Die aktuellen medialen Optionen sind nicht die einzige grundlegendere Veränderung der Publikations wege im neuen Jahrtausend. Lange Zeit waren Literaturzeitschriften, in Österreich seit den 1960er-Jahren allen voran manuskripte, die heimische Talenteschmiede. Hier begannen die Karrieren ganzer AutorInnengenerationen. Wolfgang Bauer, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Gerhard Roth, Michael Scharang, Helmut Eisendle, Reinhard P. Gruber, Gert Jonke, Erwin Einzinger, Walter Kappacher -für sie und viele andere führte der Weg von den manuskripten direkt zu Residenz oder gleich zu Suhrkamp.In
Es ist eine gern geübte Praxis, bei komplexen editorischen Kärrnerarbeiten Kleinigkeiten anzumäkeln - ein fehlender oder falscher Stellenkommentar von hunderten, eine Formulierung im Vor-oder Nachwort, die dem Kritiker nicht angemessen erscheint -und darüber das Prinzipielle der Leistung zu übersehen oder deren Erbringer gleich ganz zu ignorieren, wie es die Besprechung des Bandes in der Süddeutschen Zeitung tat.Hier sei er genannt: Der Klagenfurter Germanist Hubert Lengauer hat mit der Edition des Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Hans Magnus Enzensberger wertvolles
Für ihre literarischen Realitätsbesichtigungen greift Lisa Spalt auf Weggeworfenes ebenso zurück wie auf die Welt der Märchen oder die (Sprach-)Bilder für wirtschaftliches Handeln. Deshalb denkt man beim Titel ihres Buches "Die beiden Henriettas" sofort an Henrietta Lacks, jene Afroamerikanerin, der vor ihrem Tod und ohne ihr Wissen 1951 Zellen entnommen wurden, die, bis heute weitergezüchtet, zur Standardausrüstung jedes Biotech-Labors gehören.Doch darum geht es ganz und gar nicht, sondern um ein Päckchen vergilbter Fotografien, sie zeigen entfernte Verwandte, die in die USA
Die Journalistin und Übersetzerin Ljuba Arnautovic´ zeichnet in ihrem ersten Roman "Im Verborgenen" die reale Lebensgeschichte ihrer Großmutter väterlicherseits nach und fängt damit ein zentrales Stück österreichischer Zeitgeschichte ein.Die alte Frau, die der kleinen Ljuba am ersten Schultag die Show stiehlt, weil sie mit über 60 Jahren, also etwa im gleichen Alter wie die Autorin heute, die Matura nachgeholt hat und nun als älteste Studentin Österreichs an der juridischen Fakultät inskribiert, erscheint dem Kind von damals als fremde, "sehr strenge" und eher kalte Person. Es ist
Marie Gamillschegs Roman "Alles was glänzt" ist eine überzeugende
Fallstudie darüber, was es bedeutet, in einem unaufhaltsam
absterbenden Gemeinwesen zu leben. Die Autorin beweist dabei
bemerkenswertes Feingefühl und scharfe Beobachtungsgabe.
Sieben Jahre ist es her, dass Melinda Nadj Abonji für ihren Debütroman "Tauben fliegen auf" den Deutschen und den Schweizer Buchpreis erhielt. Nun legt die 1968 in Becsej, Serbien, geborene und in der Schweiz lebende Autorin nicht mehr bei Jung und Jung, sondern bei Suhrkamp mit "Schildkrötensoldat" den zweiten Roman vor.Zentralfigur ist der eigenwillige Zoltán, genannt Zoli, der nach der Misshandlung durch seinen Lehrherrn und dem anschließenden Sturz vom Moped seines wohl wie meist sturzbetrunkenen Vaters zerebrale Langzeitschäden davonträgt. Im Blick seiner Cousine Hanna ist er ein
"Eine Beschäftigung mit diesem Roman kann verhindern helfen, dass das 2018 kalendarisch anstehende Gedenken im Jahr 1938 oder allenfalls 1945 stecken bleibt.Bereits 1954 legte Karl Bednarik mit 'Omega Fleischfabrik' einen Roman vor, der aufzeigt, was bleibt, wenn die beiden großen Erzählungen humanistischer Zukunftsperspektive nicht mehr greifen."Den schwierigen emotionalen Spagat zwischen der alten und der neuen (Exil-)Heimat beschreibt Ernst Lothars 1949 erschienener Roman "Die Rückkehr" ebenso wie die enttäuschende Erfahrung, wie wenig Rückkehrende in der alten Heimat erwünscht
Sorgten in der NS-Zeit Blockwarte für ein Ende der Privatheit, wurden nach '45 die Balken geschlossen, um Traumata von Schuld und Verfolgung wegzusperren.Als die prüde Moral offiziell nichts kannte als die ehrenwerte Ehe lebenslänglich, wussten die großen Romane von Geldheirat und Ehebruch zu berichten, von sozialer wie sexueller Devianz.Epochen politischen Stillstands oder Rückschritts gelten als idealtypische Phasen des Rückzugs ins Private. Das Biedermeier etwa. Doch gerade hier findet sich zugleich eine gewisse Ausweitung der Grenzen des Privaten -durchaus mit Parallelen zur
