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Archäologie des Alten Testamentes

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Geschichte des Alten Testaments. Band II: Das Bundesvolk Gottes. Von Claus Schedl. Mit vier Karten. Tyrolia-Verlag, Innsbruck - Wien - München. 327 Seiten.

Die fast erdrückende Ausführlichkeit, mit der im ersten Band dieses Werkes die historische, kulturelle und religiöse Umwelt des Alten Testaments — vielleicht auf Kosten der Interpretation — behandelt wird, hat sich bereits als Vorteil erwiesen, weil der Verfasser sich gerade dadurch in diesem zweiten Band viel eingehender der eigentlichen Kommentierung, Sinndeutung und biblisch-theologischen Auswertung der wichtigsten Abschnitte widmen konnte. Auch wird die Aufmerksamkeit des Lesers in diesem Band, der die Geschichte von Abraham bis zur Richterzeit behandelt, nicht so stark durch Belege, Korrekturen und Einschränkungen unterbrochen, sondern trotz aller Kleinarbeit immer wieder auf die wesentlichen Erkenntnisse — zum Beispiel auf die Einmaligkeit der Zehn Gebote gegenüber dem „kasuistischen Recht” — gelenkt. Der Hauptwert liegt vor allem in der sachlich-objektiven Information, indem von jedem Einzelproblem die wichtigsten Lösungsversuche vorgetragen und anschließend kritisch beurteilt werden. Manchmal überrascht der Verfasser den Leser durch die Heranziehung einer wenig bekannten, aber wichtigen Veröffentlichung (S. 87), durch die vorbildliche Behandlung der Zahlensymbolik oder die Verwertung einer stilistischen Eigentümlichkeit (S. 239). Erneut findet man hier den Eindruck bestätigt, wie große Fortschritte die alttestamentliche Wissenschaft der letzten Dezennien. auch im einzelnen gemacht hat. Das zeigt sich zum Beispiel vor allem in der mit Recht sehr ausführlich behandelten Pentateuchkritik, die zwar nicht zur Gänze auf die bereits erzielten, inzwischen jedoch schon wesentlich abgeänderten Resultate verzichtet, aber darüber hinaus auf ganz neue, zum Beispiel formgeschichtliche, traditionsgeschichtliche und stilistische Erklärungsmomente aufmerksam macht. Wir verstehen, daß Schedl die katholische Grundhaltung irgendwie mit Gunkels „Sitz im Leben” verbinden möchte, aber gerade deshalb wäre vielleicht eine tiefergehende Charakteristik und Verwertung der altorientalischen und biblischen Sage (allerdings mit historischem Kern) angezeigt gewesen, vor allem in der Richtung, die Cyrus H. Gordon in seiner „Introduction to Old Testament” (deutsch: „Geschichtliche Grundlagen des Alten Testaments”) gewiesen hat. Vorbildlich ist zum Beispiel die Art, wie der Verfasser die literarische Gattung des Buches Ruth erläutert und somit die Erklärung erleichtert. Wir erwarten jetzt mit Spannung die Fortsetzung dieses Werkes, weil gerade der zweite Band sich als eine ausgezeichnete Einführung für angehende Exegeten, Theologen und gebildete Laien erweist. Der alte Schöpfer ist zwar überholt, aber der Südtiroler Bibelgelehrte hätte an dieser Wiedergeburt seines einbändigen Werkes eine reine Freude gehabt.

Lob Gottes aus der Wüste. Lieder und Gebete aus den Handschriften vom Toten Meer. Liebersetzt und eingeleitet von Georg Mo1in. Verlag Karl Alber, Freiburg-München. 67 Seiten.

