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Über die Gründung der furche als Ausdruck einer Läuterung.

Friedrich Funder 1872-1959

Publizist

Er war einer von denen, die sich aus ihrer christlich-sozialen Prägung und Überzeugung sowie ihrer patriotischen, antinationalsozialistischen Gesinnung heraus für den Ständestaat exponierten; die aber, geläutert durch den Terror des ns-Regimes und die damit verbundene europäische Katastrophe, nach dem Krieg begriffen, dass man nicht dort anknüpfen dürfe, wo man 1938 aufgehört hatte.

Sichtbarster Ausfluss dieses inneren Wandels war im Falle Friedrich Funders die Gründung der Furche - eines Wochenblattes, das er wohl als so etwas wie einen Beitrag zum geistigen Wiederaufbau, zu den Aufräumarbeiten nach den vorangegangenen ideellen und moralischen Verheerungen verstanden wissen wollte. Sein programmatischer Eingangsleitartikel und sein posthum in der Furche publiziertes geistiges Vermächtnis (Auszüge aus beiden Texten siehe unten), freilich auch viele andere seiner Kommentare und Analysen, geben davon beredt Zeugnis.

Zwischen Gestern ...

Welch ein Unterschied zu dem Friedrich Funder der Reichspost, der christlichsozialen Tageszeitung der Ersten Republik, deren Chefredakteur er war! Von deutlich antisemitisch grundierten Polemiken gegen die Sozialisten und mehr oder weniger blinder Gefolgschaft für das eigene Lager berichtet da die Biographin Hedwig Pfarrhofer (Friedrich Funder. Ein Mann zwischen Gestern und Morgen, Styria, 1978). Gleichwohl hält ihm Pfarrhofer zugute, dass sich Funder auch "für die Freilassung von Sozialdemokraten aus den Anhaltelagern" einsetzte; auf der anderen Seite aber zeigt sie auf, dass bei aller prinzipiellen Ablehnung des Nationalsozialismus dieser von Funder und den Seinen auch als "Gegengewicht zu Kommunisten und Sozialdemokraten" gesehen wurde. Dass im Rückblick freilich die Dinge anders erscheinen, als sie den Damaligen sich darboten, dass eine Einschätzung der Gefahren, die von Nationalsozialismus einerseits und Kommunismus andererseits ausgingen, heute leichter fällt, wird man beim Bemühen um historische Gerechtigkeit auch berücksichtigen müssen.

... und Morgen

Wie auch immer - geblieben ist stärker das Bild vom "alten Funder"; vom Versöhner, vom durch den "Geist der Lagerstraße" Gereiften, der "strenge Unabhängigkeit von jeder politischen Partei" einmahnte, die "Bedürfnisse der arbeitenden Volksschichten" berücksichtigt wissen wollte - und der davor warnte, "auch nur im entferntesten jenem Geist zu dienen, der so unsägliches Leid über die Menschheit gebracht hat". In der Tat: da hatte einer ein gewaltiges Stück Wegs zurückgelegt.

Begriffe wie "katholisch" oder "konservativ" konnten auf dieser Basis auch in einem neuen Licht erscheinen, erhielten so einen weiteren, zukunftsorientierten Bedeutungszusammenhang, dem sich auch die Nachfolger Funders - meistens - verpflichtet wussten.

Funder hat mit seiner Zeitungsgründung eine Art publizistischen Freiraum geschaffen, den es in jeder Generation aufs Neue offen zu halten gilt. Dass das nicht selbstverständlich ist, hatte gerade Funder das Leben gelehrt. Wer sich mit seiner Person näher befasst, wird umso mehr darin bestärkt, dass es sich lohnt, um solche Freiräume zu kämpfen.

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