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Wo ist Gerechtigkeit?

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Schnell noch vor der sommerlichen „Saure-Gurken-Zeit“, schnell also noch vor Sommerhitze und Ferienzeit, hat ein Verleih zwei Filme herausgebracht, die anzusehen sich wirklich lohnt. Der eine ist eine englische Kammerspieltragödie, der andere die authentische Rekonstruktion eines Mordprozesses.

Vor 23 Jahren erregte die Ermordung einer englischen Familie in der Provence, eines Ehepaares und dessen kleinen Töchterleins, europäisches Aufsehen; ein 77jähriger Großbauer namens Dominici wurde schließlich des dreifachen Mordes beschuldigt, angeklagt und zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt und 1960 freigelassen. Bis heute ist der Fall noch nicht geklärt: ist der alte Mann unschuldig gewesen, waren seine Söhne (die ihn vor Gericht verdächtigten) oder wer war eigentlich wirklich der (oder die) Täter? Auch der von Claude-Bernard Aubert vor zwei Jahre gedrehte, sich sehr genau an die authentischen Fakten, Aussagen, Gerichtsprotokolle haltende Film „Die Affäre Dominici“ gibt darauf keine Antwort, steht aber ziemlich eindeutig auf der Seite des Verurteilten, der von Jean Gabin in unwahrscheinlicher Dichte und Echtheit — wohl seine beste darstellerische Leistung seit Jahren! — verkörpert wird.

Der zweite sehenswerte Film stammt aus England, ist ebenfalls schon ein paar Jahre alt (nochmals: warum brauchen gute Filme immer so lange, um nach Österreich zu kommen?) und heißt „Das dreifache Echo“ (The Triple Echo), inszeniert von Michael Apted; die einfache und schlichte Erzählung behandelt das Schicksal einer englischen Bauersfrau während des Zweiten Weltkriegs, die—ihr Mann ist in japanischer Kriegsgefangenschaft — einen jungen Deserteur bei sich

versteckt hält, der als ihre Schwester ausgegeben wird. Als der Schwindel anläßlich einer Tanzveranstaltung in der nahen Garnison auffliegt und der junge Soldat, nachdem er brutal zusammengeschlagen wurde, verhaftet wird, erschießt ihn die Frau (aus Liebe...). Der grandios gespielte (von Glenda Jackson, Brian Deacon und Oliver Reed) und bis ins letzte Detail glaubhafte Film, in dem alles, selbst die Verkleidung, haargenau stimmt und den nur Ignoranten, Dummköpfe und Nichtfachleute als „Charleys Tante im Zweiten Weltkrieg“ bezeichnen können, besitzt eine überzeugende Antikriegsten-denz, noch mehr, er erzielt eine so heftige Aversion gegen den 'Militarismus, daß er als Pflichtfilm von jedem Österreicher gesehen werden müßte...

Und noch wie immer zur Ausstellung und Retrospektive ,Jßeister der Regie“ im alten Schloß von Laxen-bürg: in dieser Woche stehen die Filme des Exwieners Billy Wilder auf dem Programm, und zwar am Freitag, um 16.30 Uhr „Der Glückspilz“, am Samstag, 14. Juni, um 14.30 Uhr der grandiose „Boulevard der Dämmerung“ (mit Erich von Stroheim und Gloria Swanson) und um 16.30 Uhr „Ariane — Liebe am Nachmittag“ (mit Gary Cooper, Maurice Chevalier und Audrey Hepburn, in der englischen Originalfassung) und am Sonntag, 15. Juni, um 14.30 Uhr „Das verflixte siebente Jahr“ (mit Marilyn Monroe und Oskar Homolka) und um 16.30 Uhr „Das Mädchen Irma la Douce“ (mit Shirley MacLaine, ebenfalls in der englischen Originalfassung). Ist da wirklich noch eine Empfehlung notwendig?

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