Das Ehepaar sitzt bei einem Glas Wein im Garten, um den Tag nett ausklingen zu lassen. Als eines der Kinder aufwacht, geht Astrid nachschauen und Thomas verschwindet -für immerDie Kritik schwankte bei Peter Stamms Romanen oft zwischen Lob für seinen sprachlichen Minimalismus und Kritik an Monotonie und Dürftigkeit seines Stils. Bei seinem 2006 erschienenen Roman "An einem Tag wie diesem" fühlte sich eine Rezensentin gar an das Niveau von "Schüler-Erlebnisaufsätzen" erinnert. Dieses Buch ist für Stamms Roman "Weit über das Land" insofern von einiger Relevanz, als er hier die
In ihrem neuen Roman "Leere Herzen" entwirft Juli Zeh eine sehr zeitnah angesiedelte Dystopie. Angela Merkel ist nach einem Wahlsieg der AfD, die hier Besorgte Bürger Bewegung (BBB) heißt, zurückgetreten, und die neue Regierung setzt den gesellschaftspolitischen Umbau, der wohl schon um die Jahrtausendwende begonnen hat, entsprechend beschleunigt fort.Man könnte diesen Roman als Auseinandersetzung mit Isabell Loreys "Die Regierung der Prekären" verstehen. Prekarisierung bedeutet ja schon lange mehr als unsichere Arbeitsverhältnisse, sie umfasst als Gefühl latenter Gefährdung die
Der Titel von Renate Silberers Debütband "Das Wetter hat viele Haare" verdankt sich dem Ausspruch eines kleinen Mädchens, das einer bekannten Wettermoderatorin des heimischen Fernsehens eine üppige Haarpracht attestiert. Insgesamt sind es elf Episoden, mit denen das Schicksal einer Handvoll von Figuren mehr angedeutet als breit auserzählt wird.Eingespielte SchicksaleIm Mittelpunkt stehen die Geschwister Annemarie und Konrad, die an den Spätfolgen elterlicher Erziehungsmethoden und Familientraumata laborieren. Eigentlich nichts Großartiges, eher das Übliche. Schweigen über die
Das Bild vom ,Friedensprojekt' Europa wird gern dann besonders herausgestellt, wenn wieder einmal klar wird, dass die EU doch nur eine Wirtschaftsgemeinschaft ist, und es hat einen dunklen Kratzer: die Jugoslawienkriege unmittelbar vor der europäischen Haustür. Gut 90.000 Flüchtlinge kamen damals nach Österreich, mehr als die Hälfte davon waren Muslime.Robert Prossers Roman "Phantome" nimmt diese offene Wunde in Augenschein -aus Sicht der muslimischen Bosnier, was zwangsläufig eine eindeutige Opfer-Täter-Perspektive ergibt und getötete serbische Zivilisten ausblendet. Abgesehen von den
Rudi Gradnitzers lesenswerte Untersuchung "Schwedenplatz. Das
Flachdach unter den Wiener Plätzen" versammelt Informationen über
vergessene, übersehene oder vertuschte historische, städteplanerische
und gesellschaftspolitische Zusammenhänge.
Über 50 kunsthistorische Untersuchungen und Künstler-Monografien hat
Wieland Schmied hinterlassen, hunderte Ausstellungen kuratiert,
hunderte Katalogbeiträge verfasst und dazu noch literarische Bände.
Nun ist ihm selbst ein Text-Bild-Band gewidmet.
"Die letzte Partie", das Romandebüt von Regine Koth Afzelius,
besticht vor allem durch die Sprache. Am besten gelingt der
Sprachwitz bei der Beschreibung sozialer Machtstrukturen im
Alltagsleben.
Aktuell will jeder Verlag pro Saison mindestens eine Neuentdeckung präsentieren und nicht nur Absolventinnen und Absolventen von Dichterschulen werden von den Lehrenden gleich in großen Verlagshäusern untergebracht. Doch das gilt primär für Debütromane, weshalb Verleger mitunter zu genremäßigen Mogelpackungen greifen. So ist Birgit Birnbachers Prosadebüt "Wir ohne Wal" eigentlich kein Roman -übrigens genauso wenig wie Eva Schmidts Buch "Das Jahr ist lang", das es auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis schaffte. In beiden Fällen aber ist das eine Stärke der Autorinnen, die mit
"Warum die Herren Seesterne tragen": Anna Weidenholzers leiser neuer
Roman beleuchtet Unspektakuläres so, dass es als das Entscheidende im
Leben der Menschen kenntlich wird.
Daniel Wissers Gedanken-Kopfstände rücken manches zurecht, was der
vertrauten Perspektive entgeht. "Kein Wort für Blau" bietet kurze
Prosatexte über absurde Begebenheiten und skurrile Persönlichkeiten.
