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Heimkehr

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Da uns nichts Bleibendes blieb,

nur der ruhlose Schatten über den Hügeln der Sehnsucht;

da keine Gabe uns sättigt von den mächtigen Märkten des Tags;

da keine Antwort uns ward aus den tausend Mündern der Meinung;

da im zitternden Sieb unsrer Fragen der Sand nur sich sammelt und fällt ins Getriebe der Zeit —

kehren wir ein zu dir und rufen dich leise,

sprechen das Wort an der dunkelnden Schwelle:

Heimat!

Wie leicht war Heimkehr einst. Du warst ein Glanz, ein „Gott erhalte!“ über vielen Völkern.

Du warst ein Stolz, ein bunter Kranz, ein Kindermärchenland um eine alte Krone.

Vorbei! Vorbei! Nicht ewig treten Kinder ein in unbeschwerte Nacht und gläubigen Gehorsam.

Wie hart war Heimkehr dann. Du warst ein Rest, zerrissen und zerschlagen, artų und kalt, beraubt, verspottet, deiner selbst nicht sicher, ein Trutz- und Tränenwinkel für Besiegte, ein Aas den Geiern einer argen Not, ein Land der Fäuste und der Dolche, der Flüche und der unheilvollen Flucht.

Wie hoffnungsvoll war Heimkehr damals. Du warst wund, zertrümmert und verbrannt, doch du warst neu. Damals, da warst du erstmals unser eigen Land, in dem wir unser Haus in Frieden bauten.

Erinnert euch! Wir wollten Brüder bleiben und unverblendet vom Gezänk der Hasser gemeinsam unser Werk mit Gottes Hilfe tun.

Seht! Es gelang. Und ist geachtet und ist ein Vorbild und ist nicht wie einst nur Vätererbe. Auf dem Grund der Väter ist es ein Heimatland aus eigner Kraft und Gegenwart.

Wie schwer ist Heimkehr heute. Du bist reich, und Chrom und Egoismus blühn in deinem Garten. Die Sucht des Habens macht dich kalt und fremd und überwuchert frech des Herzens frohe Gründe.

Ein neues, anspruchsvolleres Geschlecht wächst auf und tritt mit unerhörten Fragen an.

Seht zu, daß euer eigen Haus nicht fremder werde!

Da uns nichts Bleibendes blieb,

nur der ruhlose Schatten über den Hügeln der Sehnsucht;

da keine Gabe uns sättigt von den mächtigen Märkten des Tags;

da keine Antwort uns ward aus den tausend Mündern der Meinung;

da im zitternden Sieb unsrer Fragen der Sand nur sich sammelt und fällt ins Getriebe der Zeit —

kehren wir ein zu dir und rufen dich leise,

sprechen das Wort an der dunkelnden Schwelle:

Heimat!

Ich bin die Heimat. Kehre ein!

Nimm du dein Eigentum zu eigen.

Verlange nicht zuviel! Du mußt mich selber schaffen. Heimkehr ist stündlich. Heimat bist du selbst.

Ich bin die Jugend. Und ich bin bereit.

Vertrauen für Vertrauen! Laßt mich lernen.

Du Heimat Österreich, ich trete an und grüße dich mit Treue für dein Morgen.

Reich mir die Hand, gib mir ein Beispiel nur und laß mich wesentlich in deinem Kreise sein.

Ich danke dir für alle deine Taten und deine Prüfungen in Armut und in Glanz.

Leicht ist ein Schwur in fstlicher Gemeinde.

Ich will den schweren Teil. Ich will die Tat in ernster Stunde. Du wirst staunend sehen,

wie sich in mir der Ring zu deinem Ruhme schließt.

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