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Digital In Arbeit

Motiv Soziallehre oder nüchterne Kalküle?

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Die Fragen von Partnerschaft im Betrieb und Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand können als Dauerbrenner der gesellschaftspolitischen Diskussion bezeichnet werden. Obwohl diese Themen bereits jahrelang behandelt werden, zeigen sich kaum befriedigende Ergebnisse auf breiter Front. Die Feststellung ist jedoch zu modifizieren, da man sich vor Augen halten muß, daß unter diesen politischen Schlagworten äußerst unterschiedliche Zielsetzungen verfolgt werden, so daß auch ein einheitliches Ergebnis nicht zu erwarten ist.

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Die Fragen von Partnerschaft im Betrieb und Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand können als Dauerbrenner der gesellschaftspolitischen Diskussion bezeichnet werden. Obwohl diese Themen bereits jahrelang behandelt werden, zeigen sich kaum befriedigende Ergebnisse auf breiter Front. Die Feststellung ist jedoch zu modifizieren, da man sich vor Augen halten muß, daß unter diesen politischen Schlagworten äußerst unterschiedliche Zielsetzungen verfolgt werden, so daß auch ein einheitliches Ergebnis nicht zu erwarten ist.

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Bemerkenswerterweise haben sich in letzter Zeit wiederum einige öffentliche Diskussionen mit diesen Themen auseinandergesetzt. Erwähnt sei eine Veranstaltung der österreichischen Gesellschaft für betriebliche Ausbildung (ÖGA) zur Mitarbeiterbeteiligung sowie eine Diskussion der Politischen Akademie der ÖVP zur Partnerschaft im Betrieb.

Gerade anhand dieser sehr unterschiedlichen Veranstaltungen, die nur scheinbar das gleiche Thema behandeln, sollen kurz die wesentlichen Zielsetzungen und ideologischen Grundlagen derartiger Aktivitäten betrachtet werden.

Wenn man heute von Partnerschaft im Betrieb spricht, so versteht man darunter ein verwirklichtes Mitbestimmungsmodell, welches den Gegensatz von Arbeit und Kapital im Unternehmen beseitigen will. Als vorbildliche Beispiele derartiger Partnerschaft werden dann auch immer die „Bauhütte-

Leitl”, die „Hertzarmaturen”, das „Gerätewerk Matrei” sowie andere weniger bekannte Unternehmen angeführt.

Obwohl bei nicht allen der hier immer wieder zitierten Betriebe die aus der katholischen Soziallehre entstammende Idee der Uberwindung des Gegensatzes von Arbeit und Kapital Pate gestanden ist, ist dennoch in der Mehrzahl derartiger Modellfälle eine bewußt verstärkte Heranziehung der Mitarbeiter bei einzelnen Entscheidungen festzustellen.

Allerdings ist zu bedenken, daß heute vielfach Führungsstile in Unternehmungen zur Anwendung kommen, welche der mitgestaltenden und mitentscheidenden Rolle der Mitarbeiter große Bedeutung einräumen. Hier liegt jedoch die Absicht nicht so sehr in einer sozialpolitischen Motivation, sondern es sind nüchterne betriebswirtschaftliche Kalküle, die zu diesen kooperativen Führungsstilen geführt haben.

Verknüpfung. Nur für einen Teil der Vermögensbildungsansätze gilt auch der Grundsatz, daß diese einer verstärkten Partnerschaft der im Unternehmen beschäftigten Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital dienen.

Derartige Vermögensbildungsansätze haben ihre Wurzeln in der katholischen Soziallehre, welche eine Uberwindung des Gegensatzes von Arbeit und Kapital durch Mitbeteiligung der Arbeitnehmer am Produktionsergebnis des Unternehmens anstrebt. Unkritisch wird in diesen Ansätzen jedoch die von Karl Marx herausgearbeitete Trennung von Kapital und Arbeit übernommen. Unkritisch werden auch marxistische Formulierungen übernommen, daß einzig und allein die Arbeit einen rechtmäßigen Anspruch auf das Produktionsergebnis hat, das Kapital jedoch nur arbeitsloses und damit ungerechtfertigtes Einkommen abwirft.

Weiters ist an diesen Ansätzen zu kritisieren, daß sie zwar nach außen hin eine wissenschaftlich wertfreie Analyse des Verteilungsprozesses vornehmen, in Wahrheit jedoch wertende Ideologie darstellen.

Nun wird man zwar nichts dagegen einwenden können, daß jemand eine gerechtere Verteilung des Gewinnes auf alle in einem Unternehmen beschäftigten Personen verlangt, jedoch bedeutet eine derartige Forderung noch lange nicht, daß es sich dabei um eine verursachungsrichtige Aufteilung handelt.