Alfred Kolleritsch hat ein Stück österreichische Literaturgeschichte
geschrieben: als Begründer und Herausgeber der Literaturzeitschrift
und Talenteschmiede "manuskripte" und auch als Autor. Zu seinem 85.
Geburtstag wird nun sein Roman "Allemann" neu aufgelegt.
Vater-und großelternlos aufgewachsen im Sozialbau, verbindet den
16-jährigen Luis mit der Mutter vor allem der Alkoholmissbrauch. In
der Clique ist er "ein Bringer" und in der Hierarchie weit oben.
Verena Güntners Debütroman ist eine Geschichte aus dem Jugendmilieu.
Ein melancholischer Heizungsableser sucht in Radek Knapps jüngstem
Roman "Der Gipfeldieb" nach Zufriedenheit - in einem Leben voll
Skurrilem und Absurdem.
Vielleicht ist es gerade die Orientierung auf die Oberfläche der
Körper und Dinge, die dem Nerv der Zeit entspricht, den Olga
Grjasnowa mit ihrem Werk angeblich trifft.
Nach der Lektüre des Romans "Chronik einer fröhlichen Verschwörung"
bleibt ein gewisses Unbehagen über die hier angehäuften Akte der
Inhumanität und Rücksichtslosigkeit, auch wenn sie vorgeblich dem
Aufbrechen von Denkschleifen und Vorurteilen dienen wollen.
Natascha Wodins Roman über eine 63-jährige Berufsjugendliche, die
sich allein an der Schwelle zum Alter wiederfindet, "als wäre sie aus
dem Fiasko ihrer Jugend nahtlos ins Fiasko ihres Alters gestürzt".
Essays, Erzählungen, Reportagen und Gedichte von Franz Tumler aus den
Jahren 1946-1991 bietet der Band "Hier in Berlin, wo ich wohne".
Tumler gelingen dichte Miniaturen, in seinen Texten wird aber nicht
nur hingeschaut, sondern auch viel weggesehen.
VOR 150 JAHREN WURDE DIE WIENER RINGSTRASSE ERÖFFNET. GEWALTIGEN
SPEKULATIONEN FOLGTE EIN BÖRSENKRACH. NUR SPUREN DAVON FINDEN SICH IN
DER LITERATUR DIESER ZEIT.
Ein derartiges Editionsgewitter zum Ers ten Weltkrieg hat wohl niemand erwartet, und es dauert mittlerweile schon gut ein Jahr an, schließlich haben die ganz Schlauen schon 2013 Buch um Buch herausgebracht. Unübersehbar ist die Liste der historischen Neubesichtigungen und Detailstudien. Aber auch literarische Neuauflagen sind eine Möglichkeit zur Revision unseres Bildes vom Großen Krieg beizutragen und können vergessene und übersehene Romane und Autoren neu zur Debatte stellen.Der Aufbau Verlag hat nicht gekleckert sondern gleich eine vierbändige Kassette herausgebracht, die auf den
Seit W. G. Sebald 1999 in seinem Essayband "Luftkrieg und Literatur" dreist behauptete, es habe keine literarische Verarbeitung der alliierten Luftangriffe gegeben und dabei einfach alle vergessenen Romane zum Thema übersah, werden derartige Absenzerklärungen recht leichtfertig abgegeben. Ein Kritiker hat vor kurzem behauptet, Scheidungen seien in der deutschsprachigen Literatur kaum ein Thema, obwohl die junge Literatur voll ist damit; ein anderer meinte zum Gedenkjahr 2014, in Österreich würde sich die Literatur nicht mehr für den Ersten Weltkrieg interessieren, obwohl gerade in den
In "Glücklich die Glücklichen“ beschreibt Yasmina Reza Menschen, die ohne Geldsorgen auch nicht glücklich sind.Yasmina Reza, 1959 in Paris geboren, gilt als meistgespielte zeitgenössische Dramatikerin, ihr Erfolgsstück "Der Gott des Gemetzels“ hat Roman Polanski 2011 verfilmt. Ihre Figuren kommen meist aus dem (groß)bürgerlich jüdischen Milieu, dem sie selbst entstammt und das sie in ihren Ritualen und Verlogenheiten mit Witz und flotten Dialogen vorführt. Auch wenn sie die Zuordnung zum Boulevardtheater zurückweist, einer klamaukigen Inszenierung setzen ihre Texte zumindest
Bertha von Suttner, deren Todestag sich am 21. Juni zum 100. Mal
jährt, prangerte 1889 in "Das Maschinenalter" Missstände der Zeit und
die Probleme des Militarismus an. Im selben Jahr erschien auch "Die
Waffen nieder!".
