6864597-1977_49_23.jpg
Digital In Arbeit

Von Althaussanierung bis Umweltschutz

Werbung
Werbung
Werbung

Das Ergebnis der Gemeinderatswahlen in Krems am 2. Oktober dieses Jahres hat mit 21 Mandaten für die ÖVP-Wahlgemeinschaft die absolute Mehrheit gebracht, ein Erfolg, den nur wenige vöraussahen. Die Sozialisten und die Freiheitlichen haben ja ein Mandat verloren, die Kommunisten- konnten ihren einzigen Sitz behalten.

Der Wahlerfolg gewinnt noch an Bedeutung, wenn man die politische Entwicklungsgeschichte der Stadt Krems nach dem Krieg beleuchtet. Bis zum Jahre 1955 waren die 40 Gemeinderatssitze auf 24 Linksparteien und 16 Bürgerliche aufgeteilt. Nach der ersten Kandidatur von Dr. Franz Wilhelm, der die Kremser Wahlgemeinschaft ins Leben gerufen hatte, verschob sich das Verhältnis auf 20 : 20. Diese Pattstellung führte zwei Jahre später zu Neuwahlen und das Ergeb? nis brachte den überwältigenden Sieg der Kremser Wahlgemeinschaft, die nun ihrerseits mit 24 Mandaten in den Gemeinderat einzog. Dr. Wilhelm konnte dieses Ergebnis auf Grund seiner modernen Gemeindeführung bei zwei weiteren Wahlgängen in den Jahren 1962 und 1967 aufrecht halten.

Als sich Dr. Wilhelm aus dem politischen Leben zurückzog und sein engster Mitarbeiter Dr. Max Thorwesten das Amt des Bürgermeisters übernahm, machte sich die FPÖ selbständig und kandidierte bei den Gemeinderatswahlen im Jahre 1972 auf einer eigenen Liste.

Im Jahre 1976 stellte Dr. Thorwesten aus Altersgründen sein Amt zur Verfügung und der Kremser Gemeinderat wählte mich zum Bürgermeister. Ich hatte also nur fünfzehn Monate Zeit, um das Vertrauen der Kremser Bevölkerung für meinen Arbeitsstil und mein Programm zu gewinnen. Es war nicht leicht, nach einer starken Persönlichkeit wie Dr. Wilhelm und der gütigen Vaterfigur Dr. Thorwesten die Kremser für meine Art der Gemeindeführung zu gewinnen. Aber schon als Landtagsabgeordneter habe ich erkannt, daß nur klare und sachliche Entscheidungen, auch wenn sie manchmal hart und unpopulär sind, letzten Endes von der Bevölkerung verstanden und honoriert werden. Ich habe diesen Grundsatz auch seit meiner Amtsübernahme als Bürgermei-’ ster aufrecht erhalten, wenn mir auch manchmal undiplomatische Härte und zu geringe Rücksichtsnahme auf Wählerstimmen vorgeworfen wurde.

Natürlich habe ich die Einstellung meiner Vorgänger, Parteienstreit aus der Gemeindestube zu verbannen, nach Möglichkeit beibehalten und mein Programm für Krems in erster Linie auf die Belange der Stadt aus gerichtet, wobei die Grundtendenz natürlich in der christlich-sozialen Weltanschauung liegt. Wir erstellten ein 14-Punkte-Programm für ein modernes, schönes, soziales Krems, das nicht nur als Wahlpropagenda aufzufassen ist, sondern in allen Punkten für eine realistische Verbesserung der Wirtschaftslage eintritt. |

Es ist selbstverständlich, daß auch für uns sichere Arbeitsplätze für alle

Kremser Vorrang haben und darüber hinaus neue Arbeitsplätze vor allem für die Jugend geschaffen werden müssen. Aus diesem Grunde wird auch das Gemeindebudget für 1978 mit rund 400 Millionen ein antizyklisches sein, um vor allem die Bauindustrie in den nächsten Jahren beschäftigen zu können.

Auch die Heimbetreuung für Kranke und Hilfsbedürftige liegt uns sehr am Herzen, neuzeitliche Heime für betagte Mitbürger sollen nach Möglichkeit in allen Stadtteilen errichtet werden. Aber auch die Installierung einer Sonderkindergartengruppe für behinderte Kleinkinder steht unmittelbar bevor.

Besonderen Wert legen wir auch auf die Fortsetzung des Wohnbauprogrammes, wobei auch der Wiederinstandsetzung wertvollen Althausbestandes der Stadt großes Augenmerk beigemessen wird. Die großen Probleme des fließenden und ruhenden Verkehrs müssen durch den Ausbau der Straßen und Plätze gelöst werden. Die Erhaltung des wirtschaftlichen Zentrums der Stadt wird durch die Erweiterung der Fußgängerzone gefördert, wobei auf die Erhaltung des historischen Stadtbildes besonders Bedacht genommen wird.

Für den Umweltschutz sind große Investitionen auf dem Sektor Müllbeseitigung und Kanalisation vorgesehen. Natürlich wird auch allen Belangen des Weinbaues durch die Herstellung von Güterwegen, durch Wildbachverbauungen und sonstige Maßnahmen Rechnung getragen.

Ein Schwerpunkt liegt im Kulturbereich. Vor allem soll die Serie der großen Kunstausstellungen fortgeführt und weitere urbanistische Seminare abgehalten werden. Auch das Kabelfernsehen soll der Kremser Bevölkerung zur Verfügung stehen. Die Stellung von Krems als Schul- und Bildungsstadt muß weiter gefestigt und Vorsorge für die ständige Anpassung unserer Bildungseinrichtungen an die Anforderungen der Zukunft getroffen werden. Ferner werden alle Arten von Sport gefördert, ein modernes Hallenbad ist bereits im Bau und ein neues Sportzentrum in Planung.

Zu alledem ist eine gute Finanzpolitik als Grundlage für eine gesicherte Zukunft der Stadt Voraussetzung. Es ist für mich ein besonderes, persönliches Anliegen, daß jeder Kremser stets die Möglichkeit hat, für seine Wünsche und Beschwerden bei der Stadtverwaltung e’n offenes Ohr zu finden, wobei die I arteizugehörigkeit keine Rolle spielen darf.

Schließlich solle i auch die Chancen genutzt werden, di * sich für Krems als Hafenstadt am Künftigen Rhein- Main-Donau-Kana ergeben werden. Es ist die Gründung einer Industrie- ansiedelungsgeseLschaft gemeinsam mit dem Land Niederösterreich geplant. Neben dem Hafenbecken stehen bereits 20 Hektar unverbauter hochwasserfreier Industriegrund zur Verfügung. Damit soll ein neuer Abschnitt für die Entwicklung der Wirtschaft und des Lebensstandards der Kremser Bevölkerung erreicht werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung