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Tu felix Austria

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Daß die relativ günstige wirtschaftliche Lage unseres Landes weniger dem überdurchschnittlichen Geschick der Regierenden als der Vitalität der heimischen Wirtschaft und einer Sonderstellung Österreichs zu verdanken ist, ist nicht nur Oppositionstheorie. Teile der Volkswirtschaft Österreichs (seien es bestimmte Wirtschaftssektoren, seien es einzelne Unternehmen) sind groß genug, um sich international durchsetzen zu können, die österreichische Volkswirtschaft insgesamt ist klein genug, um sich eine gewisse Eigenbrötelei leisten zu können.

Anders als beispielsweise unser Nachbar, die Bundesrepublik Deutschland, mit dessen Wirtschaftsindikatoren

wir die unseren so gerne messen, können wir uns ein permanentes Zahlungsbilanzdefizit leisten, und trotzdem Hartwährungspolitik machen. Anders als die Rolle der Mark ist die des Schillings eine Quantite negligeable in der internationalen Währungsszene.

Anders als die BRD braucht Österreich auch bei seiner Gastarbeiterpolitik kaum Rücksicht auf die politische und wirtschaftliche Situation in Südeuropa zu nehmen. Würde die BRD wie Österreich seine Arbeitsmarktdaten durch einen entsprechenden Gastarbeiterabbau aufpolieren, hätte das verheerende Fbigen für die Stabilität dieses Raumes.

"Ebenso dürfte der Weg, mit einer Art Strafsteuer (nämlich einem Mehrwertsteuersatz von 30 Prozent) die Importe zu drosseln, für die meisten jener Länder, mit denen wir uns so gerne vergleichen, nicht gangbar sein. Die bisher einzige nennenswerte Retorsions-maßnahme des Auslandes gab es bisher auf die Einführung der Lkw-Abgabe.

Die eben zu Ende gegangene Regierungsklausur erhärtet eher die Theorie, daß sich Österreich anders als weiland Baron Münchhausen am Zopf der anderen aus dem, sagen wir, Tief zu ziehen pflegt. Kaum hatten die Wirtschaftsforscher ihre düsteren Prognosen für 1980 - zumindest Stagnation bei den Einkommen, Anstieg der Arbeitslosigkeit - veröffentlicht, zeigte sich am westlichen Horizont auch schon ein Konjunkturhoffnungsschimmer.

Daß die auslösende Ursache, ein neuer Rüstungsboom als Reaktion auf das Afghanistan-Abenteuer der Russen, eine beklagenswerte ist, wird kein Hindernis sein, daß dieser Schimmer auch den österreichischen Wirtschaftspolitikern neuen Glanz gibt.

So brauchte denn auch in Mallnitz weder ein aufwendiges Konjunkturbelebungsprogramm (für das wir ohnehin kein Geld hätten) noch ein anspruchsvolles Strukturverbesserungsprogramm (der Rüstungsboom wird möglicherweise sogar die chronisch darniederliegende Stahlindustrie flott machen) beschlossen werden.

Man konnte sich darauf beschränken, die negativen Auswirkungen der sich abzeichnenden Konjunkturbelebung, die Inflation, zu bremsen. Und das kostet zumindest die Regierung kein Geld.

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