Maxim Biller mag überall sein, in den Kopf des polnischen Schriftstellers Bruno Schulz schafft er es nicht, obwohl der Titel seines neuen Buches eben das verheißt. Auch an dessen ganz eigene poetische Kraft, aus fantastischen Sprachbildern realistische Erzählgeflechte zu formen, reicht Biller nicht heran. Vielmehr sieht er von außen seiner Bruno Schulz-Figur zu, die von dunklen, historisch durchaus realistischen Ängsten beherrscht, in einem Kellerloch einen brieflichen Hilferuf an Thomas Mann verfasst.Biller nimmt Details aus dem wirklichen Leben von Bruno Schulz, reichert sie mit
Im Jahr 1919 erschien der Antikriegsroman "Homo Der Roman einer Zeit" von Marie Eugenie delle Grazie, der mit einem langen Kapitel an der Front einsetzt und die Flüchtlingsströme aus den umkämpften Kronländern ebenso thematisiert wie die Auswirkungen des Kriegs im Hinterland.Geboren 1864 in Weißenkirchen/Banat, gestorben 1931 in Wien, gehört delle Grazie jener Generation an, die, wie Marie von Ebner-Eschenbach oder Ferdinand von Saar, zwischen zwei prominente Kapitel der österreichischen Literaturgeschichte - Grillparzer und Jung Wien -geraten sind. Sie begann als Lyrikerin, und wurde
1928 erschien mit "Schlump“ von Hans Herbert Grimm ein "Antikriegsroman“ über den Ersten Weltkrieg. Nach der Bücherverbrennung 1933 verschwand er aus dem kollektiven Gedächtnis.Als "grandiosen Antikriegsroman“ kündigt der Verlag das Buch des Lehrers Hans Herbert Grimm aus Thüringen an. Der Titel ist burlesk: "Schlump. Geschichten und Abenteuer aus dem Leben des unbekannten Musketiers Emil Schulz, genannt ‚Schlump‘“. Das Buch erschien 1928 im renommierten Verlag Kurt Wolff, der damals meinte, "soviel wie hier, werden sie schon lange nicht mehr gelacht haben“, und die Frage:
Am 25. März 1928 begann in der Berliner Illustrirte Zeitung der Abdruck von Leo Perutz’ Roman "Wohin rollst Du, Äpfelchen …“. Bemerkenswert war die vorangegangene Werbeaktion des Ullstein-Verlags. Auf knallorangen Plakaten stand nur das Wort "Wohin“, eine Woche später überklebt mit der Aufschrift "Wohin rollst Du, Äpfelchen?“ Eine Woche darauf erfuhren die Berliner, dass es sich dabei um den neuen Fortsetzungsroman von Leo Perutz handelte.Dass die Berliner Illustrirte Zeitung in der Folge ihre Auflage um 30.000 Exemplare steigern konnte, verdankte sie zu einem Teil aber auch dem
Eine SpurensucheHermann Broch beginnt 1928, nach dem abgewickelten Verkauf der elterlichen Spinnwarenfabrik in Teesdorf, mit der Konzeption seiner "Schlafwandler“-Trilogie, 1932 erschien der dritte Teil "Huguenau oder die Sachlichkeit“.Die Handlung setzt 1917 ein. Auch der junge Huguenau, Textilfabrikantensohn aus Colmar, wird eingezogen. Allerdings nutzt er die erste Möglichkeit zur Desertion, schlägt sich irgendwie durch und landet in Kurtrier, ohne konkrete Pläne und ohne Geld. Er horcht sich ein wenig um und schon ist beides zur Hand. Huguenau redet den Honoratioren des Ortes ein,
Am 10. November 1928 begann die Berliner Vossische Zeitung mit dem Vorabdruck von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues", im selben Jahr erschien Ludwig Renns Roman "Krieg". Das war der Auftakt der neuartigen Frontromane in Deutschland. War in den Kriegsbüchern bis dahin "der Krieg immer etwas 'Außergewöhnliches'", wird er nun etwas "ungeheuer Gewöhnliches", schreibt Joseph Roth über Siegfried Kracauers ebenfalls 1928 anonym erschienenen Roman "Ginster". Und 1928 legte auch Rudolf Geist mit "Der anonyme Krieg" einen österreichischen Antikriegsroman vor, der mit aufgerissener
Verena Rossbachers Debütroman "Verlangen nach Drachen" wurde 2009 ein Überraschungserfolg. Proportional zur Distanz von Wien stieg die Bereitschaft, die großzügigen Anleihen bei Friedrich Torberg oder Heimito von Doderer als originell zu lesen und "gut abgehangene Klischees"(Falter) für "Züge eines angeschrägten Wiener Originals"(Süddeutsche Zeitung) zu halten. Das "Dauerfeuer einer plauderseligen Komik" (Neue Zürcher Zeitung) ließ allenfalls auf ein wenig mehr Disziplin beim nächsten Buch hoffen. Vorsichtshalber hat die Autorin Einwände in Richtung Verschwurbeltheit, die sie
Im Jahr der Erinnerung an 1914 ist Karl Kraus' "Die letzten Tage der
Menschheit" allgegenwärtig. Doch es lohnt auch der genaue Blick in
andere Literatur, die bisher weniger beachtet wurde.
