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Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland veröffentlichen, steilen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser. „Die Oesterreichische Furche“
Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland veröffentlichen, steilen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser. „Die Oesterreichische Furche“
„Frankfurter Allgemeine“, 16. März
Der Wiener J.-B.-Korrespondent des Blattes spricht Vermutungen über den künftigen Wirtschallskurs Oesterreichs aus. „Was werden in einer neuen Regierung die Wünsche und Absichten der Sozialisten auf wirlschaitlichem Gebiete sein? Wir glauben, drei Angriffsziele feststellen zu können. Als erstes werden sie die Vollbeschäftigung im extremen Sinn des Wortes fordern, und zwar mit wenig Rücksicht auf die Währung, deren Stabilisierung erst Ende 1951 gelungen ist. Ebenso ist anzunehmen, daß Lohnforderungen erhoben werden, denn das war bis jetzt noch immer die erste Folge eines Linksrucks. Man wird eine leichtere Hand bei der Finanzpolitik fordern, während der bisherige Finanzminister Karnitz den Grundsatz aufgestellt hat, die Ausgaben müßten sich nach den Einnahmen richten, also eher zu sparen, anstatt zu neuen Steuern oder zu neuem Geld zu greifen. Die zweite Angrilisfront sind die verstaatlichten Unternehmen, zu denen alle Betriebe der Grundstoffindustrie gehören. Lediglich die verstaatlichten Großbanken unterstehen dem
Finanzministerium. Ihre Geschäftsführung wird schon seit langem von den Sozialisten als zu kommerziell kritisiert, mit anderen Worfen, sie möchten auch die Kontrolle über die Banken. Schließlich erkennen wir noch einen dritten Gegensatz. Das Sozialprodukt ist in Oesterreich im Jahre 1952 nicht mehr gestiegen. Die Produktivität in der Industrie ist aber erst aul dem Vorkriegsniveau, obwohl heute mehr und bessere Maschinen als damals arbeiten. Es kommt also alles darauf an, die Arbeitsergiebigkeit zu steigern. Eine Aktion in dieser Richtung hat aber nur Aussicht, wenn die Sozialisten und der von ihnen beherrschte Gewerkschaftsbund mittun. Das Kompromiß als oberste Regierungsmaxime wird bleiben, ebenso die Kommission als Vollzugsorgan mit proportionalen Entscheidungen sowie die Verteilung der Macht und der Stellen nach dem Kraitverhält-nis der Parteien. Es soll nicht geleugnet werden, daß die Zusammenarbeit zwischen Volkspartei und Sozialisten in den vergangenen Jahren auch große Vorteile hatte; sie brachte eine innenpolitische Konsolidierung. Streitigkeiten werden zwischen den Parteilührern ausgetragen, die Straße aber bleibt ruhig. Es gab keinen Streik von nennenswerter Bedeutung. In der Wirtschalt hat man jedoch den Eindruck, daß dabei jede klare wirtschaftspolitische Linie verlorenging und der produktive Effekt, der doch schließlich das entscheidende Kriterium jeder Wirtschaftspolitik ist, aus diesen Gründen leider so gering war. Die österreichische Wirtschalt sieht daher mit Besorgnis, daß die künltige Politik noch mehr unter dem Einlluß der Sozialisten stehen wird, wenn diese auch nicht ihr ganzes Programm durchsetzen werden.“
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