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Gerhart Hauptmann verließ empört den Saal…
nenoii rsrecni gene: sicn in seinen frühen Jahren sehr in seiner Rolle als Bürgerschreck. Vielleicht nicht so sehr, um sie, die Bürger, aus jugendlich-idealistischem Übermut persönlich zu attackieren und zu verunsichern, als um sie aus der Lethargie und Gleichgültigkeit ihres festgefügten Denkens und Handelns aufzuscheuchen. Ihnen den Blick zu öffnen und zu schärfen für die gesellschaftspolitischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandlungen einer Generation, die den ersten Weltkrieg verloren, die finanzielle Hypertrophie einer galoppierenden Inflation gigantischen Ausmaßes überwunden und steigende: Arbeitslosenzahlen auf dem Hals hatte.
Eine brodelnde Plattform existenziellen Ringens, in dem Humanität und Partnerschaft auf dem besten Wege waren, in Vergessenheit zu geraten. Dagegen als revolutionärer Trommler mit der Macht des Wortes, oft im Verein mit aufpeitschenden musikalischen Rhythmen, Front zu machen, dazu fühlte sich der in proletarischer Lederjacke einhergehende Brecht berufen. Und er schreckte in seinen po- lit-agitatorischen, szenischen Aktionen auch nicht vor drastischen Beispielen und Demonstrationen zurück, um seinen dem Alltag abgelauschten Thesen und Themen aufrüttelnde Wirkung zu verschaffen.
So hat er im 1929 entstandenen „Lehrstück vom Einverständnis“, zu dem Hindemith eine eigentlich für das Publikum als „Sing-mit“-Veranstal- tung gedachte musikalische Akzentuierung komponierte, in Solo und Chor die Frage aufgeworfen: „Hilft der Mensch also dem Menschen?“ Brecht hat sie in seinem oratoriumsähnlichen Werk negativ beantwortet. Daher kann auch den vier abgestürzten Ozeanfliegern - Lindberghs Atlantiküberquerung hatte ihn zu dem Libretto angeregt - nicht geholfen werden. Und so geben drei von ihnen der vom Chor erteilten Empfehlung, sich selbst aufzugeben wie diese Welt, damit sie verändert werden kann, ihr Einverständnis. Der’Pilot aber, der sich weigert, ein „Niemand“ zu sein, stirbt. Eine der antibürgerlichen Balladen Brechts also, um deren szenische Wiederbelebung sich jetzt eine aus Laien und Profis zusammengesetzte Gruppe, die sich mit leichter Selbstironie „Neuköllner Oper“ nennt, unter der musikalischen und szenischen Leistung des Organisten Winfried Radeke verdient macht.
Während der Uraufführung dieser Parabel 1929 in Baden-Baden sollen bei der zentralen Szene, wo zwei Clowns einem überdimensionalen Dritten, Herr Schmitt genannt, aus „purer Hilfsbereitschaft“ nach und nach Glieder und schließlich den Kopf absägen, Leute ohnmächtig geworden sein und Gerhart Hauptmann empört den Saal verlassen haben. Im Berlin von 1977 hat diese makabre Szene zwar keine so eklatante Wirkung bei ihren zumeist jugendlichen Zuhörern, die sich dann am nächsten Abend bei der Aufführung der direkt zum Mord auffordemden Schuloper „Der Jasager und der Neinsager“ mit den rhythmisch flotten Klängen Kurt Weills durch die gleiche ambitionierte Gruppe noch beeindruckter zeigen. Als Brecht diese nach einem alten japanischen Nö-Spiel entstandene Kurzoper, worin ein Knabe, der sich einer Pilgerfahrt angeschlossen hat, als er erkrankt, einem alten Ritus folgend, über die Felsen zu Tod gestürzt wird, in einer Neuköllner Schule zur Aufführung brachte, lehnten die jungen Zuhörer mit teilweise vernünftigen Argumenten und aus emotionellen Gründen dieses Werk ab. Aufgrund der Diskussion mit den Schülern schrieb dann Brecht den neuen Neinsager-Teil, in dem der Knabe zu den Seinen zurückgebracht wird.
Eine aufschlußreiche Wiederbegegnung mit zwei Frühwerken des ahnungsvollen Analytikers und aggressiven Literaten Brecht.
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