Mann zwischen zwei FrauenAntonio Fian ist der ungekrönte König im Feld des bissigen Dramolettes. Unermüdlich, immer intelligent und hinterhältig spießt er damit Schräglagen der Gesellschaft wie des Literaturbetriebs auf. 1992 erschien sein erster, gekonnt verquerer Roman "Schratt“, dem Wendelin Schmidt-Dengler immerhin attestierte, dass man am Ende das Buch gleich noch einmal von vorne beginnen möchte.22 Jahre später folgt nun der nächste Roman, und hier ist eine zweite Lektüre zumindest keine Notwendigkeit. "Das Polykrates-Syndrom“ ist ein gefällig durcherzählter Roman aus dem
Seit seinem Debütroman "Mäandertal“ 1994 erzählt der Schweizer Markus Ramseier von sympathischen Außenseitern; sie haben einen wachem Blick für die Schräglagen unseres Alltags, sind voller Skurrilität und verfolgen klar umrissene Obsessionen. Dem Flurnamenforscher Hitz aus dem Debütroman folgten ein Renntaubenspezialist und ein Erdbeben- und Höhlenfachmann; in seinem nunmehr vierten Roman "Vogelheu“ ist es ein alter Weinbauer und Schneckenafficionado, der noch dazu Schneck heißt. Ihn lernen wir allerdings mit den Augen seiner Enkelin Flo kennen, die nach der "Matur“ in ein
Der Nachlass der Kunsthistorikerin und Schriftstellerin Lilly Sauter, geboren 1913 in Wien und 1972 in Innsbruck verstorben, gelangte 2004 an das Brenner-Institut. Sie war 1950 bis 1958 Mitarbeiterin am Innsbrucker Institut Français und seit 1962 Kustodin auf Schloss Ambras. Hier organisierte sie die Sammlungen völlig neu und gründete die bis heute bestehenden Ambraser Schlosskonzerte.Kunst und IntimsphäreNun liegt als erste Frucht der Arbeit am Nachlass der Band "Mondfinsternis“ vor, der die beiden Interessen Sauters vereint: das Thema ist überwiegend die Kunst, das Medium ist die
Diesen Samstag findet in Wien ein großer Poetry Slam statt - ein freies, schräges Wettlesen. Soziohistorische Überlegungen zu einem literarischen Megaevent der anderen Art.
LITERATUR KANN MAN LESEN, ABER AUCH AUSSTELLEN. FRÜHER WURDE EINE
FÜLLE VON DOKUMENTEN IN ÜBERVOLLEN VITRINEN PRÄSENTIERT. HEUTE
DURCHBRECHEN INSZENIERUNGEN IM RAUM GEWOHNTE LESARTEN UND ZEIGEN DIE
AKTUALITÄT DER LITERATUR.
Daniel Wisser schrieb eine musikalische Prosa über einen Teamleiter im Callcenter einer Computerfirma.Würde eine Autorin einen Roman über Beziehungsunfähigkeit und Empathieresistenz männlicher Zeitgenossen schreiben, könnte Daniel Wissers Hauptfigur herauskommen. Allenfalls wäre eines seiner momentanen Hauptprobleme konkreter benannt: das verfrüht einsetzende Klimakterium mit Schweißausbrüchen. Schlafstörungen, Depressionen. Ein erfolgreich tabuisiertes Thema, wer will schon in Zeiten verordneter ewiger Jugend den konkret datierbaren Eintritt ins Stadium des Alters wahr
Die renommierte Literaturwissenschaftlerin, -kritikerin und Literatin Ruth Klüger erhält den 11. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil. Eine Würdigung.Die Geschichte sei erschütternd, entspreche aber nicht "den literarischen Standards seines Hauses“, urteilte einst Siegfried Unseld über das Manuskript von Ruth Klügers KZ-Erinnerungen "weiter leben“. Zwar war der enorme Erfolg des Buches, das dann 1992 im Wallstein Verlag erschien, nicht abzusehen, aber dieses Diktum verrät doch einiges von der Selbstüberhebung maßgeblicher Akteure im Kulturbetrieb. Die
Julya rabInowIch Ist bIldende KünstlerIn, dolmetscherIn - und
schrIftstellerIn. eIn gespräch über Ihre prosawerKe "spaltKopf" und
"herznovelle", über Ihre arbeIt mIt flüchtlIngen und über verdrängung
und obsessIon.