Im Gegensatz zu diesen partnerschaftlichen Vermögensbildungsansätzen gibt es Vermögensbildungsmodelle, die eine gerechte Verteilung des Gewinnes nicht auf die im Unternehmen beschäftigten Produktionsfaktoren, sondern auf die, die Kategorien Arbeit und Kapital repräsentierenden Sozialgruppen anstreben. Hier wird der marxistische Ansatz besonders deutlich.

Ohne auf die Details derartiger, meist zu zentralen Fonds führenden Lösungsvorschläge eingehen zu wollen, sei nur so viel gesagt: Der Gegensatz von Arbeit und Kapital ist ein theoretisch-dialektisch konstruierter. Ubersehen wird dabei, daß auch das Kapital nur durch menschliches dispositives Handeln einen ökonomischen Nutzen bringt und daß auch der kapitalistische Arbeitnehmer dispositiv handelt.

Letztlich hängt die Erzielung von Unternehmensgewinnen einzig und allein von den ökonomisch richtigen Entscheidungen über die materiellen Produktionsgrundlagen ab. Die von Marx konstruierte Polarisierung in den Kapitalisten, der nicht arbeitet, und in den Arbeiter, der nicht entscheidet, ist in der Realität nicht anzutreffen und auch in der abstrahierenden Logik nicht zu begründen.

Entsprechend dem konstruierten Klassengegensatz wollen die Vermögensbildungsmodelle, die Verteilungsgerechtigkeit für die sozialen Gruppen Arbeitnehmer und Unternehmer anstreben, keine Partnerschaft sondern die Entmachtung der „Unternehmerklasse”.

Im Gegensatz zu all diesen zuvor besprochenen Ansätzen gibt es auch Vermögensbildungsmodelle - wie etwa das ÖA AB-Modell - welche in Vermögensbildung nicht eine Frage der Umverteilung sehen. Hier geht es darum, bestehenden Finanzierungsströmen eine andere Richtung zu geben.

Tatsache ist, daß heute ein Großteil der Geldkapitalbildung unserer Volkswirtschaft bei den privaten Haushalten der Arbeitnehmer vor sich geht. Dieses Kapital wird bei den Banken veranlagt und vom Kreditapparat in Form von Fremdkapital den Unternehmungen zur Verfügung gestellt.

Zweifellos wäre es eigentumspolitisch wünschenswert, wenn ein Teil dieser Spargelder von den Arbeitnehmern direkt als Eigenkapital den Unternehmungen zur Verfügung gestellt werden könnte. Diesem Prozeß stehen jedoch zahlreiche steuerrechtliche Bestimmungen entgegen. Vorerst müßten diese beseitigt werden bzw. im Rahmen des bestehenden Steuerrechtes Möglichkeiten konstruiert werden, die eine nicht nachteilige Eigenkapitalzufuhr breiter Bevölkerungsschichten eröffnet.

Es kann an dieser Stelle auf die hier auftretenden steuertechnischen Details nicht eingegangen werden. Wesentlich erscheint jedoch, daß bei derartigen Ansätzen der partnerschaftliche Gedanke nicht Selbstzweck ist, sondern sich als Folge der jeweiligen gesellschaftsrechtlichen Konstruktion ergibt.

Dieser kurze Uberblick Uber die unterschiedlichen Ansätze und Zielsetzungen zur Vermögensbildung und Partnerschaft kann sicherlich keine erschöpfende Darstellung sein. Er kann jedenfalls nur verdeutlichen, daß das, was unter dem Begriff Vermögensbildung und Partnerschaft manchmal oberflächlich zusammengefaßt wird, ein äußerst komplizierter und sehr heterogener Fragenkreis ist.

RUDOLFJETTMAR

Kurz notiert

„Der Weg nach oben” heißt eine Festschrift, die Professor Harry Slap-nicka zum 80jährigen Bestand der Oberösterreichischen Raiffeisen-Zen-tralkasse herausgebracht hat. Wer auch nur einen flüchtigen Blick in die anspruchsvoll gestaltete, bunt und originell illustrierte 132-Seiten-Arbeit macht, merkt rasch: So etwas hat es in dieser Form kaum je gegeben! Eine Fülle von relativ kurzen, aber einprägsamen, leicht lesbaren Beiträgen binden das Raiffeisengeschehen Ubersichtlich in die Landesgeschichte ein, der man fasziniert folgt.

Die Austrian Air Services (AAS) haben mit 1. April ihren Betrieb als Bin-nenfluglinie Österreichs aufgenommen. Angeflogen werden die Städte Graz, Klagenfurt, Linz und Salzburg. Geschäftsführer Hubert Papousek rechnet im ersten Betriebsjahr mit einem Verlust von rund 18 Millionen Schilling.

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