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Aus der Welt der Bibel

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Reich Gottes. Nach den Urkunden der Heiligen Schrift. Kösel-Verlag, München. 357 Seiten. Preis 14.80 DM.

Hinter diesem nicht ganz eindeutigen. Titel präsentiert sich eine ausgezeichnet zusammengestellte Auswahlbibel in einer neuen, kräftigen, dem hebräischen bzw. griechischen Uridiom abgelauschten, leicht verständlichen und schönen Uebertragung. Es ist eine bewundernswerte Leistung, die um so höher einzuschätzen ist, als die Bearbeiter den Wunsch hatten, ungenannt zu bleiben; wer aber eine der neuesten und besten Jobübersetzungen näher kennt, wird bald vermuten können, welchem Kreis von Theologen dieser wirkliche Dienst am Wort Gottes zu verdanken ist. Als Auswahlprinzip wurde das heilsgeschichtlich-kerygmatische Gewicht genommen, so daß nicht nur — wie schon früher — die spezifisch legalistischen Texte, sondern auch die typisch erzählenden Teile in den Hintergrund traten. So findet man hier zum Beispiel von den Plagen in Aegypten nur eine kurze Zusammenfassung, und sogar von den übrigen prachtvollen Erzählungen in der Josefsgeschichte wurde nur das Wesentliche und Verbindende übernommen. Dafür wird aber der Leser reichlich belohnt, denn ohne den historischen Zusammenhang und den profangeschichtlichen Hintergrund zu verwahrlosen, bevorzugen die Bearbeiter solche Perikopen, die die Idee und die Verwirklichung des Reiches Gottes, also der Heilsgeschichte und der christologischen Verkündigung, in ihren immer klarer werdenden Aussagen enthalten. Es ist somit begreiflich, daß auch die rein pädagogischen Lehren der Weisheitsbücher weniger Beachtung finden als die Psalmen (in der Uebersetzung von Romano Guardini) und die Propheten, und daß die neutestamentlichen Perikopen ungefähr die Hälfte des Buches füllen. Das Werk ist ein Zeugnis dafür, wie sich das Bibelinteresse verlagert und sich um das Verständnis des theologischen Inhaltes bemüht, weshalb wir auch den in Aussicht gestellten Kommentar besonders begrüßen. Nur hätten wir für das Werk einen klareren Titel gewünscht, denn es ist in jeder Beziehung — auch drucktechnisch — eine Meisterleistung, vor allem weil es gerade das enthält, was der heutige Bibelleser in der Heiligen Schrift sucht.

Der Begriff des Lichtes beim heiligen Johannes. Von Dr. Bernhard Bussmann. Verlag Regensberg, Münster. 48 Seiten. Preis 2.50 DM.

Diese kleine Schrift, deren Titel eine biblischtheologische Untersuchung vermuten läßt, ist jedoch in Wirklichkeit eher eine dogmatische Erläuterung jener komplexen Wirklichkeit, die der heilige Johannes in dem Begriff des Lichtes zusammenfaßt. Nach kurzen einleitenden Bemerkungen, unter anderem über den Lichtbegriff im Alten Testament, be- handeltn-det Verfassen, ydafe!Licht iandec Begegnung mit -dem.' Menschėn, das heißt also in «oteriologischer

Sicht und nach' seinem Gnadencharakter, ferner den verpflichtenden Charakter des Lichtes und schließlich das Licht „als absolutes, metaphysisches Gut“. Schon allein aus dieser letzten Bezeichnung geht hervor, daß diese Darstellung nicht als eine rein exegetische angesprochen werden kann. Daher findet man hier auch keine eingehende Behandlung über den Zusammenhang zwischen Licht und Leben. Der Verfasser hat sich eben ein anderes Ziel gesetzt. Die johanneischen Texte dienen hier als Ausgangspunkt für Gedankengänge und Schlußfolgerungen, die sich in ein schon feststehendes dogmatisches Schema einfügen lassen. Sehr wichtig ist folgende Erkenntnis: Obwohl das Licht sich wenigstens zunächst an den Verstand wendet, ist es doch nicht in erster Linie seine Aufgabe, eine möglichst weitgehende Kenntnis religiöser und sittlicher Wahrheit zu vermitteln, sondern mit einem notwendigen Maß an Wissen den Willen zu einem Höchstmaß an sittlich-religiöser Leistung anzuspornen. Es ist eine goldene Lehre, die echt johanneisch ist und die sowohl Exegeten wie Dogmatiker beherzigen sollten.

Die übernatürliche Hoheitsstellung Christi in der Kirche nach dem Epheserbrief. Von Dr. Anton Fuchs. Selbstverlag des Verfassers, Graz. 191 Seiten.

Diese Arbeit, die den Charakter einer Dissertation oder einer Habilitationsschrift trägt, ist eine ausgesprochen biblisch-theologische Untersuchung auf Grund des Epheserbriefes, wobei jedoch die allgemein-biblische und vor allem die ganze paulinische Gedankenwelt miteinbezogen wird. In zwei Kapiteln behandelt der Verfasser die übernatürliche Hoheitsstellung Christi zunächst für jeden Gläubigen und dann in der Gemeinschaft der Gläubigen, mit besonderer Berücksichtigung der paulinischen Lehre von der Kirche als dem mystischen Leib Christi. Praktisch alle Begriffe und Ausdrücke, auch solche, die nicht unmittelbar mit dem Thema Zusammenhängen, werden unter Berücksichtigung der ganzen einschlägigen — auch der neuesten und manchmal halbverschollenen — Literatur in ausführlichen Anmerkungen philologisch und sachlich behandelt. Darüber hinaus enthält das Werk eine Fülle von Exkursen über paulinische Grundbegriffe, wie Glaube, Liebe, Pneuma, Mysterion, die Formel „In Christus Jesus", Leib Christi, Pieroma usw. Dieser wissenschaftliche Apparat, der fast mehr als den halben Umfang des Werkes beansprucht, beeinträchtigt vielleicht ein wenig die Uebersichtlichkeit. Es ist eine saubere, wissenschaftlich einwandfreie Arbeit, ein Muster akademischer Akribie und gewissenhafter Vollständigkeit. Vor allem Bibelerklärer und gebildete Laien werden diese Untersuchung gerne benützen, weil sie, systematisch geordnet, fast einem Kommentar zum Epheserbrief gleichkommt und gleichzeitig den heutigen Stand der Wissenschaft

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