Während für alle anderen Künste gilt, dass sie der jeweiligen Gegenwart etwas "Neues", auch Dissonantes, entgegensetzen, wird von Literatur gerade in Phasen wachsender Unsicherheiten erwartet, sie möge sich auf bewährte Konzepte besinnen, also wieder ordentlich erzählen. Kein Kunstkritiker würde angesichts der globalen und medientechnischen Verwerfungen der Bildenden Kunst ernsthaft vorschlagen, sie solle auf das Genre-Bild zurückgreifen, damit sie wieder verständlich werdeFreilich arbeitet Literatur immer noch mit denselben 26 Buchstaben, während den anderen Künsten neue
Greißlersterben und Postamtschließungen, Verzicht auf öffentlichen Verkehr und Telefonzellen: Über das Sterbenlassen des ländlichen Raums durch Privatisierung und Anonymisierung.Vor einiger Zeit war im verdienstvollen Kultursender Ö1 eine Diskussion über das Problem Provinz zu hören. So nannten es die diskutierenden Soziologinnen und Soziologen allerdings nicht, sie sprachen von der Notwendigkeit, regionale Strukturen zu schaffen, um der Landflucht entgegenzuwirken.Das ist ein nicht untypisches Phänomen: Sind funktionierende Strukturen erfolgreich demontiert worden, egal ob der
Als Günther Nenning starb, protestierte Brigitte Schwaiger gegen die Geschmacklosigkeit, dass keiner der Nachrufe ohne den Begriff des „Wurschtels“ auskam. Nun, da Brigitte Schwaiger, geboren am 6. April 1949 in Freistadt, tot in der Donau treibend aufgefunden wurde, verteidigt niemand sie gegen den posthumen Rufmord: Unwidersprochen verwenden alle Meldungen die Formulierung, sie habe mit ihren späteren Werken nicht mehr an den phänomenalen Erfolg ihres Romanerstlings „Wie kommt das Salz ins Meer“ (1977) „anknüpfen können“. Das weist die „Schuld“ ihrem Versagen zu und
Ein Sammelband vermittelt einen Überblick über die Bandbreite von Joe Bergers Arbeiten.„Original aus Kaltenleutgeben“, Lebenskünstler, Kampftrinker und „Großzelebrator des Spontanen“ – so lauten die Schlagworte, mit denen Joe Berger als Wiener Szenefigur versehen wurde. Damit kann man sich einen kritischen Geist auch gut vom Leibe halten und sein anarchisches Potenzial verharmlosen. Der Blick bleibt dabei starr auf die Person gerichtet, all das, wogegen „Originale“ wie er protestierten und anlebten, genauso wie all das, was sie davon in ihrem Werk verarbeiteten, bleibt
Reinhard Kaiser-Mühlecker führt in seinem zweiten Roman nach Hallstatt.An positiven Reaktionen mangelte es bei Reinhard Kaiser-Mühleckers Debütroman „Der lange Gang über die Stationen“ (2008) nicht: „unheimlich präzise“ und „sehr anschaulich“ sei die Sprache seiner oberösterreichischen Dorfgeschichte, der junge Autor habe einen „beobachtungsgenauen Blick“, was immer man sich darunter genau vorzustellen hat. Kritische Einwände waren spärlich, und der Autor demonstrierte seinerseits einiges an Selbstvertrauen. Er berief Handke als Kronzeugen; Stifter lernte er erst nach
Die Fragen, die Anton Thuswaldner im November-Booklet aufwarf, sind zu interessant, um von Personalisierungen zugedeckt zu werden.Natürlich ist Aufklärung ein historischer Epochenbegriff, aber er bezeichnet auch eine Haltung, die auf gesellschaftlichen Fortschritt oder, vorsichtiger ausgedrückt, auf die gesellschaftspolitische Verantwortlichkeit des Individuums setzt. Kunst, die sich diesem Prinzip verpflichtet fühlt, kann dafür mehr mit inhaltlichen oder mehr mit formalen Mitteln arbeiten. Trifft sie die Fragen der Zeit, lösen beide Varianten Verstörung aus, die Gesellschaft reagiert
Die Romane des 1925 ermordeten Bruno Bettauer sind allemal einer Relektüre wert – selbst in zweifelhafter Textgestalt.Als Band zwei der Reihe „Revisited“ präsentiert der Wiener Milena Verlag den Roman „Hemmungslos“ aus dem Jahr 1920. Sein Autor Hugo Bettauer, so heißt es im Nachwort, sei heute „Menschen auf der Straße“ kaum mehr bekannt – das gilt allerdings für viele Autoren und Autorinnen der Zwischenkriegszeit, die nicht durch (Fernseh-) Verfilmungen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden. Literarisch Interessierten aber ist Bettauer, dessen „Stadt ohne
