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KontroUpartei im Rathaus

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Seit mehr als 30 Jahren wurden in Wien Bundes- und Gemeindewahlen getrennt durchgeführt, um dem Wähler eine klare Beurteilung der Leistungen oder des Versagens der jeweils Verantwortlichen zu ermöglichen. Im Jänner dieses Jahres haben sich nun die Wiener Sozialisten entschlossen, von diesem bewährten Prinzip abzuweichen und die Wiener Gemeinderatswahlen gleichzeitig mit der Nationalratswahl durchzuführe’n.

Begründet wurde dies mit angeblichen Einsparungsmöglichkeiten. Angesichts der Tatsache, daß in den letzten Jahren in Wien planlos Milliarden vergeudet wurden und das Wahlkampfbudget der SPO bekanntlich über 100 Millionen betragen "wird, muß dieses Argument als unglaubwürdig bezeichnet werden. Die Sozialisten im Wiener Rathaus scheuen vielmehr davor zurück, sich allein dem Urteil des Wählers zu stellen und damit die von ihnen verursachten Skandale und Fehlleistungen voll verantworten zu müssen. Sie hoffen auch, daß durch die Zusammenlegung der Wahlen zumindest ein Teil ihrer

100.000 Wähler, die bei den letzten Gemeinderatswahlen verärgert zu Hause geblieben sind, nun doch wählen geht und dabei die

Stimmzettel für den Gemeinderat und die Bezirksvertretung — so wie jenen für die Nationalratswahl — automatisch auch bei Liste 1 ankreuzt.

Offensichtlich sollen auch jene 70.000 Wiener Wahlkartenwähler, die bei den letzten Nationalratswahlen außerhalb Wiens gewählt haben, um ihr Stimmrecht für Gemeinderat und Bezirksvertretung gebracht werden, da bei dieser Wählerschicht der Anteil der Sozialisten gering ist. Kaum einer von ihnen weiß, daß er am 24. April außerhalb Wiens nur den Nationalrat wählen kann, mit der Abgabe der Wahlkarte jedoch sein Stimmrecht für den Wiener Gemeinderat verlorengeht. Soweit die politische Ausgangslage.

Als KontroUpartei im Wiener Rathaus haben die Wiener Freiheitlichen unbestreitbare Erfolge erzielt. So wurde im Februar 1979 ein Antrag auf Sonderprüfung der Betriebsorganisationspla nung beim AKH gestellt und damit dieser Stein ins Rollen gebracht. Ein weiterer FPÖ-Antrag führte zu einer Sonderprüfung der von der Stadt Wien gemeinsam mit Johann Prutscher betriebenen Firma Med-Consult, nach deren vernichtendem Ergebnis diese Firma liquidiert wurde. Eine führende und von der Öffentlichkeit anerkannte Rolle haben die Wiener Freiheitlichen bei der Aufdeckung des Skandals um das Rinter-Müllzelt gespielt, als sie unbeeindruckt von Klagedrohungen die Fehlkonstruktion der Anlage aufzeigten und die Einstellung der Zahlungen an die Rinter AG durchsetzten.

Neben dieser Kontrolltätigkeit haben wir laufend wichtige Alternativvorschläge für alle Bereiche der Kommunalpolitik ausgearbeitet und im Gemeinderat zur Diskussion gestellt. Diese sind in unserem Schwerpunktprogramm „Ideen für morgen“ nachzulesen.

Die Erhaltung einer gesunden Umwelt muß nach Auffassung von uns Freiheitlichen der übergeordnete Wertmaßstab aller wirtschaftlichen und technologischen Maßnahmen sein. Dem haben sich auch alle Verkehrsprojekte unterzuordnen. Die Vergabe der Gemeindewohnungen muß, um jeden politischen Einfluß auszuschalten, durch ein objektives Punktesystem geregelt werden. Die Befugnisse des Kontrollam- tes sind, zum Beispiel durch Einbeziehung aller Wohnbaugenossenschaften in die Prüftätigkeit, zu erweitern, um die Schädigung von Wohnungssuchenden wirksam bekämpfen zu können.

Gesundheitspolitik

Im Bereich der Gesundheitspolitik soll dem frei praktizierenden Hausarzt wieder die zentrale Funktion eingeräumt und mit einem Zehn-Punkte Programm für die Behinderten deren Chance zur Integration in die Gesellschaft verbessert werden.

Die positive Beurteilung, die die Arbeit unserer kleinen Fraktion in der Öffentlichkeit erfährt, freut uns natürlich. Um jedoch unsere für Wien unentbehrliche Kontrollarbeit verstärkt fortsetzen zu können, bedarf es der persönlichen Unterstützung duręh die Wiener.

Der Autor ist Landtagsabgeordneter und Klubobmann der FPO im Wiener Gemeinderat.

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