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Utopia und Apokalypse

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MENSCHLICHE EXISTENZ UND MODERNE WELT. Ein internationales Symposion zum Selbstverständnis des heutigen Menschen in zwei Teilen, hg. v. Richard Schwarz als Band II und III der ebenfalls von R. Schwarz herausgegebenen Reihe „Bildung/ Kultur/Existenz. S XXVI, 1965; De-Gruyter- Verlag, Berlin 1967, Preis je Teil: geb. DM 85.—.

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MENSCHLICHE EXISTENZ UND MODERNE WELT. Ein internationales Symposion zum Selbstverständnis des heutigen Menschen in zwei Teilen, hg. v. Richard Schwarz als Band II und III der ebenfalls von R. Schwarz herausgegebenen Reihe „Bildung/ Kultur/Existenz. S XXVI, 1965; De-Gruyter- Verlag, Berlin 1967, Preis je Teil: geb. DM 85.—.

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In bewährter Weise legt Richard Schwarz eine internationale Gesamtschau über ein sehr allgemein gehaltenes Thema vor. Das Werk ist groß angelegt, sowohl was die Zahl der Autoren als auch was die Vielfalt der Problemkreise betrifft. 73 namhafte Autoren aus 21 Nationen kommen zu Wort. Da es unmöglich ist, eingehende Eimaelrezensionen zu bieten, sei ein notwendig etwas zu pauschales Gesamturteil gestattet.

Die große Gliederung dieser Sammlung ist geographisch; der I. Teil ist dem deutschen Sprachraum gewidmet, der II. dem außerdeutschen Europa und den übrigen Kontinenten. Der Anspruch, den Schwarz stellt, geht universal auf die Einheit der Welt. Aber es ist aus diesem Buch doch nur eine Umfrage geworden. Die Antworten sind dementsprechend überaus unterschiedlich ausgefallen, es finden sich literarische Gattungen verschiedenster Art: Predigten, Essays, elitäre Appelle, historische Exegesen, Trostsprüche, neben kritischen auch bloß reproduzierende Referate, saubere Analysen, manche systematische Abhandlung, pathetische Utopien ebenso wie naiv-

einzelwissenschaftlich-extrapolierende usw. Auch von diversen Universal- wie Einzelwissenschaften wird der Mensch in seinem Selbstverständnis besprochen und bedacht. Schwanz meint in der Einleitung:

„Was ist das für eine Welt, in der wir leben? Wohin führt der Weg? Es gibt offenbar nur zwei Richtungen an dem Wegkreuz: den Weg in die Seibstzerstörung, in die „gemachte“ Apokalypse des Endes der Menschheit — oder den Weg in ein Zusammen“ (I, 1). Ein globales

Menschheitsbewußtsein setze Gespräch und Begegnung voraus. Diesem Bedürfnis will diese Sammlung dienen. Nun einmal abgesehen von dem eklatanten Qualitätsgefälle unter den Beiträgen, hätte doch die Vielfalt der dargebotenen Probleme einer tragfähigen philosophischen Verknüpfung bedurft, die die in Frage stehende Einheit dieser Vielfalt über die bloßen Versicherungen hinaus zum Begriff hätte bringen müssen. Schwarz unternimmt zwar diesen Versuch, kann aber trotz des gewalttätigen Tons, in dem er mehr oder minder Selbstverständliches unbekümmert ausspricht, nicht überzeugen (vgl. besonders seine emphatischen Sätze über die Notwendigkeit einer „Aristokratie des Geistes“, an der sich der Rang einer Kultur messe (I, 398); oder wenn er uns anläßlich der Frage „Krise oder Erfüllung“ das „muthafte Wagnis eines hohen Glaubens an ein menschenwürdiges Menschentum“ empfiehlt (II, 847).

Man dankt zwar dem so umfänglichen und im Preis teuren Werke manchen anregenden Aufsatz; es bleibt aber doch fraglich, ob dieser Effekt den enormen Aufwand rechtfertigt, den solch „kulturphiloso- phisdi“-ambitioniert gemachte Mon- steramitihologSen verursachen.

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