Peter Handke beschreibt, was er sieht, und zeigt, dass alles Gesehene im erzählen immer schon ein Interpretiertes ist.Im Mai 2008 verbrachte Peter Handke neuerlich eine Woche in der serbischen Enklave Velika Hoca im südlichen Kosovo, um den etwa 600 Bewohnern Fragen zu stellen und Antworten zu notieren - ein Programm, das er rasch verwirft. Zwar berichtet er auch, was viele Einzelne ihm erzählt haben, aber er tut das im Rückblick und mit der Geste des Schriftstellers, der ein poetisches Gewebe schafft, das mehr vermag als eine Reisereportage.Handke ist ein aufmerksamer Beobachter, der sich
Elfriede Jelineks Wirtschaftskomödie "Die Kontrakte des Kaufmanns" und Robert Menasses "Faustspiel": Zwei exemplarische Versuche der literarischen Krisenrezeption.Der aktuelle Crash wird wie jener von 1929 eine Reihe von Krisenerzählungen nach sich ziehen, die seine sozialen Folgekosten vermessen. Schwieriger ist es, literarisch die Mechanismen zu zeigen, die zum Kollaps der globalisierten Finanzmärkte geführt haben. Ein Kritiker schlug Goethes "Faust II" für den Krisenspielplan vor; das ist keine schlechte Wahl, was die Rücksichtslosigkeit der kapitalistischen Modernisierer gegen Umwelt
Mit dem ersten literarischen Werk wagen die Autoren den Sprung ins kalte Wasser. Die heimische Literatur hat im Jahr 2008 eine überraschend große Zahl an Debüts von beachtlicher Qualität aufzuweisen.Es war 1999, als ein deutscher Kritiker das "Fräuleinwunder" erfand und das Magazin einer kurz darauf untergegangenen heimischen Buchhandelskette den "Klub der jungen Dichter: jung + schön = Bestseller" ausrief. "Deutschlands jüngster Autor der Verlagsgeschichte" - so kündigte Kiepenheuer & Witsch den damals 17-jährigen Benjamin Lebert an und konnte darauf zählen, dass die Lesungen zum
Vor 150 Jahren wurde Rosa Mayreder geboren: Eine Pionierin der Frauenbewegung, eine Vorkämpferin an der Schwelle zur "neuen Zeit", die zeitlebens eine Zerrissene blieb.Die erste bürgerliche Frauenbewegung, die sich 1893 im "Allgemeinen österreichischen Frauenverein" sammelte, stellt Chronist/inn/en vor eine Reihe von Schwierigkeiten. Dass rasch und in wechselnden Konstellationen Zank und Hader ausbrach zwischen Rosa Mayreder, Auguste Fickert (geboren 1855), Marie Lang (geboren 1858) und Marianne Hainisch (geboren 1839), wird als peinlich empfunden und mit gewundenen Formulierungen
Überzeugendes Erzähldebüt der jungen Amerikanerin Karen Russell.Das fulminante Prosadebüt der 1981 in Miami geborenen Karen Russell erschien 2006 mit dem Titel "St. Lucy's Home for Girls Raised by Wolves" und wurde für den "First Book Award 2007" nominiert. Trotzdem ist es eine mutige Entscheidung des Schweizer Verlags Kein und Aber, diesen Erzählband zu präsentieren, denn im Lizenzgeschäft aus dem angloamerikanischen Raum dominiert eher die Roman-Dutzendware.Verwunderlich ist allenfalls, dass für die deutsche Ausgabe eine andere Erzählung titelgebend wurde: "Schlafanstalt für
Der Horlemann-Verlag ermöglicht die Wiederentdeckung des Schriftstellers Wolfgang Bittner.Wolfgang Bittner ist einer der bedeutendsten Autoren Deutschlands“, heißt es auf einem Werbeblatt für seinen Roman „Der Aufsteiger“. Das mag etwas vollmundig klingen, aber die Absicht ist ehrenwert; einer der bekanntesten ist Bittner jedenfalls leider nicht. Dass der Horlemann Verlag in Bad Honeff drei Jahrzehnte nach seiner Erstpublikation nun Bittners Roman neu präsentiert, ist eine lobenswerte Initiative und hoffentlich eine Chance, den 1941 in Gleiwitz geborenen Autor wieder in die Debatten
Sabine Groschup mixt in ihrem Krimi bewährte Zutaten lustvoll zusammen. Ihre Kommissarin jagt nicht nur nach Tätern.Nach ihrem Romandebüt "Alicia und die Geister" (2005) legt die 1959 in Innsbruck geborene Filmemacherin Sabine Groschup - vielleicht den Marktmechanismen folgend - mit "Teufels Küche" ihren ersten Krimi vor, in dem sie bewährte Zutaten lustvoll zusammenmixt.Da ist die auf ihr Aussehen nicht besonders bedachte Wiener Polizistin Merle Kraft, die trotzdem intensiv mit ihrem schwer zu bändigenden roten Kraushaar beschäftigt ist - im Frisiersalon setzt die Handlung denn auch
Margit Schreiners Essays stellen „Grundwahrheiten“ auf den Kopf oder eigentlich auf die Beine, wenn auch immer auf andere.Schon nehmen die Überschwemmungen zu und die großen Stürme, schon privatisieren wir unser Wasser und die Post, versagt die Bahn, wird das Öffentlich-Rechtliche privatisiert und kommerzialisiert. Schon wird Bildung auf Wissen reduziert und Kultur kommt als Information in die Schiene. Schon wackelt der Sozialstaat. Schon regiert der Quotenwahn.“ So ist es und da gibt es eigentlich nur einen Trost: In die nächste Buchhandlung gehen – falls die nicht schon den
