Es ist ja schon leicht genug geworden. Und nicht davon soll die Rede sein, daß das Leben zu leichtfertig gelebt wird, wovon auch einiges zu sagen sein mag. Sondern davon, daß es wenig zählt, weil durch die sublimen Möglichkeiten in das Leben einzugreifen, die der Mensch heute hat, das große Gewicht, das menschlichem Leben zugemessen wird, scheinbar unversehens in Leichtigkeit und Billigkeit abzustürzen droht.
Groß ist der Mensch und mächtig. Wohl nur aus unserer irdischen Perspektive, aber immerhin.
Und er ist fähig zur Entscheidung, zur Verantwortung. Er soll entscheiden, er soll verantwortlich sein, er soll sich verantworten.
Das ist das große humane Projekt. Und es soll nicht sein, daß irgendwer, oder, schlimmer noch, irgendwas über den einzelnen entscheidet.
Und ist er am Ende seines Lebens, sollen nicht Apparate, nicht medizinische Techniker über ihn entscheiden und das Maß bestimmen, daß dem Menschen bleibt.
Gott hat da schon lange nicht mehr viel mitzureden.
Es soll nicht über den Menschen entschieden werden, sondern mit ihm.
Aber da droht unter der Hand das Ganze umzukippen. Der Mensch soll über sein Leben entscheiden. Aber es sind dann offenbar dann doch immer wieder andere, die zu bestimmen beginnen darüber, wieviel Schmerz einem zuzumuten ist. Und er fängt an sich zu fragen, welche Belastung er für andere bedeutet. Und die Kostenfrage wird unausweichlich.
Eine wichtige Frage. Wir dürfen doch nicht meinen, wir, die reichen Europäer, daß wir für unser Länger-Leben Unsummen ausgeben könnten und dürften, während auf der ganzen Welt es an dem nötigsten fehlt. Aber was heißt das, wenn das Leben ökonomisiert wird?
Das Leben wird sehr leicht. Es sind gute Gründe, die hier eine Rolle spielen. Der Mensch hat ein Recht, an den Entscheidungen mitzuwirken, die über ihn gefällt werden. Und Entscheidungen müssen getroffen werden. Er soll mitwirken, wenn über ihn entschieden wird. Wenigstens mitwirken.
Aber darüber darf das Leben doch nicht so leicht werden!
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