Ein letzter Brief an Kurt Bergmann

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Lieber Kurt, aus der Unmenge von posthumen Stellungnahmen möchte ich nur zwei sehr persönliche herausgreifen. Als die Nachricht von Deinem Tod die Runde machte, meinte einer Deiner Schützlinge, dass Du besonders viel Kraft ausgestrahlt hast, ein Kräftepol warst. Und aus dem engsten Freundeskreis hieß es auch, Du seist ein nicht angepasster politischer, humaner Mensch gewesen. Beides trifft auf Dich zu. Du warst in all Deinen Funktionen - von der ÖVP zum ORF und das mehrmals Hin und Zurück - keiner, der bloß dem Zeitgeist nachgelaufen wäre. Ganz im Gegenteil, Du hattest immer sehr genaue Vorstellungen von Aufgaben und Zielen, diese aber auch konsequent verfolgt. Nicht die kurzfristige Schlagzeile, sondern die Erfüllung strategischer Vorgaben bestimmte Dein Handeln. Du hast auch mit Deiner Meinung über Mitmenschen, egal in welcher Position, ob nahe-oder fernstehend, nicht hinter dem Berg gehalten. Bei Dir wusste man, woran man ist. In Krisenzeiten warst Du so etwas wie ein Fels in der Brandung. Um das sein zu können, bedarf es der seelischen und geistigen Kraft. Und eines gesellschaftlichen, christlichen Fundaments, zu dem Du Dich immer offen bekannt hast.

Diese Kraft zeichnete Dich auch in den schwersten Stunden Deines Lebens aus. Als Dir der Arzt die Mitteilung machte, dass Du Krebs hast, bist Du damit in einer beeindruckenden Offenheit umgegangen. Ich erinnere mich an Deinen Anruf, wo Du ohne Pathos sagtest, dass Du ein mehr als erfülltes Leben hinter Dir hast, fast alle Ziele im Berufsleben erreichen konntest, viel Anerkennung dafür erfahren durftest, aber auch einen schweren persönlichen Schicksalsschlag durchstehen musstest. Und es gebe daher für Dich jetzt nur einen Wunsch: dass entweder die Therapie greift oder Dich der Herrgott sehr schnell von dieser Welt abberuft. Du hast mehr als nur Spuren hinterlassen - in der österreichischen Politik und Medienlandschaft. Während andere sich in der Pension in ihr Schneckenhaus zurückziehen, hast Du Dich immer wieder engagiert, politisch wie medial. Die letzte Ehrung könnte Dir noch die European Broadcasting Union erweisen. Als sich im vergangenen Jahr der Flüchtlingstsunami auf Europa zuwälzte, schlugst Du vor, dass alle europäischen Rundfunkanstalten gemeinsam eine Aktion aufziehen sollten, die sich am Beispiel von "Nachbar in Not" orientiert. In der Tat, das wäre eine Initiative, die jetzt auch die europäische Idee vertragen würde. Fiducit (Es gelte)!

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