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Sammler aus Leidenschaft

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DIE GESCHICHTE GROSSER SAMMLER, zöslschen übertragen von A. P. Zeller. 19. 0 DM. Alfred Sehers Verlag, Bern und

III’ flüssigem1 Stil’ und spannend erzählt der Autor die Geschichte von zwölf • berühmten Kunstsammlern und -Sammlungen aus zwei Jahrhunderten. Beginnend mit dem fast gewaltsamen und an Kunstraub gemahnenden Aufbau der Eremitage durch Katharina II. von Rußland, die ihre bezahlten Agenten und „Kunst”-Spione in allen Hauptstädten des westlichen Europa unterhielt, setzt Cabanne die Reihe fort mit der Geschichte der Wallace Collection, die Lord Hertford in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zusammentrüg, um sie dann seinem natürlichen Sohn und Erben Richard Wallace zu hinterlassen. Eine Reihe bahnbrechender Entdecker und instinktsicherer Sammler französischer Impressionisten, wie M. Cho- quet, Paul Durand-Ruel oder Doktor Girardin, dem kunstsinnigen Förderer der französischen Moderne des 20. Jahrhunderts, stellt der Autor einige durch den Aufschwung der Industrie und des Handels im späten 19. Jahrhundert zu Reichtum gekommener Unternehmer, wie Samuel Courtauld (London) und M. Cognac (Paris) und schließlich den amerikanischen Sammler Albert C. Barnes (f 1951) gegenüber. Bei diesen Männern war nicht Liebe zur Kunst und reine Entdeckerfreude das treibende Element beim Zustandekommen ihrer Sammlungen, sondern der Wunsch nach Anlage ihres rasch wachsenden Vermögens in krisensicheren Realwerten.

Zu bedeutenden Sammlern aus Leidenschaft zur Kunst und dem Schönen wurden in unserem Jahrhundert Emil Bührle (Schweiz), G. van Beuninigen (Holland) und Peggy Guggenheim, eine Amerikanerin, der fast alle großen Künstler der Gegenwart Anerkennung und Förderung verdanken.

Unter den großen, weltweit bekannten Kunstkennern und Kunsthändlern ragt die Familie Wildenstein (Paris-London-New York) hervor, in deren Magazinen ständig so viele Kunstwerke aller Epochen von höchster Qualität lagern, daß sie auf Bestellung zu Sammlungen jeder gewünschten Richtung assortiert und franko ins Haus geliefert werden können.

Beim Studium dieses interessanten Werkes zeigt sich wieder einmal, wie wenig ausschlaggebend ein absolviertes akademisches Kunststudium oder eine amtliche Betätigung auf dem Gebiet der Denkmalpflege für die Entdeckung und Einschätzung wirklich bedeutender Künstler und ihrer Werke sein können, und wie fast immer der aus angeborenem Kunstsinn und Kunstinstinkt handelnde Kenner und Sammler den „Fachleuten” turmhoch überlegen ist.

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