Ukraine-Krieg
DISKURSChristian Tuschhoff: „Putin würde sich überheben“
Eine Außenpolitik, die Werte exportieren will, hat es schwer, mit Staaten wie Russland oder China Gemeinsamkeiten zu finden, die Stabilität garantieren. Das behindert auch eine Lösung im Ukrainekonflikt, meint der Politikwissenschafter Christian Tuschhoff.
Eine Außenpolitik, die Werte exportieren will, hat es schwer, mit Staaten wie Russland oder China Gemeinsamkeiten zu finden, die Stabilität garantieren. Das behindert auch eine Lösung im Ukrainekonflikt, meint der Politikwissenschafter Christian Tuschhoff.
Christian Tuschhoff lehrt die „Geschichte Internationaler Institutionen und Friedensprozesse“ an der Uni Frankfurt. Welche historischen Parallelen gibt es zum Ukrainekonflikt, soll man Russland mit „Appeasement“ entgegenkommen? Welcher Strategie gehorcht die russische Politik gegen die Ukraine?
DIE FURCHE: Sie beschäftigen sich mit der Entstehungsgeschichte und der Einordnung von Konflikten. Gehorcht der Ukraine-Konflikt in seiner Abfolge einer der bekannten Konflikten und wie wahrscheinlich ist es, dass daraus ein Krieg wird?
Christian Tuschhoff: In der Forschung ist das Denken in derartigen Analogien höchst umstritten. Es wird vielmehr davor gewarnt, in solchen Analogien zu denken, und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Dennoch wird gerade in politikberatenden Einrichtungen und an Verwaltungshochschulen das gemacht und unterrichtet. Man will damit politischen Entscheidungsträgern Orientierungshilfen in Krisen an die Hand geben.
DIE FURCHE: Und was würden Sie jemandem sagen, der als Student oder Politiker um Ihre Einschätzung fragt?
Tuschhoff: Militärische Fachleute, die den Aufmarsch Russlands beobachten, können auch sehr genau den Zeitpunkt bestimmen, wann Russland operativ in der Lage ist, einen Krieg gegen die Ukraine zu beginnen und wahrscheinlich erfolgreich zu führen, weil die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Staaten höchst asymmetrisch sind. Wenn Russland also die Ukraine besetzen will, so wird es zum Krieg kommen.
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