Sylvia Geists Novelle ist mehr als eine Urlaubsgeschichte, aber eine gute Urlaubslektüre.Die Bücher des jungen österreichischen Luftschacht-Verlages genauer anzusehen, ist fast immer ein lohnendes Unterfangen. Sie sind nett gemacht, gut lektoriert, die Covers so dezent wie originell und die Dichte an bemerkenswerten Debüts - zuletzt etwa Ruth Cerha - ist beachtlich. Nun präsentiert der Verlag mit der Novelle "Der Pfau" den erste Prosaband der 1963 in Berlin geborenen Sylvia Geist, die als Lyrikerin 2002 den Lyrikpreis Meran erhielt.Schräge ZutatenDer weiße Buchumschlag zeigt im unteren
Gerhard Falkners Erzähler sucht Bruno, den Bären, und sich selbst.Am Coverbild von Gerhard Falkners Novelle "Bruno" sind alle drei zu sehen: die Alpen, der Bär und der einsame Wanderer; majestätisch unberührt, unbekümmert stark und geduckt tastend, so ist die Rollenverteilung, wie sie die Bildmontage suggeriert. In Leuk im Wallis treffen sie zusammen und werden einander doch verfehlen. Der Erzähler ist nicht in der besten Verfassung, das ist von Anfang an klar."Ich aber war schon immer ein Spitzenreiter im Rennen um die aberwitzigsten Schicksalsschläge. … Kurz bevor ich in die
Marlene Streeruwitz folgt in ihrem neuen Roman einem egomanen Aufsteiger und seinen Gedanken und Gedankenhopsern.Klappentexte können reißerisch sein, an die Fakten sollten sie sich aber doch halten. "Der Held", so ist zu Marlene Streeruwitz' neuem Roman "Kreuzungen" zu lesen, "macht sich auf, zu den Allerreichsten der Welt zu gehören. Dazu beendet er sein bisheriges Leben, aus dem sein Reichtum hervorgegangen ist. Er verlässt Wien und seine Frau, die Kinder und sogar seine Therapeutin. Eine Schönheitsoperation eröffnet sein neues Leben." Das könnte einen interessanten Roman ergeben,
Stromaufwärts, strombabwärts. Die Schifffahrt auf der Donau hat hierzulande eine lange Tradition. Jetzt hat sie auch eine eigene Ausstellung.Radfahrer, die vor allem lange und malerische Routen bevorzugen, kennen die Strecke entlang der Donau von Passau nach Wien. Wer dabei durch die Wachau radelt, sollte das Schifffahrtsmuseum Spitz besuchen, schließlich nutzt der Donauradweg über weite Strecken die alte Trasse des Treppelweges, auf dem einst lange Pferdezüge die Schiffe stromaufwärts schleppten. Die Wiener Roßauer Lände hat im Übrigen ihren Namen von den Schiffspferden, für die
Hansjörg Zauner schafft poetische Luxusgüter und sprengt Dogmen des Denkens.Mehr als ein Dutzend Bücher hat Hansjörg Zauner, Sprachartist mit eigenwilligen "Denkfiltern" und Professionist an seiner speziellen "wortmähmaschine", schon vorgelegt und alle sind poetische Luxusgüter. So ist denn auch "Luxus" der Titel des neuen Bandes, der 15 Abschnitte umfasst. Wie immer sind die angedeuteten Handlungselemente, etwa die Arbeit an der Verfilmung seiner 1999 erschienenen Prosastücke "Jolly", nicht das Entscheidende.Radikale Spracharbeiter wie Hansjörg Zauner haben es in der Rezeption schwer;
Wer sozialkritische Krimis mag, wird mit Manfred Wieningers nunmehr fünftem Marek-Miert-Krimi gut bedient.Auch im fünften Marek Miert-Krimi ist der Ex-Polizist immer noch ein einigermaßen heruntergekommener und technologisch unterversorgter "Diskont-Detektiv", wie er sich selbst annonciert. Ganz kann das Kokettieren mit dem Verlierer-Image natürlich nicht aufgehen, denn untrüglich ist der Instinkt seiner "Nasenhärchen" und im Zweifelsfall ist der Zufall immer auf seiner Seite, das ist gewissermaßen eine Grundbedingung jedes Serienhelden. Im Clinch liegt er nach wie vor mit dem Chef der
Zwischen Zürich und Wien rollt nicht nur der Fußball, sondern verkehren auch Nachtzüge, ideale Schauplätze für Handlungen aller Art.Der Schweizer Autor Hansjörg Schertenleib lebte 1986 längere Zeit in Wien und benutzte daher häufig die Nachtzug-Verbindung Zürich-Wien. Das ist zwanzig Jahre her, liegt also vor der Ära der Billigflüge. Die nächtigen Zugfahrten haben den Autor jedenfalls nachhaltig beschäftigt, und so ist viele Jahre später daraus die Idee geworden, vierzehn Autorinnen und Autoren auf die imaginäre Reise mit dem "Wiener Walzer" zu schicken.Der Nachtzug ist ein