Die bereits sehr umfangreiche Literatur über die in weitesten Kreisen bekanntgewordenen Handschriften vom Toten Meer (Chirbet Qumran) hat durch diese Veröffentlichung eine wertvolle Bereicherung erfahren. Wie schon wiederholt in dieser Zeitschrift berichtet wurde, enthalten diese Handschriften auch außerbiblische Texte, die aus einer vorchristlichen jüdischen Gemeinde stammen. Für die Verbreitung des Evangeliums können die Auffassungen und Einrichtungen dieser Sekte ein günstiges Klima geschaffen haben. Der als Spezialist auf diesem Gebiet international bekannte Verfasser — er schrieb u. a. eine umfassende Studie unter dem Titel: „Die Söhne des Lichts” — hat nun aus diesen außerbiblischen Texten eine Anzahl Hymnen, Lieder und Gebete übersetzt und mit einer ausführlichen Einleitung veröffentlicht. Eigentlich sind diese Seelenergüsse nicht als Hymnen anzusprechefi, sondern eher als Einzelklagelieder, die in dieser Beziehung den kanonischen Psalmen und, etwas abgewandelt, auch dem Buche Job ähneln. In der instruktiven Einleitung erklärt der Bearbeiter, daß seine Uebersetzung keine wissenschaftliche ist, auch wenn sie auf einet streng wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Texten beruht. Trotz der oft mangelhaften Unterlagen ist ihm tatsächlich eine verständliche und flüssig lesbare Uebertragung gelungen, die auch rhythmisch und in der Aufteilung der Verszeilen dem Original nahekommt und darüber hinaus den ganz eigenen Geist dieser Frömmigkeit atmet. Was die- inzwischen schon heftig umstrittene Frage über das Verhältnis zwischen dieser Qumran-Gemeinde und der frühchristlichen Kirche betrifft, so sieht Molin darin nicht „ein Mutter-Tochter-Verhältnis”, sondern die Beziehung einer älteren und jüngeren Schwester, deren beider Mutter eine Frömmigkeit ist, die priesterliche und prophetische Elemente des Alten Testamentes miteinander verbindet. Das Buch richtet sich an einen breiten Leserkreis, ist aber gleichzeitig als ein sehr wichtiger Beitrag zur neu- testamentlichen Zeitgeschichte zu betrachten.

Ich fand die Arche Noah. Mit Weib und Kind zum Ararat. Von Ferdinand Navarra. Mit 20 Bildtafeln und 2 Karten. Uebertragung von Cajetan Freund. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main. 202 Seiten.

Nach zwei vergeblichen Araratexpeditionen in den Jahren 1952 und 1953 brach der französische Industriekäufmann Ferdinand Navarra 1955 zum dritten Male auf und fand mit seinem 13jährigen Sohn am 6. Juli 1955 auf dem Gipfel (5165 Meter) einen großen, behauenen und größtenteils im Eis steckenden Balken, der vielleicht noch „in Verbindung mit anderen Teilen des Gerippes stand”. Weil der Amateurforscher keine entsprechenden Geräte bei sich hatte, sägte er ein Stück von eineinhalb Meter Länge ab und brachte es nach Frankreich. Die Experten erklären übereinstimmend, daß es Eichenholz ist, obgleich sie in der näheren Bestimmung voneinander abweichen. Nach einem spanischen Gutachten beträgt das Alter etwa 5000 Jahre. Hat damit Navarra, der seine Expeditionen in diesem merkwürdigen Buch ausführlich beschreibt, tatsächlich dlė Archė’Noah gefundeii? Er selbst ist fest davon überzeugt und schreibt:’ „Ich Bäbe die Arche Noahs gefunden.” Obwohl Navarra in aller Bescheidenheit zugibt, daß er weder Bibelexeget noch Archäologe ist, hat er einen Teil der einschlägigen Literatur nicht einmal schlecht verarbeitet. Daß er kein Fachmann ist, beweisen die kleinen Fehler, wie Maudeville statt Mandeville und Nisbis statt Nisibi, vor allem aber die Tatsache, daß er in seiner herrlichen Ahnungslosigkeit genau das Jahr 4484 für die Sintflut ansetzt, aber das alles ist in diesem Zusammenhang nebensächlich. Hauptsache bleiben seine Angaben und Funde, die zu einer ernsten wissenschaftlichen Ueberprüfung drängen, vor allem zur Karbonprobe, die der Verfasser auch in Aussicht gestellt hat.

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