerzialisierung der bis zum Fabrikstor noch nurtechnischen Leistungen. In einem Schlußkapitel befaßt sich der Autor nochmals mit der Beziehung der Unternehmungsführung zu den Human Relations, die mehr sind als eine neue Form der Profitmaximicrung und die Aufgabe haben, den Menschen im Arbeiter zu rekonstruieren, etwas, was den US-Amerikanern in einem erheblich größeren Umfang gelungen zu sein scheint als den meisten Unternehmern Europas.

Die österreichische Gewerkschaftsbewegung. Von

Fritz K1 e n n e r. Mit einem Vorwort von Anton Proksch. Verlag des OeGB, herausgegeben im

Auftrag des Internationalen Bundes freier Gewerkschaften, Brüssel. 176 Seiten. Preis 18.50 S.

Der bewährte Historiker der österreichischen Gewerkschaftsbewegung, Fritz Klenner, ist Autor der einen Auszug aus seinem großen Werk darstellenden vorliegenden Geschichte der österreichischen Gewerkschaften. Wenn es auch im Wesen eine Geschichte der sozialistischen Gewerkschaften geworden ist, muß man dazu sagen, daß die Gewerkschaftsbewegung eben als Massenbewegung gerade in Oesterreich stets eine sozialistische Sache war,'wenn auch die Bedeutung der freien Gewerkschaften in der historischen Sicht etwas überbetont wird. Die kurzen Betrachtungen, welche der Verfasser den christlichen Gewerkschaften“ widmet, sind sachlich gehalten, wofür man im Interesse einer echten „Arbeitereinheit“ Dank sagen muß. Freilich muß man einige Bedenken anmelden: Das vorliegende Werk wird vom überparteilichen Gewerkschaftsbund verlegt, stellt aber eine rein sozialistische Monographie dar, um so mehr, als die Fraktion der christlichen Gewerkschafter den „Auftraggebern“, dem 1BFG, nicht angeschlossen ist. Die Betriebsratswahlen und die Wahlen in die Arbeiterkammern haben bewiesen, daß die Zeit, da die Sozialisten die Arbeitnehmervertreter schlechtweg waren, endgültig vorüber ist, ebenso wie die OeVP in Oesterreich sich nicht anmaßen darf, die Repräsentanz der Selbständigen zu sein, von denen zehntausende sich zum Sozialismus bekennen. Es wäre im Interesse einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung notwendig, diesen Umstand endlich einmal zu beachten und auf diese Weise das Vertrauen in die Objektivität der Gewerkschaftsführung herzustellen, schon um des Gewerkschaftsgedankens (der auch ein christlich-sozialreformatori-scher Gedanke ist) willen.

Management und Betriebswirtschaft. Von L. 1I-

1 e t s c h k o. Verlag Manz, Wien. 72 Seiten. Preis 3 8' S.

Das, was die US-Amerikaner Management nennen und als Methode der Menschenführung auch auf den Kontinent überzugreifen scheint, ist nicht allein ein sorialphilosophisches oder ein politisches Phänomen (eine Form der Reduktion des Klassenkampfes, wenn nicht seine Aufhebung am Standort seiner Entstehung), sondern auch eine Frage, welche die Betriebswirtschaft, die Lehre von der Organisation und das Rechnungswesen angeht. Der Autor — einer der bedeutendsten Theoretiker des modernen Rechnungswesens im deutschen Sprachgebiet und Lehrer an der Hochschule für Welthandel — ist nun in seiner Broschüre (welche im Wesen Vorträge wiedergibt, die der Verfasser in Berlin gehalten hatte) bemüht, das, was an der Managementlehre für die Betriebswirtschaft relevant ist, herauszustellen. Nun ist die Managementlehre weder von einer Systematik eingeklammert, noch hat sie „klassische“ Prinzipien. Als Lehre von der Führung der Menschea eines Betriebes und der Kontrolle der betrieblichen Leistungen ist sie den jeweiligen Wirklichkeiten angepaßt, sie ist eine „offene“ Lehre, mit allen Elementen des betrieblichen Prozesses kombinierbar. Der Betrieb von heute ist arbeitsteilig organisiert. Der Unternehmer darf daher nicht mehr ein Nur-Spezialist sein. Dann ist er Handwerker. Was ihm aufgegeben ist. das ist die Koordination von Leistungselementen, die Kombination von Sachen und Men;chen in einer dem Betriebszweck förderlichen Weise. In seiner reinsten Darstellung zeigt sich die Lehre von der Art und Weise der Unternehmungsführung im Top-Management, in der Darstellung der Führung von oben. Top-Management, das ist Steuerung auf Grund von Informationen, deren Hereinnahme wie richtige Deutung und Auswertung ebenso wichtig wird wie die Führung von Menschen, die wieder Menschen führen. Der Verfasser geht mit wissenschaftlicher Akribie in die dieses Top-Management berührenden betriebswirtschaftlichen Fragen ein.

In den anderen Teilen der Broschüre befaßt sich der Verfasser (dem wir eine Reihe von Lehrbüchern der Buchhaltung und der Kostenrechnung verdanken) mit wissenschaftlichen Fragen des Rechnungswesens (..Dokumentär- und Instrumentalcharakter des betrieblichen Rechnungswesens“), welches geeignet ist. dem Manager die für die Steuerung des Betriebes notwendigen Unterlagen zu bieten. In einem Kapitel „Bilanzgliederung und Bilanzbewertung“ stellt der Autor die Antimonie in der „Wahrheit“ der Aufzeichnung der Geschäftsfälle heraus. Im Kapitel der „Engagementbilanzen“ verweist Professor Illetschko auf jene Verrechnungsweisen, die, an Zahlungsvorgänge anknüpfend, sich mit künftigen Verbindlichkeiten befassen (Rückstellungen gehören etwa dazu), wobei gerade in der Vorwegnahme künftiger Engagements durch ihre Berücksichtigung in der Buchhaltung sich eine der Lenkungsaufgaben des Unternehmers manifestieren kann.

Das inhaltsreiche Heft schließt mit einer umfassenden Darstellung der Entwicklung der Kontenrahmen, unter gleichzeitigem Hinweis auf die Bemühungen, zu einem Weltkontenrahmen zu kommen.

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