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Die Simoniten werden aufgesogen

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Seit der Bildung des Kabinetts Lehto finden ständig Verhandlungen statt, die einen Zusammenschluß zum Ziele haben. Die „Simoniten“ haben bereits erklärt, daß sie ihre Parteiführung auflösen und den Lokalorganisationen empfehlen wollen, geschlossen der Hauptpartei beizutreten. Die Hauptgruppe ihrerseits scheint bereit zu sein, von zwölf Sitzen im Parteivorstand drei für die „Simoniten“ abzugeben; die „Spätheimkehrer“ verlangen vier, aber daran wird die Wiedervereinigung sicher nicht scheitern. Sogar die Einstellung der oppositionellen Zeitung „Päivän Sanomat“ ist kein Problem mehr. Die bekanntesten

Politiker der beiden Gruppen, Rafael Paasio, K. A. Fagerholm und Emil Skog wollen bis April entscheidende Fortschritte erzielt haben. Gelingt ihnen das, dann ist die Forderung nach Neuwahlen, die der Partei den Weg in die Regierung öffnen sollen, berechtigt und begreiflich.

Finnlands Schicksal hängt allerdings nicht nur vom inneren Zustand der Parteien ab, sondern auch von dem Vermögen zur Zusammenarbeit und von der Stärke des Wirtschaftsapparates. Kann Finnlands Wirtschaft die Hoffnungen, die auf sie gesetzt werden, erfüllen?

Es ist bemerkenswert, daß man heute im Norden die Möglichkeiten Finnlands höher einschätzt als noch vor wenigen Jahren. In einer Analyse des Instituts für Wirtschaftsforschung der Bank von Finnland schreibt Prof. Dahmen, daß der wirtschaftliche Aufstieg des Landes auch anspruchsvolle internationale Vergleiche aushalte. 1950 erreichte die Produktion das Vorkriegsniveau, in den fünfziger Jahren stieg die Produktion pro Einwohner um 40 Prozent. Die Papiermasseproduktion erhöhte sich von 1951 bis 1963 von 2,2 auf fünf Millionen Tonnen und wird 1967 6,5 Millionen Tonnen jährlich erreichen. Die Papierproduktion stieg in der Nachkriegszeit um 270 Prozent; 60 Prozent der Papiermasse werden bereits im Lande veredelt. Der finnische Papierexport ist bereits weit höher als der schwedische. Die Entwicklung vom Agrarland zum Industrieland geht im raschen Tempo weiter.

Der weitere Aufstieg wird durch den großen Umfang der Investitionen garantiert. Während die meisten europäischen Länder seit 1950 25 Prozent und weniger ihres Nationalproduktes investieren, investierte Finnland 30 Prozent. Der Export von hochmodernen Produktionsmaschinen macht bereits 75 Prozent der finnischen Maschinenausfuhr aus.

Finnland hat seine Sorgen und seine Probleme, doch nichts spricht dagegen, daß sie nicht überwunden werden könnten, nach den hundert Tagen Reino Lehtos, die den Politikern noch einmal eine Gelegenheit zur Besinnung und zur Sammlung gebenl

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