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Auf den Spuren der Geschichte
Dort, wo der Bregenzer Wald und mit ihm die nördlichste Alpenkette in den Bodensee abfällt, steht seit zwei Jahrtausenden das alte Brigantium, unser schönes Bregenz. Eine Qual für den Stadtplaner, der in der Enge zwischen Berg und See nicht weiß, wo er seine Straßenzüge durchbrechen soll, ist die Quelle des Entzückens für den Feriengast und für den Bürger zugleich, dem der Kampf der Häuser und der Verkehrswege mit der Natur immer neue reizvolle Durchblicke für das Auge erschließt.
Bregenz' Geschichte beginnt 1500v.Chr. Der Boden beweist, daß unsere Stadt schon in der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends bewohnt gewesen ist. Der Ortsname ist keltisch, so wie die meisten Fluß- und Flurnamen des nördlichen Vorarlberg. Als die Römer den wichtigen Knotenpunkt in die Hand bekommen, schätzen sie ihn so hoch, daß sie den See Lacus Brigantinus nennen. Die spätere Namensgebung kommt nicht vom Osten, sondern vom Westen her: Bodensee wird er nach Bodan an einem seiner westlichen Ausläufer genannt, und bei Romanen und Engländern heißt er der „See von Konstanz“. Schade, daß sich der Römername des Bregenzer Sees nicht mehr durchgesetzt hat.
An die Römer erinnern unzählige Funde, die gegenwärtig im Vorarlberger Landesmuseum gezeigt werden. Auf dem Ölrain, etwa im Räume um die evangelische Kirche, gab es eine Militärstadt mit Forum und Tempeln, mit vornehmen Villen und Thermen. Auf die Römerzeit dürfte auch das Christentum in Bregenz zurückgehen, wenn auch die unmittelbare Tradition unterbrochen wurde. Als um 610 die Glaubensboten Kolumban und Gallus kamen, bestand noch eine kleine, der heiligen Aurelia geweihte Kirche.
Um 260 n. Chr. kommen die Alemannen und damit die heutigen Herren Vorarlbergs. Man darf sich nicht vorstellen, daß die früheren Einwohner, die romanisierten Kelten, spurlos verschwunden sind. Sie gingen vielmehr in dem sich nun bildenden Volke auf. Daß die Germanisierung Vorarlbergs in zwei Abschnitten vor sich ging, dafür gibt es eine eigenartige, aus philologischen' Gründen allein nicht zu erklärende Beobachtung. Im Norden des Landes werden römische Ortsnamen heute auf der ersten Silbe betont, im Süden dagegen auf der zweiten. Man sagt Götzis und Röthis, aber La-terns, Vandans oder Gaschurn. Bei der zweiten Gruppe war die gewohnte Betonung bereits so stark, daß sie bei der fortschreitenden Alemanni-sierung nicht mehr geändert werden konnte. Es handelt sich um einen völlig friedlichen Ein-schmelzungsvorgang, der im Montafon erst zu Beginn der Neuzeit abgeschlossen war, niemals aber zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Alemannisch und Romanisch geführt hat.
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