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Hinter den Kulissen

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Regieführen ist eine echte, eigene Kunst. Dort, wo sie an einer großen Bühne und mit einem Ensemble von vollendeten Schauspielern geübt wird, kann der Laie die lenkende Hand hinter den einzelnen Leistungen nicht immer erkennen. Das Theater der Courage ist zwar ein sehr ambitioniertes und gewissenhaft arbeitendes, aber kein „großes“ Theater. Es muß sich seine Darsteller immer wieder für ein Stück zusammenholen und, wie die anderen Kleinbühnen, oft den nehmen, der gerade frei ist und nicht allzu hohe Gagenansprüche stellt. Auch Arthur W a t-k y n s Kriminalkomödle „Schönes Weekend, Mister Benett“ (im englischen Originaltext heißt sie etwa: „Was nicht iw Büchel steht“) ist kein psychologisches Meisterdrawa, kein Wunderwerk an logisch-dramaturgischer Perfektion. Es kommt also auf den rechten Regisseur an, der hinzuzufügen, wegzunehmen, zu retuschieren, „Lichter aufzusetzen“, zu bremsen, aufzumuntern versteht Oskar W i 11 n e r kann dies alles, fr kann es so gut, daß ihm kleine Kabinettstücke der Verwandlung gelingen. Nehmen wir etwa einen in der Anlage durchaus vitalen, bei einem früheren Auftreten aber völlig ungeführten und daher unerträglich verwilderten Schauspieler wie Josef L o i b 1. Er macht aus seinem dunklen südamerikanischen Ehrenmann, der , als Erpresser in ein englisches Familienidyll etwas allzu selbstgefälliger Art einbricht, eine wirkliche Charakterstudie. Friedrich K u t s c h e r a ist der bittere britische Familienvater, der einen Augenblick lang versucht ist, den Störenfried mit Insektengift zu vertilgen und es dann doch nicht zuwege bringt, weil „Gewissen Feige aus uns allen macht“. Friedrich Kutschera ist gerade richtig eingesetzt. Eine gewisse Gehemmtheit kommt dem Rollenbild zugute. Edith Hieronimus ist eine ganz selbstverständliche Dame, bis in die kleinste Bewegung hinein. Der beste Mann des Abends: Helmuth Hron, ein jugendlicher Charakterkomiker, der sich von Jahr zu Jahr profilierter entwickelt. Ein höchst amüsanter Abend das Ganze.

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